Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Nicht nur am Leben, es ging ihm geradezu prächtig, und inzwischen war er der selbst ernannte Anführer von etwas, was immer mehr die Dimension eines beispiellosen Rogue-Aufstandes annahm. Und die Gefahr war keineswegs gebannt. Schließlich hatte Marek es geschafft, dem Angriff zu entkommen, der seine anwachsende Armee und ihr Hauptquartier in Rauch und Asche verwandelt hatte.

„Mein Bruder ist vieles“, sagte Lucan gedankenschwer, „aber ich kann euch versichern, verrückt ist er nicht. Marek hat einen Plan. Wohin auch immer er entkommen ist, wir können davon ausgehen, dass er dort weiter an seinem Plan arbeitet. Was auch immer er vorhat, er wird alles tun, um ihn in die Tat umzusetzen.“

„Was bedeutet, dass er seine Armee wieder aufbauen muss, und zwar schnell“, sagte Gideon. „Und weil es Zeit und eine Menge ungünstiger Umstände braucht, bis ein Vampir von alleine zum Rogue mutiert, hat Marek vielleicht versucht, einen Weg zu finden, um seine Rekrutierungsaktionen etwas anzukurbeln …“

„Und Crimson wäre da eine absolute Trumpfkarte für ihn“, fiel Dante ein.

Gideon warf ihm einen nüchternen Blick zu. „Mir wird ganz anders, wenn ich mir vorstelle, was Marek mit dieser Droge tun könnte, wenn er sie weltweit vertreibt. Eine Epidemie von zivilen Stammesmitgliedern, die auf Crimson zu Rogues mutieren, können wir nicht eindämmen. Das hätte die totale Anarchie auf der Welt zur Folge.“

Dante wollte sich gar nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn Gideon mit seiner Spekulation recht behielt. Aber er musste zugeben, dass ihm schon ähnliche Gedanken gekommen waren. Und wenn er daran dachte, dass Tess’ Freund in dieser Sache drinhing – und dass auch Tess etwas zu tun haben könnte mit dem Problem, das Crimson für den Stamm bedeutete –, gefror ihm das Blut in den Adern.

Konnte Tess etwas davon wissen? Konnte sie etwas damit zu tun haben, vielleicht ihren Freund mit pharmazeutischem Zubehör aus ihrer Klinik beliefern? Hatten die beiden überhaupt eine Ahnung, was Crimson anrichten konnte? Und schlimmer, wäre es ihnen womöglich egal, wenn sie die Wahrheit erfuhren – nämlich, dass seit Jahrtausenden Vampire mit den Menschen zusammenlebten? Aus der Perspektive eines Menschen wäre der Tod von ein paar Blutsaugern – oder ihrer ganzen Spezies – wahrscheinlich gar keine so schlechte Sache.

Dante musste herausfinden, welche Rolle Tess hierbei spielte, falls sie denn überhaupt eine Rolle spielte. Aber bis er das wusste, wollte er nicht, dass sie ins Kreuzfeuer eines Stammeskrieges geriet. Und es gab einen Teil in ihm, dem es nicht ungelegen kam, sich an Tess heranzumachen, um über sie an ihren Hurensohn von Freund heranzukommen. Nah genug, um den Dreckskerl zu töten, wenn es sein musste.

Bis es dazu kam, hoffte er, dass der Orden das Crimsonproblem eindämmen konnte, bevor die Situation weiter außer Kontrolle geriet.

„Hi, Ben, ich bin’s.“ Tess schloss die Augen, ließ die Stirn auf ihre Hand sinken und seufzte tief. „Pass auf, ich weiß, es ist eigentlich viel zu spät, um noch anzurufen, aber ich wollte, dass du weißt, dass es mir wirklich nicht recht ist, wie wir heute Abend auseinandergegangen sind. Ich hätte mir gewünscht, dass du dageblieben wärst und ich es dir hätte erklären können. Du bist mein Freund, Ben, und ich wollte dir nie wehtun …“

Mit einem schrillen Piepton unterbrach Bens Anrufbeantworter sie. Sie legte den Hörer auf und kuschelte sich wieder auf ihre Couch.

Vielleicht war es besser, dass sie keine Chance bekam, zu Ende zu sprechen. Sie faselte sowieso nur noch dummes Zeug, war zu aufgedreht, um schlafen zu können, obwohl es fast Mitternacht war und sie in rund sechs Stunden wieder in der Klinik sein musste. Sie war hellwach, entnervt vom heutigen Abend, und machte sich Sorgen um Ben, einen, wie sie sich jetzt wieder selbst erinnern musste, erwachsenen Mann, für den sie nicht verantwortlich war.

Sie sollte sich keine Sorgen machen, aber sie tat es trotzdem.

Außer Nora war Ben ihr engster Freund. Die beiden waren eigentlich ihre einzigen Freunde. Ohne sie hatte sie niemanden, obwohl sie zugeben musste, dass sie gern so zurückgezogen lebte. Sie war nicht wie andere Leute, und dieses Wissen hatte sie immer abseits gehalten. Es hatte sie einsam gemacht.

Tess sah auf ihre Hände, fuhr zerstreut über das kleine Muttermal zwischen ihrem rechten Daumen und Zeigefinger. Ihre Hände waren ihr Kapital und die Quelle ihres Schaffens. Als sie jünger gewesen war, damals in Illinois, hatte sie modelliert und getöpfert, wenn sie nicht schlafen konnte. Sie liebte das Gefühl von kaltem Ton, der sich unter ihren Fingerspitzen erwärmte, den glatten Schnitt ihres Messers und das langsame Auftauchen von Schönheit aus einem formlosen Klumpen Ton.

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