Читаем Denken hilft zwar, nutzt aber nichts полностью

Hat diese Person mir etwas gestohlen? Gewiss, aber es gab vieles, was dafürsprach, dass man die Tat nicht eindeutig als Diebstahl bezeichnen konnte. Ich glaube wirklich nicht, dass sich dieser Mensch für einen Betrüger hielt. Er hatte kein Geld entwendet, oder? Und wirklich zu Schaden gekommen war doch auch niemand? Dieser Gedanke ist beunruhigend. Wenn mein Problem wirklich der Tatsache geschuldet war, dass bei Skype die Transaktionen nicht auf dem direkten Geldweg stattfanden, dann ist noch vieles mehr bedroht, zum Beispiel alle möglichen Online-Dienste und vielleicht sogar Kredit- und Lastschriftkarten. All diese Transaktionen auf elektronischem Weg, bei denen kein physischer Geldtausch von Hand zu Hand stattfindet, animieren die Menschen womöglich eher zum Betrug – ohne dass sie das Unmoralische ihres Handelns jemals hinterfragen oder richtig erkennen.

Bei unseren Studien gewann ich aber noch einen anderen, düsteren Eindruck. Bei den Teilnehmern unserer Experimente handelte es sich durchweg um kluge, sozial eingestellte, rechtschaffene Menschen, die eine klare Vorstellung davon hatten, wie weit sie bei ihren Betrügereien gehen würden, selbst wenn es dabei um eine nicht in Geld dargestellte Währung wie die Poker-Chips ging. Für fast alle gab es einen Punkt, an dem ihr Gewissen sie ermahnte, nicht weiterzugehen, und daran hielten sie sich auch. Demzufolge stellte die Unehrlichkeit, die wir bei unseren Experimenten beobachteten, wahrscheinlich die untere Grenze menschlicher Unehrlichkeit überhaupt dar: das Maß an unredlichem Handeln, das Individuen praktizieren, die ethischen Prinzipien folgen wollen und sich als moralische Wesen betrachten – die sogenannten guten Menschen.

Beängstigend ist, dass wir bei Experimenten mit einer Ersatzwährung, die nicht sofort in Geld umgetauscht werden könnte wie unsere Poker-Chips, oder mit Individuen, denen ihre Ehrlichkeit weniger wichtig oder deren Verhalten öffentlich nicht unmittelbar sichtbar wäre, höchstwahrscheinlich eine höhere Betrugsrate angetroffen hätten. Mit anderen Worten: Das Maß an Täuschung, das wir feststellten, war vermutlich weitaus geringer als das, welches wir in der realen Welt beobachtet hätten.

Nun stellen Sie sich einmal ein Unternehmen oder die Abteilung eines Unternehmens unter der Führung eines Menschen vom Typ eines Gordon Gekko vor, dessen Devise lautet: »Gier ist gut.« Nehmen wir weiter an, er animiere mit Mitteln zu Betrügereien, die nicht aus Geld bestehen. Können Sie sich ausmalen, wie solch ein raffgieriger Mensch das Denken von Menschen verändert, die im Prinzip ehrlich sein wollen und sich auch für ehrlich halten, andererseits aber ihre Stelle nicht verlieren und in der Welt weiterkommen wollen? Unter solchen Bedingungen können uns Mittel dieser Art auf Abwege führen. Sie bewirken, dass wir unser Gewissen ignorieren und unbekümmert genießen, was wir durch Unehrlichkeit erworben haben.

Dieser Blick auf die Wirklichkeit ist besorgniserregend. Wir können hoffen, uns mit guten, moralischen Menschen zu umgeben, aber wir müssen realistisch sein. Selbst gute Menschen sind nicht gegen partielle Verblendung durch ihr eigenes Denken gefeit. Diese Blindheit führt dazu, dass sie Dinge tun, bei denen sie um finanzieller Vorteile willen ihre eigenen moralischen Maßstäbe außer Acht lassen. Im Grunde kann uns die Motivation darüber täuschen, ob wir gute, moralische Menschen sind oder nicht.

So stellte der Schriftsteller und Journalist Upton Sinclair einmal richtig fest: »Es ist schwierig, einem Menschen etwas begreiflich zu machen, wenn sein Gehalt darauf beruht, es nicht zu begreifen.« Man könnte den folgenden Satz hinzufügen: Noch schwieriger ist es, einem Menschen etwas begreiflich zu machen, wenn er es mit nicht monetären Währungen zu tun hat.

Das Problem der Unehrlichkeit besteht übrigens nicht nur bei Individuen. In den letzten Jahren haben wir gesehen, dass die Ehrlichkeit in der Wirtschaft im Allgemeinen abgenommen hat. Ich spreche nicht von großen Betrügereien, wie sie bei Enron oder Worldcom entdeckt wurden. Ich meine die kleinen unredlichen Tricks, die mit dem Klauen einer Cola aus dem Kühlschrank vergleichbar sind. Anders gesagt, es gibt Unternehmen, die uns sozusagen nicht das Geld vom Teller stehlen, sondern Dinge, die nur indirekt mit Geld zu tun haben.

Hierfür könnte man unzählige Beispiele nennen. Kürzlich ging ein Freund von mir, der seine Vielfliegermeilen für einen Urlaub aufgehoben hatte, zu der Fluggesellschaft, die diese Meilen vergeben hatte. Dort sagte man ihm, dass alle Flüge, die er ausgesucht hatte, ausgebucht seien. Obwohl er 25 000 Meilen angesammelt hatte, konnte er sie nicht verwenden (und er hatte etliche Flugtermine zur Auswahl). Wenn er jedoch, wie die Mitarbeiterin der Fluggesellschaft ihm erklärte, 50 000 Meilen einsetzen wolle, könnte es noch ein paar Plätze geben. Sie sah nach. Natürlich gab es für sämtliche in Frage kommenden Termine noch Tickets.

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