Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Grigoriew setzte, ziemlich halbherzig und wie um der Form zu genügen, zu einem Ausbruchsversuch an. Er stand auf und machte einen Satz auf die Tür zu. Paul Skordeno sah für einen harten Mann ein bißchen phlegmatisch aus, aber er hatte den Flüchtling an der Krawatte, noch ehe Grigoriew einen zweiten Schritt tun konnte, und führte ihn behutsam, um keine Druckmale zu hinterlassen, zu seinem Stuhl zurück. Mit einem weiteren bühnenreifen Ächzen warf Grigoriew verzweifelt die Arme hoch. Das schwere Gesicht wurde dunkelrot und schmerzverzerrt, die breiten Schultern dehnten sich noch vor Erregung, und aus seinem Mund quoll ein trostloser Sturzbach von Selbstanklagen. Er sprach halb russisch, halb deutsch. Er verfluchte sich mit langsamer und heiliger Inbrunst, und danach verfluchte er seine Mutter, seine Frau, sein persönliches Pech und seine verhängnisvolle Schwäche als Vater. Er hätte in Moskau bleiben sollen, im Wirtschaftsministerium. Er hätte sich niemals von der Alma Mater fortlocken lassen sollen, nur weil sein törichtes Weib nach ausländischen Kleidern und Musik und Privilegien gierte. Er hätte sich längst von ihr scheiden lassen sollen, aber er könnte die Trennung von den Kindern nicht ertragen, ein Narr und ein Clown, der er sei. Er selber sollte in der geschlossenen Anstalt sitzen, nicht das Mädchen. Als er damals nach Moskau zitiert wurde, hätte er nein sagen, sich dem Druck widersetzen und, die ganze Sache nach seiner Rückkehr dem Botschafter melden sollen.

»Oh, Grigoriew!« rief er aus. »Oh, Grigoriew! Du bist so schwach, so schwach!«

Als nächstes ließ er eine Tirade gegen die Konspiration vom Stapel. Die Konspiration sei sein Fluch, mehrmals in seiner Karriere sei er gezwungen gewesen, mit den verhaßten »Nachbarn« bei irgendeinem blödsinnigen Unternehmen zu kollaborieren, jedesmal habe es mit einer Katastrophe geendet. Geheimdienstleute seien Verbrecher, Scharlatane und Narren, eine Clique von Ungeheuern. Warum waren die Russen so sehr in sie verliebt? Oh, das fatale Unvermögen zur Heuchelei in der russischen Seele!

»Die Konspiration hat den Glauben ersetzt!« jammerte Grigoriew den Versammelten auf Deutsch vor. »Sie ist unsere Ersatzreligion! Und ihre Agenten sind unsere Jesuiten, diese Schweine, sie machen alles kaputt!«

Er ballte jetzt die Fäuste und rammte sie sich in die Wangen, malträtierte sich in Gewissensbissen, bis Smiley ihn mit einem Wedeln des Notizbuches auf seinen Knien streng wieder zur Sache brachte: »Betreffs Madame Grigoriewa und Ihrer Kinder, Herr Botschaftsrat«, sagte er. »Es ist wirklich wichtig, daß wir wissen, um welche Zeit sie daheim zurückerwartet werden.«

Bei jedem erfolgreichen Verhör - so pflegt Toby Esterhase an dieser Stelle seiner Schilderung ex cathedra zu erklären - passiert eine einzige kleine Fehlleistung, die nicht wieder gutzumachen ist; eine einzige Gebärde, schweigend oder beredt oder sogar nur aus einem angedeuteten Lächeln bestehend oder der Entgegennahme einer Zigarette, die den Wechsel vom Widerstand zur Zusammenarbeit markiert. Grigoriew passierte - in Tobys Darstellung der Szene - seine Fehlleistung eben jetzt. »Sie wird um ein Uhr zu Hause sein«, murmelte er und vermied sowohl Smileys wie Tobys Blick.

Smiley sah auf seine Uhr. Zu Tobys geheimem Entzücken tat Grigoriew es ihm nach.

»Aber sie könnte sich verspäten«, wandte Smiley ein.

»Sie verspätet sich nie«, gab Grigoriew finster zurück.

»Dann darf ich Sie bitten, mit der Schilderung Ihrer Beziehung zu dem Mädchen Ostrakowa zu beginnen«, fuhr Smiley sofort sein schweres Geschütz auf - sagt Toby - und ließ die Aufforderung dennoch so klingen, als sei sie die natürliche Fortsetzung der Frage nach Madame Grigoriewas Pünktlichkeit. Dann zückte er die Feder, und zwar so, sagt Toby, daß ein Mann wie Grigoriew einfach gar nicht anders konnte, als ihm etwas zu schreiben zu liefern. Trotz alledem war Grigoriews Widerstandskraft noch nicht völlig verpufft. Seine Selbstachtung erforderte zumindest noch eine letzte Kundgebung. Also wandte er sich mit ausgestreckten Händen an Toby: »Ostrakowa!« wiederholte er mit übertriebener Verachtung. »Er fragt mich nach einer Person namens Ostrakowa? Ich kenne keine solche Frau. Vielleicht er, aber ich nicht. Ich bin Diplomat. Lassen Sie mich unverzüglich frei. Ich habe wichtige Termine.«

Aber seine Proteste verloren rasch an Dampf und auch an Logik. Grigoriew wußte das genauso gut wie alle anderen.

»Alexandra Borisowna Ostrakowa«, deklamierte Smiley, während er mit dem breiten Ende seiner Krawatte die Brille polierte:

»Eine junge Russin, aber mit französischem Paß.« Er setzte die Brille wieder auf. »So, wie Sie, Herr Botschafter, Russe sind, aber einen Schweizer Paß haben. Unter falschem Namen. Also, wie sind Sie mit ihr in Verbindung gekommen, bitte?«

Перейти на страницу:

Похожие книги

100 знаменитых харьковчан
100 знаменитых харьковчан

Дмитрий Багалей и Александр Ахиезер, Николай Барабашов и Василий Каразин, Клавдия Шульженко и Ирина Бугримова, Людмила Гурченко и Любовь Малая, Владимир Крайнев и Антон Макаренко… Что объединяет этих людей — столь разных по роду деятельности, живущих в разные годы и в разных городах? Один факт — они так или иначе связаны с Харьковом.Выстраивать героев этой книги по принципу «кто знаменитее» — просто абсурдно. Главное — они любили и любят свой город и прославили его своими делами. Надеемся, что эти сто биографий помогут читателю почувствовать ритм жизни этого города, узнать больше о его истории, просто понять его. Тем более что в книгу вошли и очерки о харьковчанах, имена которых сейчас на слуху у всех горожан, — об Арсене Авакове, Владимире Шумилкине, Александре Фельдмане. Эти люди создают сегодняшнюю историю Харькова.Как знать, возможно, прочитав эту книгу, кто-то испытает чувство гордости за своих знаменитых земляков и посмотрит на Харьков другими глазами.

Владислав Леонидович Карнацевич

Неотсортированное / Энциклопедии / Словари и Энциклопедии