Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Damals hatte Ben das wachsende Interesse an Crimson gar nicht verstanden. Hätte man ihm aufgetragen, Produktion und Vertrieb von Ecstasy oder anderen starken Halluzinogenen zu steigern – das hätte für ihn eher Sinn ergeben. Aber Crimson – hergestellt nach Bens persönlichem Geheimrezept – war immer eins seiner milderen Produkte gewesen. In seinen Testreihen, die er vor allem im Selbstversuch durchführte, hatte Ben herausgefunden, dass die Droge einen Trip verursachte, der nur wenig intensiver war als ein koffeinhaltiger Energydrink, in Kombination mit Appetitsteigerung und einem Absinken der Hemmschwelle.

Crimson wirkte rasch, aber die Wirkung verflog auch schnell wieder, meist schon innerhalb einer Stunde. Tatsächlich war ihm die Droge so harmlos vorgekommen, dass die großzügige Bezahlung für ihre Herstellung und ihren Vertrieb ihm kaum gerechtfertigt erschien.

Nach dem, was heute Nacht geschehen war, konnte er sich denken, dass die großzügigen Zahlungen nun schlagartig ausbleiben würden – was ja auch verständlich war.

Er musste sich mit seinem Auftraggeber in Verbindung setzen und ihn von dem schrecklichen Vorfall, den er vorhin im Club mit angesehen hatte, in Kenntnis setzen. Sein Gönner musste darüber Bescheid wissen, dass es mit der Droge Probleme gab.

Crimson musste sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Das würde sein Boss mit Sicherheit genauso sehen.


12

Dante schritt auf das leise Gemurmel zu, das aus dem offiziellen Speisesaal im Erdgeschoss des alten Herrenhauses drang. Er und Chase waren erst vor ein paar Minuten im Hauptquartier angekommen, nachdem sie die Szene im Club gesichert und die Gegend nach weiteren Anzeichen von Zwischenfällen durchkämmt hatten. Chase war jetzt unten im Techniklabor, hatte sich ins System seines Dunklen Hafens eingeloggt und gab seinen Bericht über die Ereignisse der Nacht ein.

Dante hatte ebenfalls Bericht zu erstatten, und das würde ihm garantiert kein lobendes Schulterklopfen von seinem ruhmreichen Anführer einbringen.

Er fand Lucan am Ende der langen, elegant gedeckten Tafel im kerzenerleuchteten Speisesaal. Der Krieger trug volle Kampfmontur, vermutlich war er selbst eben erst von seiner Patrouille heimgekehrt. Unter dem schwarzen Leder seiner Jacke glänzten etliche verschiedene Waffen und verliehen dem eindrucksvollen Gen-Eins-Krieger eine noch intensivere Aura von Gefahr und Befehlsgewalt als sonst.

Seine Stammesgefährtin schien sich nicht an seinen Ecken und Kanten zu stören. Gabrielle saß auf Lucans Schoß, den Kopf liebevoll an seine Schulter gelehnt, während sie sich über den Tisch mit Gideon und seiner Gefährtin Savannah unterhielt. Anscheinend hatte sie die anderen eben zum Lachen gebracht, sogar Lucan, der vor der Ankunft der hinreißenden Gabrielle im Hauptquartier der Stammeskrieger nicht gerade für seinen Humor bekannt gewesen war. Der Krieger lächelte und streichelte ihr ingwerfarbenes Haar so sanft, als wäre sie ein Kätzchen – eine Geste, die er sich vor einigen Monaten angewöhnt hatte, als das Paar sich im Ritus des Blutes miteinander verbunden hatte.

Lucan war seiner Gefährtin komplett verfallen, und dass das auch alle anderen hautnah mitbekamen, schien ihm nichts auszumachen.

Sogar Gideon und Savannah, das andere Paar im Speisezimmer, sahen immer noch aus, als wären sie Hals über Kopf ineinander verliebt. Das hatte Dante in den über dreißig Jahren, die die beiden schon zusammen waren, auch nie bezweifelt. Nur war es ihm bis zu diesem Moment noch nie so heftig aufgefallen. Gideon und seine Gefährtin saßen nebeneinander am Tisch und hielten Händchen, sein Daumen streichelte müßig die gepflegte Haut ihrer langen, karamellbraunen Finger. Savannahs schokoladenbraune Augen wurden weich, wenn sie ihren Mann ansahen, sie waren erfüllt von einer ruhigen Freude. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie nirgendwo lieber sein wollte als hier an seiner Seite.

So war das also, wenn man sich mit einer Stammesgefährtin verband, dachte Dante.

War es das, was er sich all die langen Jahre vorenthalten hatte?

Das Gefühl kam unvermutet und traf ihn hart. Er hatte vergessen, wie wahre Liebe aussah, es war schon so lange her, dass er sich die Mühe gemacht hatte, nach ihr Ausschau zu halten. Seine Eltern hatten eine tiefe Verbindung miteinander gehabt. Sie hatten ihm ein Beispiel vorgelebt, an das man einfach nicht heranreichen konnte. Das, was sie miteinander gehabt hatten, war mehr, als er für sich je zu erhoffen wagte. Mehr, als er je gewagt hatte, sich auch nur vorzustellen. Aber warum sollte er auch? Der Tod konnte das alles sofort beenden, in nur einem Augenblick. Er hatte seine Eltern nicht verschont und er wusste aus seinen Visionen, dass er auch ihn ereilen würde. Diesen Schmerz wollte er sich und anderen ersparen.

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