Читаем Denken hilft zwar, nutzt aber nichts полностью

Einer der frühesten Berichte über den Placeboeffekt in der medizinischen Literatur datiert aus dem Jahr 1794. Damals machte der italienische Arzt Gerbi eine seltsame Entdeckung: Wenn er einen schmerzenden Zahn mit den Absonderungen einer bestimmten Wurmart einrieb, verging der Schmerz für ein Jahr. Gerbi behandelte Hunderte Patienten mit dem Wurmsekret und hielt ihre Reaktionen schriftlich fest. Von seinen Patienten berichteten 68 Prozent, dass auch bei ihnen die Zahnschmerzen für ein Jahr verschwanden. Sehr viel mehr wissen wir über Gerbi und sein Wurmsekret nicht, aber wir haben doch die ziemlich deutliche Ahnung, dass diese Wurmabsonderungen in Wirklichkeit nichts dazu taten, die Zahnschmerzen zu beseitigen. Der Punkt ist, dass Gerbi von der Wirkung überzeugt war – und die Mehrheit seiner Patienten ebenso.

Natürlich war Gerbis Wurmsekret nicht das einzige Placebo auf dem Markt. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren fast alle Arzneimittel Placebos. Krötenauge, Fledermausflügel, getrocknete Fuchslunge, Quecksilber, Mineralwasser, Kokain, Strom: All diese Dinge wurden als Heilmittel für verschiedene Gebrechen propagiert. Als im Jahr 1865 der amerikanische Präsident Lincoln in einem Haus gegenüber dem Ford-Theater im Sterben lag, soll sein Arzt ein wenig »Mumienfarbe« auf die Schusswunden gegeben haben. Ägyptische Mumie, zu Pulver zerstoßen, galt als Heilmittel gegen Epilepsie, Abszesse, Hautausschläge, Knochenbrüche, Lähmungen, Migräne, Geschwüre und viele andere Erkrankungen. Noch 1908 konnte man »echte ägyptische Mumie« aus dem Katalog von E. Merck bestellen – und vermutlich ist das Pulver auch heute noch irgendwo in Gebrauch.9

Zerstoßene Mumie war aber nicht die makaberste Medizin. In einer Rezeptur aus dem 17. Jahrhundert für ein »Allheilmittel« heißt es: »Man nehme die frische Leiche eines rothaarigen, unverletzten, unbescholtenen 24-jährigen Mannes, nicht länger als einen Tag zuvor zu Tode gekommen, vorzugsweise durch Erhängen, Rädern oder Aufspießen … Einen Tag und eine Nacht dem Licht der Sonne und des Mondes aussetzen, dann in kleinere Stücke oder grobe Streifen schneiden. Mit etwas Pulver von Myrrhe oder Aloe bestreuen, um die Bitterkeit zu nehmen.«

Wir denken vielleicht, bei uns sei das heute alles ganz anders. Doch das ist nicht der Fall. Placebos üben noch immer ihre Zauberwirkung auf uns aus. So war es beispielsweise jahrelang üblich, verwachsenes Narbengewebe aus dem Bauchraum zu entfernen, weil man meinte, damit chronische Unterleibsschmerzen zu beseitigen – bis Forscher den Eingriff in kontrollierten Studien nur simulierten, die Patientinnen aber gleichwohl über eine Linderung ihrer Beschwerden berichteten.10 Die für andere Anwendungsgebiete zugelassenen Wirkstoffe Encainid, Flecainid und Mexiletin wurden häufig für Herzrhythmusstörungen verschrieben – bis man später feststellte, dass sie zu Herzstillstand führten.11 Als Forscher die sechs führenden Antidepressiva prüften, stellten sie fest, dass sich ihre Wirkung zu 75 Prozent im Placebo-Kontrollversuch wiederholen ließ.12 Gleiches galt für operative Eingriffe im Gehirn bei der Parkinson-Krankheit.13 Als Chirurgen bei mehreren Patienten, um die Wirksamkeit dieser Operationen zu überprüfen, Löcher in den Schädel bohrten, jedoch ohne den gesamten Eingriff durchzuführen, war das Ergebnis bei den Patienten mit der simulierten Operation dasselbe wie bei denjenigen, die tatsächlich operiert worden waren. Und natürlich ließe sich die Liste nahezu unendlich fortführen.

Zur Verteidigung dieser modernen Methoden und Medikamente wird sicher mancher vorbringen, dass sie in bester Absicht entwickelt wurden. Das stimmt. Aber es gilt größtenteils auch für die Anwendung ägyptischer Mumie. Und manchmal half das Mumienpulver genauso gut (oder zumindest nicht weniger) wie andere Mittel.

Die Wahrheit lautet: Placebos funktionieren durch die Kraft der Suggestion. Sie wirken, weil die Menschen an sie glauben. Man sieht seinen Arzt oder nimmt eine Tablette, und schon geht es einem besser. Und wenn der behandelnde Arzt ein allseits gerühmter Spezialist ist oder das Medikament, das einem verschrieben wird, irgendein neues Wundermittel, dann geht es einem gleich noch ein Stückchen besser. Aber in welcher Weise beeinflusst uns Suggestion?

Es sind im Großen und Ganzen zwei Mechanismen, die eine die Placebowirkung hervorrufende Erwartungshaltung erzeugen. Der eine Mechanismus ist der Glaube – unser Vertrauen in oder unser Glaube an das Medikament, die Behandlungsmethode oder den Behandler. Manchmal bewirkt schon die Tatsache, dass uns ein Arzt oder eine Krankenschwester Zuwendung zuteilwerden lässt oder uns beruhigend zuredet, dass es uns nicht nur bessergeht, sondern auch ein innerlicher Heilungsprozess angestoßen wird. Selbst die Begeisterung eines Arztes für eine bestimmte Behandlung oder Operation kann den Erfolg fördern.

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