Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Doch jetzt ging Erregung durch den Saal. Ein kräftiger Mann trat auf die freie Stelle und zog ein junges Mädchen hinter sich her. Sie sah aus, als wäre sie etwa sechzehn, und hatte ein hübsches Gesicht, einen Schmollmund und langes blondes Haar, das von einem blauen Band zusammengehalten wurde. Sie stolperte in den Freiraum und blieb allein stehen, während sich der Mann hinter ihr auf Gälisch ereiferte, wobei er mit den Armen wedelte und hin und wieder demonstrativ oder auch anklagend auf sie zeigte. Leises Gemurmel durchlief die Menge, während er redete.

Mrs. FitzGibbons, deren Körpermasse auf einem stabilen Hocker ruhte, reckte neugierig den Hals. Ich beugte mich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Was hat sie getan?«

Die kräftige Matrone antwortete mir, ohne die Lippen zu bewegen oder den Blick vom Geschehen abzuwenden. »Ihr Vater wirft ihr Liederlichkeit vor; sie hätte sich ungehörig gegen seine Anordnung mit jungen Männern herumgetrieben«, murmelte Mrs. FitzGibbons und lehnte sich behäbig auf dem Hocker zurück. »Ihr Vater möchte, dass der MacKenzie sie für ihren Ungehorsam bestraft.«

»Bestraft? Wie denn?«, zischte ich, so leise ich konnte.

»Schsch.«

Vorn konzentrierte sich jetzt alles auf Colum, der das Mädchen und ihren Vater betrachtete. Er blickte vom einen zur anderen und begann zu sprechen. Stirnrunzelnd pochte er mit den Fingerknöcheln fest auf die Lehne seines Sessels, und ein Schauder lief durch die Menge.

»Er hat seinen Entschluss gefällt«, flüsterte Mrs. FitzGibbons unnötigerweise. Worin dieser Entschluss bestand, war ebenfalls klar; zum ersten Mal regte sich der Riese und löste in aller Ruhe die Schnalle seines Gürtels. Die beiden Wachen nahmen das verängstigte Mädchen bei den Armen und drehten sie so, dass sie Colum den Rücken zukehrte. Sie begann zwar zu weinen, bat jedoch nicht um Gnade. Die Menge beobachtete das Geschehen mit jener Art gebannter Erregung, die bei öffentlichen Hinrichtungen und Verkehrsunfällen herrscht. Plötzlich erhob sich eine gälische Stimme aus den hinteren Reihen, im Gemurmel deutlich zu hören.

Köpfe wandten sich, um den Sprecher auszumachen. Mrs. FitzGibbons reckte den Hals und erhob sich sogar auf die Zehenspitzen, um ihn zu sehen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was gesagt worden war, doch ich glaubte, diese Stimme zu erkennen, tief, aber sanft, und mit dieser bestimmten Art, den letzten Konsonanten fortzulassen.

Die Menge teilte sich, und Jamie MacTavish konnte ungehindert bis zu dem freien Platz vorgehen. Er neigte respektvoll den Kopf vor dem MacKenzie, dann ergriff er erneut das Wort. Was auch immer er sagte, schien auf Uneinigkeit zu stoßen. Colum, Dougal, der dünne Schreiber und der Vater des Mädchens, sie alle schienen sich zu ereifern.

»Was ist denn?«, murmelte ich Mrs. FitzGibbons zu. Mein Patient sah viel besser aus als bei unserer letzten Begegnung, wenn auch immer noch ein wenig blass, dachte ich. Er hatte irgendwo ein sauberes Hemd aufgetrieben; der leere rechte Ärmel war zusammengefaltet und steckte in seinem Kilt.

Mrs. FitzGibbons beobachtete das Geschehen mit großem Interesse.

»Der Junge hat angeboten, die Strafe des Mädchens auf sich zu nehmen«, antwortete sie geistesabwesend und lugte um einen Zuschauer herum, der vor uns stand.

»Was? Aber er ist verletzt! Das werden sie doch gewiss nicht zulassen!«, sagte ich, so leise es im Gemurmel der Menge ging.

Mrs. FitzGibbons schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht so sicher. Sie streiten gerade darüber. Es ist zwar durchaus möglich, dass ein Mann aus ihrem eigenen Clan das für sie auf sich nimmt, aber der Junge ist kein MacKenzie.«

»Nicht?« Ich war überrascht, denn ich war naiverweise davon ausgegangen, dass die Männer, die mich gefangen genommen hatten, alle aus Leoch kamen.

»Natürlich nicht«, sagte Mrs. FitzGibbons ungeduldig. »Seht Ihr denn seinen Tartan nicht?«

Natürlich tat ich das jetzt, nachdem sie mich darauf aufmerksam gemacht hatte. Jamie trug zwar ebenfalls einen Jagdtartan in Grün- und Brauntönen, doch es waren andere Farben als bei den meisten Männern. Es war ein tieferes Braun, fast wie Baumrinde, mit einem kaum sichtbaren blauen Streifen.

Anscheinend lieferte Dougal das entscheidende Argument. Die Gruppe der Beratenden zerstreute sich, und die Menge verstummte und wich abwartend zurück. Die beiden Wachen ließen das Mädchen los, und sie tauchte zwischen den Zuschauern unter. Jamie trat vor, um ihren Platz zwischen den beiden Männern einzunehmen. Entsetzt sah ich zu, wie sie Anstalten machten, seine Arme zu ergreifen, doch er sprach den Mann mit dem Gürtel auf Gälisch an, und die beiden Wachen traten zurück. Erstaunlicherweise blitzte ein breites, unverschämtes Lächeln in seinem Gesicht auf. Seltsamer noch war das Lächeln, mit dem der Riese darauf antwortete.

»Was hat er gesagt?«, wollte ich von meiner Dolmetscherin wissen.

»Er wählt die Faust statt des Riemens. Ein Mann hat diese Wahl, eine Frau nicht.«

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