Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

Sie öffnete zuerst die Kette und dann die Tür und ließ ihn eintreten, seine breiten Schultern füllten die Türöffnung fast gänzlich aus. Tatsächlich schien seine Anwesenheit den gesamten Vorraum zu füllen. Er war ein großer Mann, hochgewachsen und in seinem schwarzen Mantel recht massig. Seine dunkle Kleidung und sein seidiges schwarzes Haar verschluckten das weiche Licht der Hängelampe an der Decke. Er hatte ein selbstsicheres, fast majestätisches Auftreten, sein Gesichtsausdruck war grimmig und ernst. Es schien, als würde es besser zu ihm passen, eine Legion von Rittern zu kommandieren, als nach Beacon Hill zu fahren, um einer Frau mit Wahnvorstellungen Händchen zu halten.

„Ich hätte nicht gedacht, dass jemand herkommen würde. Nach dem Empfang, der mir in jener Nacht auf der Wache bereitet wurde, dachte ich, dass man mich als Verrückte abgeschrieben hätte.“

Weder bestätigte er ihre Worte, noch stritt er sie ab. Er ging nur stumm durch ihr Wohnzimmer und ließ seinen Blick ungeniert durch den Raum schweifen. An ihrem Arbeitstisch hielt er inne. Dort waren die Entwürfe von einigen ihrer letzten Bilder arrangiert. Gabrielle lief hinter ihm durch den Raum und beobachtete beiläufig seine Reaktion auf ihre Arbeit. Eine dunkle Augenbraue wanderte in die Höhe, als er die Fotografien betrachtete.

„Sind das Ihre?“, fragte er und blickte sie mit seinen hellen Augen durchdringend an.

„Ja“, antwortete Gabrielle. „Sie gehören zu einer Sammlung, die ich Städtische Erneuerung nenne.“

„Interessant.“

Er sah sich nun wieder die stattliche Reihe von Bildern an, und Gabrielle bemerkte, wie sie über seine vorsichtige, aber gleichgültige Antwort die Stirn runzelte. „Das ist nur etwas, mit dem ich im Augenblick herumspiele – nichts, was schon bereit für eine Ausstellung wäre.“

Er grunzte, während er noch immer schweigend die Fotografien betrachtete.

Gabrielle trat näher an ihn heran, versuchte so, seine Reaktion oder eher das Fehlen einer solchen besser greifen zu können. „Ich mache eine Menge Auftragsarbeit überall in der Stadt. In diesem Monat werde ich wohl noch einige Aufnahmen für das Haus des Gouverneurs auf The Vineyard machen.“

Halt die Klappe, ermahnte sie sich selbst. Warum versuchte sie diesen Kerl zu beeindrucken?

Detective Thorne schien nicht übermäßig beeindruckt zu sein. Ohne ein Wort streckte er die Hand aus und arrangierte mit Fingern, die viel zu fein für einen Polizisten waren, zwei der Bilder auf dem Tisch neu. Merkwürdigerweise stellte sich Gabrielle vor, wie diese langen, geschickten Finger ihre nackte Haut berührten, sich in ihr Haar gruben, ihren Kopf hielten … ihn nach hinten beugten, bis er auf seinem starken Arm zu liegen kam und seine kühlen, grauen Augen sie in sich aufnahmen.

„Also“, sagte sie und holte sich damit in die Wirklichkeit zurück. „Ich wette, Sie möchten sich lieber die Bilder ansehen, die ich Samstagnacht bei dem Club gemacht habe, stimmt’s?“

Ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie in die Küche und nahm ihr Mobiltelefon vom Tisch. Sie klappte es auf, rief dann ein Bild auf und hielt Detective Thorne das Gerät hin.

„Das ist das erste Bild, das ich gemacht habe. Meine Hände haben gezittert, sodass es ein bisschen verschwommen ist. Und durch das Blitzlicht werden eine Menge Einzelheiten undeutlich. Aber wenn Sie genau hinsehen, werden Sie erkennen, dass da sechs dunkle Gestalten auf dem Boden zusammengedrängt sind. Das sind sie – die Killer. Ihr Opfer ist dieser Haufen, der vor ihnen liegt und an dem sie zerren. Sie haben … ihn gebissen. Wie Tiere.“

Thorne heftete seinen Blick fest auf das Bild, und sein Gesichtsausdruck blieb unveränderlich finster. Gabrielle klickte das nächste Foto an.

„Der Blitz hat sie erschreckt. Ich weiß nicht – ich glaube, er hat sie geblendet oder so. Als ich die nächsten Bilder gemacht habe, hielt einer von ihnen inne und sah mich an. Ich kann eigentlich keine richtigen Gesichtszüge erkennen, aber das ist das Gesicht von einem von ihnen. Diese seltsamen Lichtschlitze sind seine reflektierenden Augen.“ Sie schauderte, als sie sich an das gelbe Glühen der grauenhaften, unmenschlichen Augen erinnerte. „Er hat mich direkt angesehen.“

Der Detective schwieg weiterhin. Er nahm Gabrielle das Handy aus der Hand und klickte sich durch die übrigen Bilder.

„Was meinen Sie?“, fragte sie, auf Bestätigung hoffend. „Sie können es ebenfalls sehen, oder?“

„Ich sehe … etwas, ja.“

„Gott sei Dank. Ihre Kollegen auf der Wache haben versucht, mir einzureden, dass ich verrückt wäre oder unter Drogen stünde, ein Junkie, der nicht weiß, was er redet. Nicht einmal meine Freunde haben mir geglaubt, als ich ihnen erzählt habe, was ich in dieser Nacht gesehen habe.“

„Ihre Freunde“, sagte er vorsichtig nach einem Moment der Überlegung. „Also gibt es da noch jemand anders als den Mann, mit dem Sie auf der Wache waren – Ihr Liebhaber?“

„Mein Liebhaber?“ Sie brach in Lachen aus. „Jamie ist nicht mein Liebhaber.“

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