Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

Seine Schritte hatten aufgehört, dafür vernahm sie irgendwo vor sich in der Dunkelheit ein Rascheln wie von Stoff. Anscheinend war er stehen geblieben und legte seine Kleidung ab. Gabrielle schob sich weiter auf die Geräusche zu, die er verursachte. Sie hielt die Hände ausgestreckt, um sich in der scheinbar endlosen pechschwarzen Dunkelheit zu orientieren. Ihrem Gefühl nach befanden sie sich nun in einem anderen Raum; zu ihrer Rechten war eine Mauer. Gabrielle nutzte sie als Führung, als sie sich mit vorsichtigen Schritten weitertastete.

„In dem anderen Raum eben sah dein Gesicht ganz rot aus. Und deine Stimme klingt … merkwürdig.“

„Ich muss Nahrung zu mir nehmen.“ Die Worte waren leise und klangen tödlich, eine unverkennbare Drohung.

Spürte er, dass Gabrielle zurückschreckte? Offenbar ja, denn er lachte leise und kalt auf, mit sarkastischem Humor, als amüsiere ihn ihr Unbehagen.

„Aber du hast schon Nahrung zu dir genommen“, erinnerte sie ihn. „Erst letzte Nacht. Hast du nicht genug Blut getrunken, als du diesen Lakaien getötet hast? Ich dachte, ihr müsstet nur alle paar Tage Nahrung aufnehmen?“

„Du bist schon Expertin auf dem Gebiet, ja? Ich bin beeindruckt.“

Stiefel fielen mit einem dumpfen Aufprall zu Boden, einer nach dem anderen.

„Können wir hier ein Licht anmachen? Ich kann dich nicht sehen –“

„Kein Licht“, fuhr er sie an. „Ich kann dich sehr gut sehen. Ich kann deine Angst riechen.“

Sie hatte tatsächlich Angst, aber im Augenblick nicht so sehr um sich selbst, sondern mehr um ihn. Er war mehr als gereizt. Die Luft um ihn herum schien vor roher Wut zu pulsieren. Die Wellen davon trafen Gabrielle in der Dunkelheit, eine unsichtbare Macht, die sie zurückdrängte.

„Habe ich irgendwas falsch gemacht, Lucan? Sollte ich nicht hier in eurem Quartier sein? Falls du diesbezüglich deine Meinung geändert hast, muss ich dir sagen, dass ich selber auch nicht sicher bin, ob es eine gute Idee war, dass ich mitgekommen bin –“

„Für dich gibt es im Augenblick keinen anderen Ort.“

„Ich will nach Hause in meine Wohnung.“

Sie empfand schlagartig ein Gefühl von Hitze, das von ihren Armen nach oben glitt, als habe er ihr soeben einen tödlichen Blick zugeworfen. „Du bist gerade erst hergekommen. Und du kannst nicht zurück. Du bleibst, bis ich anders entscheide.“

„Das klingt aber verdammt nach einem Befehl.“

„Das ist es auch.“

Okay, jetzt war er nicht mehr der Einzige, der vor Zorn bebte. „Ich will mein Handy zurück, Lucan. Ich muss meine Freunde anrufen und mich überzeugen, dass es allen gut geht. Dann werde ich mir ein Taxi rufen, nach Hause fahren und versuchen, das Durcheinander zu ordnen, das aus meinem Leben geworden ist.“

„Das kommt nicht in Frage.“ Gabrielle hörte das metallische Klirren von Waffen und das raue Schaben einer Schublade, die geöffnet wurde. „Du befindest dich jetzt in meiner Welt, Gabrielle. Hier bin ich das Gesetz. Und du stehst unter meinem Schutz, bis ich es als sicher erachte, dich davon zu befreien.“

Sie unterdrückte den Fluch, der ihr auf der Zunge lag. Ganz knapp. „Hör mal, deine Position als wohlwollender Herrscher reichte früher möglicherweise sehr viel weiter, aber du darfst nicht denken, dass du das auf mich anwenden kannst –“

Das wütende Knurren, das ihm in der Dunkelheit entwich, ließ ihr die Haare im Nacken zu Berge stehen. „Du würdest dort draußen ohne mich keine Nacht überleben, verstehst du? Wenn ich nicht wäre, hättest du dein gottverdammtes erstes Lebensjahr nicht überlebt!“

Gabrielle stand in der Dunkelheit und wurde ganz still. „Was hast du gesagt?“

Sie erhielt nichts als ein langes Schweigen zur Antwort.

„Was meinst du damit? Ich hätte nicht überlebt …“

Er fluchte durch zusammengebissene Zähne. „Ich war da, Gabrielle. Vor siebenundzwanzig Jahren, als eine hilflose junge Mutter an einem Busbahnhof in Boston von einem Rogue angegriffen wurde, da war ich dabei.“

„Meine Mutter“, murmelte sie, und ihr Herz hämmerte dumpf in ihrer Brust. Sie tastete nach der Mauer hinter ihr, lehnte sich mit dem Rücken dagegen, denn sie hatte das Gefühl, Halt zu brauchen.

„Sie war bereits gebissen worden. Er war dabei, sie auszusaugen, als ich das Blut roch und draußen vor dem Bahnhofsgebäude auf sie stieß. Er hätte sie umgebracht. Und er hätte auch dich getötet.“

Gabrielle konnte kaum glauben, was sie hörte. „Du hast uns gerettet?“

„Ich schritt ein und gab deiner Mutter die Möglichkeit zu fliehen. Sie war durch den Biss dem Tod schon zu nahe. Nichts konnte sie mehr retten. Aber sie wollte dich retten. Sie ist mit dir in ihren Armen weggerannt.“

„Nein. Ich war ihr gleichgültig. Sie hat mich verlassen. Sie hat mich in einen Mülleimer gesteckt“, flüsterte Gabrielle. Ihre Kehle brannte, als sie diese Worte aussprach, und sie spürte den alten Schmerz, verlassen worden zu sein.

„Der Biss hat sie wohl in einen Schockzustand versetzt. Wahrscheinlich war sie verwirrt und wollte dich irgendwohin legen, wo du in Sicherheit warst. Wo du vor der Gefahr geschützt warst.“

Перейти на страницу:

Похожие книги