Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

Sie ignorierte seine Forderung. „Es gibt noch was anderes, was ich wissen möchte: Wie bist du gestern Nacht in meine Wohnung gekommen? Alle Schlösser waren verriegelt, sogar die Kette war vorgelegt. Was hast du angestellt? Hast du meine Schlüssel gestohlen, als ich nicht aufgepasst habe, und einen neuen Satz machen lassen?“

„Wir können später darüber reden, wenn ich weiß, dass du sicher im Quartier bist –“

„Was für ein Quartier?“ Ihr hartes Lachen verblüffte ihn. „Und du kannst mit der Show des wohltätigen Beschützers aufhören. Ich weiß, dass du kein Bulle bist. Alles, was ich will, ist etwas Ehrlichkeit. Ist das zu viel verlangt, Lucan? Gott – ist das überhaupt dein richtiger Name? Kommt irgendwas von dem, was du mir erzählt hast, der Wahrheit auch nur nahe?“

Plötzlich wusste Lucan: Dieser hilflose Zorn, dieser Schmerz war nicht das Ergebnis eines Crashkurses von Gideon über den Stamm und Gabrielles vom Schicksal vorgegebene Rolle. Eine Rolle, bei der Lucan ohne Bedeutung war.

Nein, davon wusste sie noch gar nichts. Dies hier war etwas anderes. Es war keine Angst vor den Tatsachen. Es war Angst vor dem Unbekannten.

„Wo bist du, Gabrielle?“

„Was interessiert es dich?“

„Es … interessiert mich sehr wohl“, gestand er, wenn auch widerstrebend. „Verdammt, ich habe im Augenblick nicht den Kopf für so was. Hör mal, ich weiß, dass du nicht in deiner Wohnung bist – also, wo bist du? Gabrielle, du musst mir sagen, wo du bist.“

„Ich bin bei der Polizeiwache. Ich bin heute Abend hergekommen, um dich zu besuchen, und stell dir vor, niemand hat je von dir gehört.“

„O Gott. Du hast da nach mir gefragt?“

„Natürlich. Woher hätte ich wissen sollen, dass du mich verarschst?“ Wieder erklang das harte, höhnische Lachen. „Ich hab dir sogar Kaffee und Gebäck mitgebracht.“

„Gabrielle, ich bin in ein paar Minuten da – nein, noch schneller. Rühr dich nicht von der Stelle. Bleib genau da, wo du bist. Bleib an einem öffentlichen Platz, am besten irgendwo im Inneren eines Gebäudes. Ich komme dich abholen.“

„Vergiss es! Lass mich in Ruhe.“

Ihr scharfer Befehl ließ ihn kurz innehalten. Doch dann hämmerten seine Stiefel noch entschlossener über den Asphalt.

„Ich bleibe nicht hier, um auf dich zu warten, Lucan. Weißt du was? Bleib verdammt noch mal von mir weg.“

„Zu spät“, sagte er gedehnt ins Telefon.

Er bog bereits um die letzte Ecke, bevor er die Straße erreichen würde, an der die Polizeiwache lag. Wie ein Geist huschte er über den Beton und durch die kleinen Gruppen von umherlaufenden Fußgängern hindurch. Er spürte, wie das Blut, das er zu sich genommen hatte, mit seinen Zellen zu verschmelzen begann und ihn stärkte, bis er nur noch ein kalter Luftzug im Nacken derer war, an denen er vorbeikam, da seine Vampirgeschwindigkeit weit jenseits der Wahrnehmungsfähigkeit eines menschlichen Auges lag.

Aber Gabrielle erblickte ihn sofort, mit der außergewöhnlichen Wahrnehmung einer Stammesgefährtin.

Er hörte durch das Telefon, wie sie unvermittelt scharf Luft holte. Sie nahm das Gerät wie in Zeitlupe von ihrem Ohr, und ihre Augen weiteten sich ungläubig, als sie seinem schnellen Herannahen entgegenstarrte.

„Mein Gott“, flüsterte sie, und der Klang ihrer Worte erreichte sein Ohr nur einen Sekundenbruchteil, ehe er vor ihr stand und die Hand ausstreckte, um sie am Arm zu packen. „Lass mich!“

„Wir müssen reden, Gabrielle. Aber nicht hier. Ich bringe dich woandershin –“

„Nein, verdammt!“ Sie wand sich aus seinem Griff und wich auf dem Gehsteig vor ihm zurück. „Ich gehe nirgendwohin mit dir.“

„Du bist hier draußen nicht mehr sicher, Gabrielle. Du hast zu viel gesehen. Du bist jetzt ein Teil davon, ob du willst oder nicht.“

„Ein Teil wovon?“

„Von diesem Krieg.“

„Krieg“, echote sie, wobei Zweifel in dem Wort mitklang.

„Ja, genau. Es ist ein Krieg. Früher oder später wirst du dich für eine Seite entscheiden müssen, Gabrielle.“ Er stieß einen Fluch aus. „Nein. Vergiss das. Ich wähle jetzt sofort eine Seite für dich.“

„Ist das irgendeine Art von Witz? Was bist du, einer von denen, die beim Militär nicht genommen wurden und die sich einen darauf runterholen, wenn sie Autoritätsfantasien ausleben? Vielleicht bist du noch was Schlimmeres.“

„Das ist kein Witz. Es ist kein gottverdammtes Spiel. Ich habe in meiner Lebensspanne eine Menge Kampf und Tod erlebt, Gabrielle. Du kannst dir nicht annähernd vorstellen, was ich schon erlebt habe, was ich schon getan habe. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Unwetter, das jetzt aufzieht. Und ich werde nicht dabeistehen und zusehen, wie du ins Kreuzfeuer gerätst.“ Er streckte die Hand aus. „Du kommst mit mir. Jetzt.“

Sie wich seiner Hand aus. Angst und Empörung trafen in ihren dunklen Augen aufeinander. „Fass mich noch einmal an, und ich schwöre, ich rufe die Bullen. Verstehst du, die richtigen, da in dem Gebäude der Wache. Sie haben echte Polizeimarken. Und echte Waffen.“

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