Während der Crimson-Junkie im Chaos wilder Bewegung nach ihm schnappte und versuchte, ihn mit seinen Klauen zu packen, schickte Dante einen scharfen mentalen Befehl an die Hintertür des Clubs, die sich prompt mit einem lauten Knall schloss, klickend rastete ihr Schloss ein. So wurden die Neugierigen davon abgehalten, nach draußen und ihm in die Quere zu kommen.
Der junge Vampir kämpfte wie ein Verrückter. Er bäumte sich auf, trat, warf sich herum, zerstampfte alles, was ihm unter die Füße kam, er kämpfte, als wäre er mit reinem Adrenalin vollgepumpt. Dante fühlte, wie etwas Heißes schneidend in seinen Unterarm fuhr, und seine Wut wuchs, als er erkannte, dass der Junge seine Fänge in seinem Arm versenkt hatte.
Dante brüllte auf. Das bisschen Geduld, das er in dieser Situation noch gehabt hatte, verdampfte schlagartig. Er packte den Schädel seines Angreifers und schleuderte ihn mit aller Kraft von sich fort. Der junge Vampir krachte gegen den stählernen Müllcontainer und rutschte in einem wirren Haufen aus Armen und Beinen auf den Asphalt hinunter.
Dante ging zu ihm hinüber, bernsteingelbe Wut in den Augen. Er konnte spüren, wie als körperliche Reaktion auf den Kampf seine Fangzähne ausfuhren. „Aufstehen“, sagte er zu dem jüngeren Vampir. „Aufstehen, bevor ich dich an deinen Eiern hochhebe, du Arschloch.“
Der Junge knurrte leise, seine Muskeln wölbten sich, als er sich sammelte. Er stand auf und zog ein Messer aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Die Waffe war jämmerlich, nur eine gedrungene Klinge mit einem Griff aus Hornimitat. Es sah aus, als hätte der Junge sie aus dem Werkzeugkasten seines Vaters mitgehen lassen.
„Was zum Henker denkst du, damit anfangen zu können?“, fragte Dante und zog kühl eine seiner
Der junge Vampir beäugte den handgeschmiedeten Dolch, dann knurrte er und machte einen ungeschickten Schritt zur Seite.
„Sei kein Idiot, Junge. Der Ständer, den du gerade hast, kommt nur vom Crimson. Lass das Messer fallen, dann fahren wir diese Sache ein paar Takte runter und besorgen dir die Hilfe, die du brauchst, um von deinem Trip runterzukommen.“
Selbst wenn der Junge Dante hörte, er hätte genauso gut in einer Fremdsprache mit ihm reden können. Nichts schien zu ihm durchzudringen. Seine glühenden gelben Augen blieben unverändert starr, schwer und keuchend zischte sein Atem zwischen gebleckten Zähnen hervor. Rosafarbener Speichel sammelte sich in seinen Mundwinkeln. Er sah tollwütig aus, als hätte er völlig den Verstand verloren.
Wieder stieß er ein Knurren aus und stach mit dem Messer nach Dante. Als sich die Klinge näherte, wehrte Dante sie mit seiner eigenen Waffe ab. Der titanbeschichtete Stahl traf und schnitt dem anderen Vampir tief in den Handrücken.
Der Junge aus dem Dunklen Hafen zischte auf vor Schmerz. Aber das Geräusch dauerte länger an, es klang immer mehr wie ein langes, nasses Brutzeln.
„Ach du Scheiße“, murmelte Dante. Dieses Geräusch kannte er nach den vielen Jahren, die er schon Jagd auf Rogues machte, gut genug.
Der Crimson-Junkie war nicht zu retten. Die Blutgier, die in diesem jungen Vampir von der Droge ausgelöst worden war, war so stark, dass er schon zum Rogue mutiert war. Die Verwandlung war nicht mehr rückgängig zu machen. Das ätzende Brennen seines Fleisches, wo es mit dem Titan von Dantes Klinge in Kontakt gekommen war, war Beweis genug.
Das tödliche Metall wirkte schnell; schon zersetzte sich die Haut auf der Hand des Jungen, sie löste sich auf, schmolz von ihm ab. Rote Spuren liefen seinen Arm hinauf, das Zeichen, dass das Gift sich durch seinen Blutkreislauf brannte. Noch ein paar Minuten, und es würde nichts mehr von ihm übrig sein als eine blubbernde, siedende Masse von schmelzendem Fleisch und Knochen. Was für eine grausame Art zu sterben.
„Tut mir leid, Junge“, sagte Dante zu dem wildäugigen Rogue vor ihm.
In einem Anflug von Barmherzigkeit drehte er die Klinge in seiner Hand und zog sie ihm sauber über den Hals.
„Um Gottes willen – nein!“ Chases Aufschrei wurde gefolgt vom harten Trommeln seiner Schritte auf dem Asphalt der Gasse.
„Nein! Was zum Teufel tun Sie da?“
Er blieb neben Dante stehen, gerade als der Körper des Rogue leblos auf dem Boden aufschlug, sein abgeschlagener Kopf ausrollte und in der Nähe zum Liegen kam. Der Zersetzungsprozess erfolgte schnell, war aber trotzdem ein grauenhafter Anblick. Chase zuckte zurück und sah voller Schrecken und Ekel zu.
„Das war ein …“ Der Agent hatte einen dicken Kloß in der Stimme, als würde er sich gleich übergeben. „Sie Hurensohn! Das war ein Zivilist aus den Dunklen Häfen, den Sie da gerade umgebracht haben! Nur ein verdammter Junge …“