Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

„Nein“, antwortete Dante ruhig, wischte seine Waffe ab und steckte sie zurück in ihre Scheide an seiner Hüfte. „Was ich gerade getötet habe, war ein Rogue. Nicht länger ein Zivilist oder ein unschuldiger Jugendlicher. Das Crimson hat ihn zum Mutieren gebracht, Chase. Sehen Sie doch selber.“

Von dem Rogue war auf der Straße nichts als ein verstreutes Häufchen Asche übrig geblieben. Die leichte Brise ergriff den feinen Staub und verwehte ihn über dem Asphalt.

Chase bückte sich, um das einfache Taschenmesser aus den Überresten seines Eigentümers aufzuheben.

„Wo ist der Dealer?“, fragte Dante und hoffte, dass er sich ihn als Nächstes vornehmen konnte.

Chase schüttelte den Kopf. „Er ist mir entwischt. Ich habe ihn nach einigen Blocks verloren. Ich dachte schon, ich hätte ihn, aber dann rannte er in ein Restaurant, und ich … ich habe ihn einfach verloren.“

„Vergessen Sie’s.“ Dante machte sich keine Sorgen, er wusste, dass er den Kerl finden würde. Dazu musste er einfach nur Tess beobachten, früher oder später würde ihr Freund bei ihr auftauchen. Und er musste zugeben, dass es ihm ein besonderes Vergnügen bereiten würde, diesen Mann persönlich auszulöschen.

Der Agent fluchte leise, als er sich das Messer in seinen Händen ansah. „Dieser Junge, den Sie getötet haben – dieser Rogue“, verbesserte er sich, „war aus meiner Gemeinde. Verdammt, das war ein guter Junge aus einer guten Familie. Wie soll ich ihnen beibringen, was mit ihrem Sohn geschehen ist?“

Dante wusste nicht, was er sagen sollte. Sich für den Tod des Jungen entschuldigen konnte er nicht. Wie auch immer die offizielle Position der Dunklen Häfen dazu lautete, sie befanden sich im Kriegszustand. Sobald ein Vampir des Stammes zum Rogue mutiert war – ob durch die Droge Crimson oder aufgrund der generellen Anfälligkeit seiner Spezies –, gab es für ihn kein Zurück, keine Hoffnung auf Heilung mehr. Keine zweite Chance. Wenn Harvard eine Weile mit dem Orden auf Streife gehen wollte, tat er gut daran, sich diese Tatsache endlich einzubläuen, und zwar so schnell wie möglich.

„Kommen Sie“, sagte Dante und klopfte dem bedrückten Agenten auf die Schulter. „Hier sind wir fertig. Sie werden sie nicht alle retten können.“

Erst als die Lichter von Boston in seinem Rückspiegel zu einem fernen Schein verblasst waren, nahm Ben Sullivan den Fuß vom Gaspedal. In Revere bog er von der Route 1 ab und fuhr seinen Wagen eine Industrieausfahrt am Fluss hinunter. Seine Hände auf dem Lenkrad zitterten, die Handflächen waren nass vom Schweiß. Sein Herz klopfte ihm in der Brust wie ein Presslufthammer. Er bekam kaum noch Luft.

Heilige Scheiße.

Was zur Hölle war da nur eben in diesem Club passiert?

Eine Art Überdosis – etwas anderes konnte es eigentlich nicht sein. Der Typ, der nach einer Dosis Crimson Krampfanfälle bekommen hatte, war ein regelmäßiger Kunde. Allein in den letzten paar Wochen hatte er mindestens ein halbes Dutzend Mal bei Ben gekauft, jedes Mal eine Dosis. Ben stellte das milde Aufputschmittel nun schon seit Monaten her und vertrieb es in der Club- und Raveszene – schon den ganzen Sommer lang. Seines Wissens war so etwas wie heute Abend bisher noch nie vorgekommen.

Eine gottverdammte Überdosis.

Ben fuhr den Kleinbus in den gekiesten Hof eines alten Lagerhauses, schaltete die Lichter aus und blieb bei laufendem Motor sitzen.

Jemand hatte ihn zu Fuß verfolgt, als er aus dem Club geflohen war – einer der zwei großen Typen, die irgendwo im Club gewesen waren und ihn offensichtlich beim Dealen beobachtet hatten. Sie konnten Zivilbullen sein, vielleicht sogar staatliche Drogenfahnder. Aber der Dunkle mit der Sonnenbrille wie auch sein ebenso Furcht einflößender Begleiter, der auf Ben losgestürmt war wie ein Güterzug – sie sahen beide aus, als ob sie lieber zuerst schossen und dann erst Fragen stellten.

Ben hatte nicht warten wollen, um das herauszufinden. Er war aus dem Club gerannt und hektisch und hakenschlagend durch die angrenzenden Straßen und Gassen geflüchtet. Schließlich hatte er seinen Verfolger so weit abgehängt, dass er in einem weiten Bogen zurückkommen, seinen Bus holen und sich davonmachen konnte.

Verwirrt wie er war, spulte er die Situation im Club wieder und wieder vor seinem inneren Auge ab. Alles war so schnell passiert. Da war der Junge, wie er sich eine extragroße Dosis Crimson in die Nase zog. Die ersten Anzeichen von Problemen – sein Körper fing unter dem Einfluss der Droge wild zu zucken an. Einen Moment später dann das schreckliche Aufbrüllen, wie von einem Tier. Und die Herumstehenden, wie sie panisch aufschrien.

Das schiere Chaos, das dann ausgebrochen war.

Die meisten dieser intensiven Minuten blitzten in Bens Erinnerung immer noch wie zuckende Lichtstrahlen auf, einige Bilder waren klar, andere im dunklen Nebel seiner Panik verschwommen. Aber es gab da eine Sache, bei der er sich ganz sicher war …

Verdammt noch mal, dem Jungen waren Fangzähne gewachsen.

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