Doch als die Medikamente zu wirken begannen, erfüllte ihn plötzlich Panik. Nein, nein, nein! dachte er. Wie konnte ich nur so dumm sein? Elemak wird nie loyal zu mir stehen, ganz gleich, was ich tue. Ich muß das Programm ändern. Ich muß verhindern, daß er aufwacht und Nafai überrascht. »Nafai«, sagte er. »Überprüfe den Lebenserhaltungscomputer.«
Doch der Deckel der Kammer hatte sich bereits geschlossen, und Zdorab konnte nicht sehen, ob Nafai überhaupt auf seine Lippen schaute. Bevor er auch nur eine Hand bewegen konnte, überwältigte ihn das Medikament, und er schlief.
»Was hat er gesagt?« fragte Nafai Schedemei.
»Ich weiß es nicht. Irgendwas hat ihn gestört, aber er wußte nicht, was es war.«
»Na ja, vielleicht fällt es ihm wieder ein, wenn er aufwacht«, sagte Nafai.
Schedemei seufzte. »Ich verspüre stets dieselbe Beklemmung, als hätte ich vergessen, etwas
Nafai lachte. »Als würde man mitten in der Nacht aufwachen, weil ein Traum einem eine sehr wichtige Idee eingegeben hat. Dann schreibt man sie auf, und am Morgen steht dort: ›Nicht das Essen! Der Hund!‹, und man hat nicht die leiseste Ahnung, was das zu bedeuten hat, oder warum man es für so wichtig hielt.«
»Die echten Träume muß man nicht aufschreiben«, erwiderte Schedemei. »Man erinnert sich auch so daran.«
Beide nickten und dachten daran, wie es war, wenn die Überseele oder der Hüter der Erde im Schlaf zu einem sprach. Dann kehrten sie zu den Kindern zurück und hielten die nächste Unterrichtsstunde.
Chveja führte gemeinsam mit Dza einige der jüngeren Kinder durch ihre Übungen. Sie hatten schon vor einigen Jahren herausgefunden, daß alle Kinder kontrolliert werden mußten, oder sie wurden nachlässig, obwohl Nafai sie immer wieder gewarnt hatte, daß sie die Erde mit so schlaffen und schwachen Körpern erreichen würden, daß sie sich Issibs Stuhl borgen müßten, nur um sich dort zu bewegen, falls sie nicht jeden Tag zwei Stunden hart in der Zentrifuge trainierten. Und so übten die jüngeren Kinder mit den älteren, die sich Zeit nahmen, und die älteren mit den jüngeren, die sie ebenfalls überwachten. Auf diese Weise konnte der eine dem anderen nicht sagen, »was er zu tun hatte«. Das System funktionierte durchaus zufriedenstellend.
Dza war noch immer nicht Chvejas Freundin — sie hatten wirklich nicht allzu viel gemeinsam. Dza gehörte zu den Menschen, die es nicht ertragen konnten, allein zu sein, die sich stets mit dem Tumult von Gesprächen umgeben mußten, mit lautem Klatsch, Gelächter und Gespött. Doch Chveja merkte nun, da Dza sie nicht mehr herumkommandierte, daß die jüngeren Mädchen sie wirklich mochten. Es kam Chveja wie eine körperliche Verbindung zwischen ihnen vor, und sie sah, wie die jüngeren Mädchen strahlten, wenn sie in Dzas Nähe kamen — und wie Dza ebenfalls strahlte. Aber Chveja konnte es nicht genießen, lange mit ihnen zusammen zu sein. Und Neid war nicht der Grund dafür,
Vater hatte mit ihr darüber gesprochen, und auch Mutter, als sie das letzte Mal wach gewesen war. Du verbringst zu viel Zeit allein, Chveja. Die anderen Kinder glauben manchmal, daß du sie nicht magst. Aber ein Buch zu lesen war für Chveja nicht dasselbe wie allein zu sein. Statt dessen führte sie ein Gespräch mit einer Person, ein beidseitiges Gespräch, das beim Thema blieb und nicht ständig andere Richtungen einschlug oder von jemandem unterbrochen wurde, der verlangte, daß