Ich lieb’ dich, Gottes Zorn! Ich lieb’ dich, unsichtbareUnd unheivolle Macht, die hier umringt das All’!Die Blumen und den Quell, durchsichtigwie Krystall,Den Regenbogenstrahl, die Kuppel Roms, die klare!Im steten gleichen Glanz der hohe Himmel loht,Es atmet sich so leicht und süss nach alter Weise,Derselbe warme Wind die Wipfel schaukelt leise,Derselbe Rosenduft… Und alles dies — ist Tod!Wer weiss es? Ob um uns nocht Stimmen gibt’s und Strahlen,Ob Fabre, Duft und Klang Natur nicht zeugen mag,Die uns verkünden hier den letzten Lebenstag,Und uns versüssen sanft des letztes Scheidens Qualen.Wenn von der Schicksalsmacht der Bote zu uns tritt,Damit dem Erdensohn den letzten Weg er weise,Durch solchen Duft und Klang verschleiert er sich leise,Das uns verborgen bleibt sein schwerer Todesschritt.
SILENTIUM!
Verschweig, verbirg und halt geheimGefühle du und Herzensträum’!Lass sie im Herzensgrund entstehn,Aufleuchten hell und untergehnWie klare Sterne in der Nacht —Nur schweigend freu dich ihrer Pracht.Wie kann ein Wort vom Herzen gehn?Wie könnt’ ein andrer dich verstehn?Begreift er deines Lebens Flug?Im Wirt wird der Gedanke — Trug.Du trübst, indem du gräbst, den Quell, —Nur schweigend schlürfe seine Well’!Lern’ leben nur in dir allein,Und eine ganze Welt wird sein.Gedanken-heimlich, zaubrisch-lind,Des Tages Leuchten macht sie blind,Es macht sie stumm des Tages Klang;Nur schweigend lausche ihrem Sang.
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Es sind den Sterblichen beschiedenDer Tod, der Schlaf — zwei Götterbild’,Zwei Brüder gleich, und doch verschieden,Der eine — streng, der andre — mild.Zwei andre geben uns Geleit,Das schönste Paar im Erdenlande, —Doch furchtbar sind des Zaubers Bande,Der ihnen Menschenherzen weiht.Es hat kein Zufall sie verbunden,Nein — Blut vereint sie immerfort;Wir hören nur in SchicksalsstundenIhr ungelöstes Zauberwort.Und wer, im Sturm der dunklen Triebe,Wenn unsre Blut auflönend rauscht,Wer hat, o Selbstmord, wer, o Liebe,Nicht eurem Lockungsruf gelauscht?