Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Die Faust?« Mir blieb keine Zeit für weitere Fragen. Der Henkersknecht holte mit seiner gigantischen Faust aus und rammte sie Jamie in den Magen, so dass ihm keuchend der Atem verging und er sich vornüberkrümmte. Der Mann wartete, bis er sich wieder aufgerichtet hatte, bevor er näher trat und ihm ein paarmal scharf in die Rippen und auf die Arme hieb. Jamie unternahm keinen Versuch, sich zu wehren, sondern verlagerte nur das Gleichgewicht, um unter der Wucht der Attacke aufrecht stehen zu bleiben.

Der nächste Hieb traf ins Gesicht. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und schloss die Augen, als Jamies Kopf zurückfuhr. Der Henkersknecht ließ sich Zeit zwischen seinen Hieben und achtete darauf, sein Opfer weder niederzuschlagen noch zu oft dieselbe Stelle zu treffen. Diese Prügelstrafe war wissenschaftlich korrekt ausgeführt und zielte kunstfertig darauf ab, zwar blaue Flecken und Schmerzen zu verursachen, das Opfer jedoch nicht nachhaltig außer Gefecht zu setzen oder zu verstümmeln. Eines von Jamies Augen war geschwollen, und er atmete schwer, schien aber ansonsten nicht zu sehr mitgenommen zu sein.

Ich war so angespannt, dass es schmerzte, weil ich fürchtete, einer der Schläge könnte die verletzte Schulter erneut beschädigen. Meine Schlinge hielt im Moment noch, doch dieser Behandlung würde sie bald nicht mehr standhalten. Wie lange würde das noch so weitergehen? Im Saal war es still bis auf den klatschenden Aufprall der Hiebe und gelegentliche leise Grunzlaute.

»Der gute Angus hört auf, sobald Blut fließt«, flüsterte Mrs. FitzGibbons, die meine unausgesprochene Frage anscheinend ahnte. »Normalerweise, wenn die Nase gebrochen ist.«

»Das ist doch barbarisch«, zischte ich aufgebracht. Einige Umstehende sahen mich tadelnd an.

Anscheinend beschloss der Henkersknecht jetzt, dass die Bestrafung ihre vorgeschriebene Dauer erreicht hatte. Er holte aus und schlug mit voller Wucht zu; Jamie wankte und ging in die Knie. Die beiden Wachen eilten auf ihn zu, um ihn hochzuziehen, und als er den Kopf hob, konnte ich das Blut aus seinem aufgeplatzten Mund laufen sehen. Die Menge brach in erleichtertes Gemurmel aus, und der Henkersknecht trat zurück, zufrieden mit dem Ergebnis seiner Dienstpflichten.

Einer der Wachen hielt Jamie am Arm fest und stützte ihn. Jamie schüttelte heftig den Kopf. Das Mädchen war verschwunden. Jamie hob den Kopf und sah dem gigantischen Henkersknecht direkt in die Augen. Erstaunlicherweise lächelte er erneut, so gut er konnte. Die blutenden Lippen bewegten sich.

»Danke«, sagte er unter Schwierigkeiten und verneigte sich formell vor Angus, ehe er sich zum Gehen wandte. Die Menge richtete ihr Augenmerk wieder auf den MacKenzie und den nächsten Fall, der ihm vorgetragen wurde.

Ich beobachtete, wie Jamie den Saal durch die Tür am anderen Ende verließ. Da er mich jetzt mehr interessierte als Colums Gerichtsbarkeit, verabschiedete ich mich mit einem knappen Wort von Mrs. FitzGibbons und bahnte mir meinen Weg durch den Saal, um ihm zu folgen.

Ich fand ihn in einem kleinen Seitenhof, wo er an einer Brunneneinfassung lehnte und sich den Mund mit dem Hemdschoß betupfte.

»Hier, nimm das«, sagte ich und hielt ihm ein Taschentuch entgegen.

»Anh.« Er nahm es mit einem Geräusch entgegen, das ich für ein »Danke« hielt. Inzwischen stand die Sonne blass und wässrig am Himmel, und in ihrem Schein betrachtete ich den jungen Mann sorgfältig. Eine aufgeplatzte Lippe und ein heftig geschwollenes Auge schienen die schlimmsten Verletzungen zu sein, obwohl er Verfärbungen an Kinn und Hals hatte, die sich bald zu schillernd blauen Flecken entwickeln würden.

»Ist dein Mund innen auch verletzt?«

»Ah-hah.« Er beugte sich nieder, und ich zog seinen Unterkiefer herunter und klappte die Lippe sanft nach außen, um ihre Innenseite zu untersuchen. Er hatte einen tiefen Riss in der Wangenschleimhaut und ein paar kleinere blutende Stellen auf der Innenseite der Lippe. Mit Speichel vermischtes Blut quoll auf und lief über.

»Wasser«, sagte er mühsam und tupfte sich das blutige Rinnsal vom Kinn.

»Natürlich.« Zum Glück standen ein Eimer und ein Hornbecher auf dem Brunnenrand. Er spülte sich den Mund aus und spuckte mehrmals auf den Boden, dann spritzte er sich Wasser ins Gesicht.

»Warum hast du das getan?«, fragte ich neugierig.

Er richtete sich auf und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Vorsichtig betastete er die aufgeplatzte Lippe und zuckte leicht zusammen.

»Dem Mädchen angeboten, ihre Strafe auf dich zu nehmen. Kennst du sie?« Eigentlich widerstrebte es mir, ihn danach zu fragen, aber ich wollte unbedingt wissen, was hinter dieser quixotischen Geste steckte.

»Ich weiß, wer sie ist. Habe aber noch nie mit ihr gesprochen.«

»Warum hast du es dann für sie getan?«

»Was denn?«, fragte er. Er zuckte mit den Achseln, was ihn jedoch erneut schmerzhaft zusammenfahren ließ.

»Es wäre beschämend für sie gewesen, in aller Öffentlichkeit geschlagen zu werden. Für mich war’s einfacher.«

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