»Einfacher?«, wiederholte ich ungläubig mit einem Blick auf sein zerbeultes Gesicht. Er war gerade dabei, sich mit der freien Hand vorsichtig die geprellten Rippen zu betasten, blickte aber auf und lächelte mich schief an.
»Aye. Sie ist noch sehr jung. Sie wäre vor allen, die sie kennen, beschämt worden und hätte lange gebraucht, darüber hinwegzukommen. Mir tut zwar alles weh, aber mir fehlt nichts Ernstes; ich bin in ein, zwei Tagen darüber hinweg.«
»Aber warum du?«, fragte ich. Er sah aus, als fände er die Frage merkwürdig.
»Warum denn nicht?«, sagte er.
Warum
»Nun, ein Musketendurchschuss des Trapezmuskels könnte als guter Grund gelten«, sagte ich trocken.
Er zog ein belustigtes Gesicht und betastete die erwähnte Stelle.
»Trapezmuskel, wie? Der war mir bisher unbekannt.«
»Och, da bist du ja, Junge! Wie ich sehe, hast du deine Heilerin schon gefunden; vielleicht werde ich ja gar nicht gebraucht.« Mrs. FitzGibbons zwängte sich durch den schmalen Torbogen auf den Hof. Sie trug ein Tablett mit einigen Gläschen, einer großen Schüssel und einem sauberen Leinenhandtuch.
»Ich habe ihm nur ein bisschen Wasser gegeben. Ich glaube nicht, dass er schwer verletzt ist, aber ich weiß nicht, was wir noch für ihn tun können, außer ihm das Gesicht zu waschen.«
»Och, es gibt doch immer etwas, was man tun kann«, sagte sie gemächlich. »Lass mich einen Blick auf das Auge werfen, Junge.« Jamie setzte sich gehorsam auf den Brunnenrand und wandte ihr das Gesicht zu. Ihre kräftigen Finger übten sanften Druck auf die rötliche Schwellung aus und hinterließen weiße Abdrücke, die jedoch schnell wieder verschwanden.
»Es blutet noch unter der Haut. Dann helfen Blutegel.« Sie hob den Deckel von der Schüssel, und mein Blick fiel auf mehrere schneckenähnliche Tierchen, die zwischen drei und fünf Zentimeter lang und mit einer widerwärtig aussehenden Flüssigkeit bedeckt waren. Sie hob zwei davon heraus, drückte einen auf die Haut unter dem Stirnknochen und einen direkt unter das Auge.
»Ist die Prellung erst da«, erklärte sie, »nützen Blutegel nichts mehr. Aber wenn man eine Schwellung hat wie hier, die noch wächst, heißt das, unter der Haut fließt Blut, und Blutegel können es heraussaugen.«
Ich sah fasziniert und angewidert zu. »Tut das nicht weh?«, fragte ich Jamie. Er schüttelte den Kopf, so dass die Blutegel obszön hin und her wackelten.
»Nein. Es fühlt sich nur ein bisschen kalt an.« Mrs. Fitz war mit ihren Töpfchen und Flaschen beschäftigt.
»Blutegel werden viel zu oft falsch angewendet«, erklärte sie mir. »Manchmal sind sie sehr hilfreich, aber man muss verstehen, wie sie wirken. Wenn man sie bei einer älteren Verletzung benutzt, saugen sie nur gesundes Blut, und der Verletzung hilft es nicht. Und man muss aufpassen, dass man nicht zu viele auf einmal benutzt; sie können einen Menschen auch schwächen, wenn er sehr krank ist oder schon viel Blut verloren hat.«
Ich hörte ihr respektvoll zu und merkte mir alles, obwohl ich aufrichtig hoffte, dass ich nie gezwungen sein würde, dieses Wissen anzuwenden.
»Und jetzt, Junge, spül dir hiermit den Mund aus; es reinigt die Wunden und lindert den Schmerz. Weidenrindentee«, erklärte sie an mich gerichtet, »mit etwas geriebener Lilienwurzel.« Ich nickte; ich erinnerte mich, in einer längst vergangenen Botanikstunde gehört zu haben, dass Weidenrinde in der Tat Salizylsäure enthielt, den Wirkstoff des Aspirins.
»Kann es denn nicht sein, dass die Weidenrinde die Blutung verstärkt?«, fragte ich. Mrs. Fitz nickte beifällig.
»Aye, manchmal. Deshalb verabreicht man danach eine ordentliche Handvoll in Essig getränktes Johanniskraut; das stillt Blutungen, wenn man es bei Vollmond sammelt und gut zerstampft.« Jamie spülte sich gehorsam den Mund mit der adstringierenden Lösung aus, auch wenn ihm der beißende Essig die Tränen in die Augen trieb.
Die Blutegel hatten sich jetzt vollgesogen und waren auf das Vierfache ihrer ursprünglichen Größe angeschwollen. Die faltige Haut der dunklen Tierchen war jetzt gespannt und glänzte; sie sahen wie runde, polierte Steine aus. Ein Egel fiel plötzlich ab und landete vor meinen Füßen auf dem Boden. Mrs. Fitz, die sich trotz ihrer Körperfülle mühelos bückte, hob ihn zielsicher auf und legte ihn wieder in die Schüssel. Sie fasste den anderen Egel vorsichtig direkt hinter dem Maul und zog sacht daran, so dass sich sein Kopf in die Länge dehnte.