Читаем Der wandernde Wald полностью

Der Wald war nicht so leer, wie es schien. Große, an riesige Spinnweben erinnernde Netze spannten sich in unregelmäßigen Abständen zwischen den Baumwipfeln, drahtige, mit tödlichen Widerhaken versehene Gewebe, die jeden, auf den sie herabstürzten, zerfleischen mußten. Es gab Fallgruben: jäh aufklaffende, senkrechte Schächte, auf deren Grund tödlich zugespitzte Holzpflöcke lauerten, und mehr als nur einmal glaubte er im dichten Unterholz Metall aufblitzen zu sehen. Del und er hätten nicht einmal die ersten Augenblicke überlebt, wären sie in diesen Teil des Waldes hineingestolpert. Die scheinbare Friedfertigkeit ihrer Umgebung täuschte. Sie mochte Ruhe und Geborgenheit suggerieren, aber zumindest dieser nördliche Teil des Waldes war eine einzige tödliche Falle. Eine gewaltige Verteidigungsanlage, perfekt getarnt und vermutlich stark genug, selbst dem Ansturm einer großen und gut ausgerüsteten Streitmacht zu trotzen. Skar schauderte, als er daran dachte, welches Schicksal ihm und Del beschieden gewesen wäre, wären sie ahnungslos in dieses System tödlicher Fallen hineingetappt.

Sie bewegten sich weiter nach Norden. Der Wald veränderte abermals seinen Charakter. Die Bäume traten auseinander, und das Unterholz verschwand nach wenigen hundert Metern vollends, so daß die Strahlen der soeben aufgegangenen Sonne ungehindert bis zum Waldboden durchdringen und auch die letzten Nebelfetzen verjagen konnten. Der Boden war so eben, als wäre er künstlich geglättet worden.

Nach einer Weile tauchte ein dreifach mannshoher, aus stacheligen Dornbüschen, die mit schräg zueinander versetzten Balken und metallenen Stützen verstärkt waren, gepflanzter Wall auf, an dessen Fuß ein schmaler, sandbestreuter Weg entlangführte. In regelmäßgen Abständen erhoben sich runde, hölzerne Wachtürme über die Krone des natürlichen Bollwerkes. Das Ganze machte einen zugleich zerbrechlichen wie auch äußerst wehrhaften Eindruck. Dem Ansturm eines gepanzerten Reiterheeres würde diese Barriere nur wenige Augenblicke standhalten, aber gegen andere Gegner mochte sie durchaus Schutz bieten. Sie wandten sich nach links und ritten etwas weniger als eine Meile im Schatten der Dornenhecke entlang. Schließlich tauchte ein niedriges, halbrundes Tor vor ihnen auf. Coar wechselte ein paar Worte mit dem Führer der zweiten Reitergruppe, und erneut hatte Skar den Eindruck, daß das Gespräch alles andere als ruhig verlief. Der Reiter – ein schlanker, sehniger Mann, dessen dunkel getöntes Gesicht unter dem wulstigen Helm einen seltsam herrischen und befehlsgewohnten Eindruck machte – deutete wiederholt auf Skar und die zweischneidige Satai-Waffe an seiner Seite. Coar beendete das Gespräch schließlich mit einer wütenden Geste, drehte sich halb im Sattel herum und sagte ein paar Worte zu den hinter ihr reitenden Kriegerfinnen. Die beiden wendeten ihre Pferde, ritten in weitem Bogen zu Skar zurück und nahmen ein wenig hinter und rechts und links von ihm Aufstellung. Ihre Säbel glitten scharrend aus den metallenen Scheiden.

Skar bemühte sich, möglichst ungerührt sitzen zu bleiben. Er mußte die Worte nicht verstehen, um zu wissen, worum die Diskussion ging. Offensichtlich teilte der Reiter Coars Vertrauen zu ihrem Gefangenen nicht uneingeschränkt. Skar lächelte sanft, als er dem Blick des Reiters begegnete. Ein flüchtiger Schatten von Ärger huschte über die strengen Züge des anderen, dann wandte er mit einem Ruck den Kopf und deutete wortlos auf das Tor. Zwei seiner Männer stiegen aus den Sätteln und wuchteten den schweren hölzernen Riegel beiseite. Der Sinn eines Riegels, der an der Außenseite eines Tores angebracht war, wollte Skar nicht so recht aufgehen, aber er verschob die Lösung dieses weiteren Rätsels – wie so viele andere – auf später.

Die beiden wuchtigen Torflügel schwangen mit leisem Knarren nach innen, und die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Das Tor war so niedrig, daß Skar und die anderen sich tief über die Pferde beugen mußten, um nicht mit den Köpfen gegen die dornige Hecke zu stoßen.

Skar sog unwillkürlich die Luft ein, als er Went erblickte.

Er hatte mit etwas Ungewöhnlichem gerechnet, aber die Wirklichkeit übertraf selbst seine kühnsten Vorstellungen. Went war die erstaunlichste Stadt, die er jemals gesehen hatte.

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