Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Colum ging langsam der Länge nach durch den Saal und nickte und lächelte den Gesichtern zu seiner Rechten und Linken zu. Während ich meinen Blick durch den Saal wandern ließ, entdeckte ich ganz in der Nähe seines Sessels einen zweiten Eingang. Sie war also Absicht, diese Zurschaustellung seiner verkrüppelten Beine und seines wenig eleganten Watschelgangs auf dem langen Weg zu seinem Sitz. Absicht auch der Kontrast zu dem hochgewachsenen, kerzengeraden Körper seines jüngeren Bruders, der weder nach rechts noch nach links blickte, sondern geradeaus hinter Colum herschritt und dicht hinter dessen Sessel Stellung bezog.

Colum nahm Platz und wartete einen Moment, dann hob er die Hand. Der Dudelsack verstummte mit einem klagenden Laut, und die »Halle« begann.

Es wurde rasch klar, dass dies ein Anlass war, der regelmäßig stattfand und bei dem der Burgherr von Leoch Recht über seine Gefolgsleute und Pächter sprach, sich ihre Klagen anhörte und Streitigkeiten schlichtete. Es gab eine festgelegte Reihenfolge; der Schreiber mit dem schütteren Haupthaar las die Namen vor, und die Parteien traten der Reihe nach vor.

Einige Fälle wurden zwar auf Englisch vorgetragen, doch der Großteil des Geschehens spielte sich auf Gälisch ab. Ich hatte bereits festgestellt, dass diese Sprache mit großer Gestik und Mimik einherging, so dass es schwierig war, am Verhalten der Beteiligten abzulesen, welcher Ernst ihrem Fall gebührte.

Just als ich beschlossen hatte, dass ein Mann, ein ziemlich mottenzerfressenes Exemplar, dessen riesiger Sporran aus einem vollständigen Dachs bestand, seinen Nachbarn mindestens des Mordes, der Brandstiftung und des Frauenraubs beschuldigte, zog Colum die Augenbrauen hoch, sagte etwas Schnelles auf Gälisch, und schon hielten sich Kläger wie Beschuldigter die Bäuche vor Lachen. Schließlich rieb sich der Kläger die Augen, nickte und bot seinem Gegner die Hand an, während der Schreiber geschäftig vor sich hin kritzelte und sein Federkiel über das Papier schabte wie die Pfoten einer Maus.

Ich war die Fünfte auf dem Plan; eine Position, so dachte ich, die sorgfältig überlegt war, um den Anwesenden die Bedeutung meiner Anwesenheit in der Burg klarzumachen.

Aus Rücksicht auf mich wurde bei meiner Präsentation Englisch gesprochen.

»Mistress Beauchamp, würdet Ihr vortreten?«, rief der Schreiber.

Von Mrs. FitzGibbons überflüssigerweise angeschubst, stolperte ich auf die freie Stelle vor Colum hinaus und knickste unbeholfen, so, wie ich es bei den anderen Frauen gesehen hatte. Die Schuhe, die man mir gegeben hatte, hatten keinen rechten und linken Fuß, sondern bestanden nur aus einem Lederoval, was jede anmutige Bewegung erschwerte. Interessiertes Gemurmel ging durch die Menge, als Colum mir die Ehre erwies, sich von seinem Sitz zu erheben. Er reichte mir die Hand, und ich ergriff sie, um nicht auf die Nase zu fallen.

Während ich im Geiste noch die Schuhe verfluchte, richtete ich mich wieder auf, sah mich aber unvermittelt Dougals Brust gegenüber. Da er mich »entdeckt« hatte, war es anscheinend an ihm, offiziell um meine Aufnahme in Leoch zu bitten – oder meine Gefangenschaft, je nachdem, wie man es betrachten wollte. Ich wartete neugierig ab, was sich die Brüder zur Erklärung meiner Anwesenheit zurechtgelegt hatten.

»Sir«, begann Dougal und verbeugte sich formell vor Colum, »wir bitten um Nachsicht und Gnade in Bezug auf eine Dame, die des Beistands und einer sicheren Zuflucht bedarf. Als Mistress Claire Beauchamp, eine Engländerin aus Oxford, sich selbst von Räubern überfallen und ihren Bediensteten hinterrücks ermordet sah, floh sie in die hiesigen Wälder, wo sie von mir und meinen Männern gerettet wurde. Wir bitten darum, dass Leoch dieser Dame Zuflucht gewähren möge, bis …«, er hielt inne, und sein Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln, »bis wir ihre englischen Verwandten von ihrem Aufenthaltsort in Kenntnis setzen und ihre sichere Weiterreise arrangieren können.«

Die Betonung des Wortes »englisch« entging mir nicht – und mit Sicherheit auch sämtlichen anderen Anwesenden nicht. Ich war also zu dulden, jedoch als verdächtig zu betrachten. Hätte er französisch gesagt, hätte man mich als befreundet oder schlimmstenfalls neutral eingestuft. Möglicherweise würde es schwieriger werden als erwartet, von der Burg fortzukommen.

Colum verneigte sich huldvoll vor mir und bot mir die unbegrenzte Gastfreundschaft seines bescheidenen Herdes an. Ich knickste erneut, diesmal erfolgreicher, und zog mich wieder in die Menge zurück, gefolgt von neugierigen, aber mehr oder weniger freundlichen Blicken.

Bis zu diesem Punkt schienen die Streitfälle hauptsächlich für die Beteiligten von Interesse zu sein. Die Zuschauer hatten sich leise unterhalten, während sie darauf warteten, angehört zu werden. Mein Auftritt war mit interessiertem und, so dachte ich, beifälligem Gemurmel aufgenommen worden.

Перейти на страницу:

Похожие книги