Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

Der Mann drehte den Knauf und drückte die alte Stahltür nach innen. Als er sich in dem dunklen Abstellraum befand, verschloss er die Tür von innen und nahm sein Mobiltelefon aus der vorderen Tasche seiner Khakihose. Er drückte die Kurzwahltaste und rief die einzige Nummer an, die in dem Prepaid-Karten-Handy, das man nicht orten konnte, eingespeichert war. Es klingelte zweimal, dann war ein ominöses Schweigen zu vernehmen, als die unverkennbare Anwesenheit seines Meisters am anderen Ende der Leitung drohend deutlich wurde.

„Sire“, hauchte der Büroangestellte, wobei er seine Stimme zu einem ehrfurchtsvollen Flüstern senkte. „Ich habe Informationen für Euch.“

Er sprach schnell und leise, gab sämtliche Details des Besuchs dieser Gabrielle Maxwell auf der Wache weiter, einschließlich der Einzelheiten ihrer Aussage über einen Mord im Stadtzentrum. Der Büroangestellte hörte ein Knurren und das leise Geräusch von Atemzügen im Lautsprecher seines Handys. Der andere nahm die Neuigkeiten stumm auf. Der Büroangestellte spürte Zorn in diesem langsamen, wortlosen Ausatmen, und ihm lief ein Schauder über den Rücken.

„Ich habe ihre persönlichen Daten für Euch aufgeführt, Sire – und zwar alle“, erklärte er. Dann las er im Schein des schwach leuchtenden Handydisplays Gabrielles Adresse vor, ihre nicht im Telefonbuch angegebene Telefonnummer und noch weitere Informationen – ganz der unterwürfige Lakai, erpicht darauf, seinen furchtbaren und mächtigen Meister zufriedenzustellen.


3

Zwei volle Tage verstrichen.

Gabrielle versuchte das Entsetzen über das, was sie in jener Nacht erlebt hatte, aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Was für eine Rolle spielte das überhaupt? Niemand hatte ihr geglaubt. Nicht die Polizei, die noch immer niemanden geschickt hatte, obwohl man es ihr versprochen hatte, und nicht einmal ihre Freunde.

Jamie und Megan, die miterlebt hatten, wie die Schlägertypen in der Lederkluft den Jungen belästigt hatten, erzählten, dass die Gruppe irgendwann im Lauf der Nacht ohne Zwischenfall den Club verlassen hatte. Kendra war zu beschäftigt mit Brent gewesen, dem Typen, den sie auf der Tanzfläche aufgelesen hatte, um irgendetwas um sich herum zu bemerken. Laut Aussage der Polizisten in der Polizeiwache hatten alle, die von den Streifenpolizisten im La Notte befragt worden waren, die gleiche Geschichte erzählt. Ein kurzes Handgemenge an der Bar, aber keine Berichte über eine Schlägerei im oder vor dem Club.

Niemand hatte den Kampf gesehen, den sie gemeldet hatte. Es hatte keine Einlieferungen in Krankenhäuser oder Leichenschauhäuser gegeben. Nicht einmal einen Schadensbericht des Taxifahrers, den sie in jener Nacht angehalten hatte.

Überhaupt nichts.

Wie konnte das sein? Hatte sie ernsthaft Wahnvorstellungen?

Es schien, als ob sie die Einzige gewesen war, die in dieser Nacht etwas gesehen hatte. Entweder war sie wirklich die einzige Zeugin dieses Unerklärlichen – oder aber sie verlor den Verstand.

Vielleicht etwas von beidem.

Es war ihr unmöglich, sich mit diesen Gedanken weiter zu befassen. Also suchte sie Trost in der einzigen Sache, an der sie überhaupt Spaß hatte. Hinter der verschlossenen Tür ihrer Dunkelkammer, die ganz nach ihren Wünschen gebaut worden war, legte Gabrielle ein Blatt Fotopapier in die Wanne mit Entwicklungslösung. Aus dem bleichen Nichts heraus begann das Bild unter der Oberfläche der Flüssigkeit Gestalt anzunehmen. Sie sah zu, wie es zum Leben erwachte – die makabre Schönheit kräftiger Efeuranken, die sich über dem verfallenen Bauwerk einer alten Nervenheilanstalt im gotischen Stil ausbreiteten, das sie kürzlich außerhalb der Stadt entdeckt hatte. Es war besser geworden, als sie gehofft hatte. Ihr künstlerischer Instinkt war geweckt; sie dachte an eine ganze Serie, die sich um das trostlose Spukhaus drehen würde. Sie legte das Bild beiseite und entwickelte das nächste. Dieses hier war eine Nahaufnahme einer jungen Kiefer, die aus einem Riss in dem gesprungenen Asphalt eines vor langer Zeit verlassenen Holzlagers wuchs.

Die Bilder entlockten ihr ein Lächeln, als sie sie aus der Lösung nahm und sie zum Trocknen an die Leine hängte. Sie hatte oben auf ihrem Arbeitstisch noch fast ein Dutzend anderer Fotos wie diese, Zeugnisse von der Widerspenstigkeit der Natur und der Dummheit der Menschen, ihrer Gier und ihrer Arroganz.

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