Читаем Drei Kameraden полностью

Ich blieb eine Zeitlang am Fenster stehen. Es war sonderbar gewesen in diesen Monaten, seit wir von der See zurückgekommen waren – ich hatte immer, in jeder Stunde, gewußt, daß Pat im Herbst fortmußte, aber ich hatte es gewußt, so wie man vieles weiß: – daß die Jahre vergehen, daß man älter wird und daß man nicht ewig leben kann. Die Gegenwart war stärker gewesen, sie hatte alle Gedanken stets wieder beiseite gedrängt, und solange Pat da war und die Bäume noch voll im grünen Laub gestanden hatten, waren Worte wie Herbst und Fortgehen und Abschied nie mehr gewesen als blasse Schatten am Horizont, die das Glück der Nähe und des Nochbeieinanderseins nur um so stärker empfinden ließen.

Ich sah hinaus auf den nassen, verregneten Friedhof und auf die Grabsteine, die von schmutzigem braunem Laub bedeckt waren. Wie ein bleiches Tier hatte der Nebel über Nacht den grünen Saft aus den Blättern der Bäume gesogen, matt und kraftlos hingen sie an den Zweigen, jeder Windstoß, der hindurchfuhr, riß neue ab und trieb sie vor sich her – und wie einen scharfen, schneidenden Schmerz spürte ich plötzlich, zum erstenmal, daß die Trennung bald da war, daß sie Wirklichkeit wurde, ebenso Wirklichkeit wie der Herbst, der durch die Wipfel draußen geschlichen war und seine gelben Spuren hinterlassen hatte.

Ich horchte zum Zimmer nebenan hinüber. Pat schlief noch. Ich ging zur Tür und blieb dort eine Weile stehen. Sie schlief ruhig und hustete nicht. Einen Augenblick packte mich eine jähe Hoffnung – ich stellte mir vor, daß Jaffé heute oder morgen oder in den nächsten Tagen anrufen würde, um mir zu sagen, sie brauche nicht fort – aber dann dachte ich an die Nächte, in denen ich das leise Rascheln ihres Atems gehört hatte, dieses regelmäßige, gedämpfte Scharren, das kam und ging wie das Geräusch einer sehr fernen, dünnen Säge – und die Hoffnung erlosch ebenso rasch, wie sie aufgeflackert war.

Ich ging zum Fenster zurück und starrte wieder hinaus in den Regen. Dann setzte ich mich an den Schreibtisch und begann mein Geld zu zählen. Ich rechnete mir aus, wie lange es für Pat reichen könnte, aber mir wurde elend dabei, und ich schloß es wieder weg.

Ich sah nach der Uhr. Es war kurz vor sieben. Ich hatte noch mindestens zwei Stunden Zeit, ehe Pat aufwachte. Rasch zog ich mich an, um noch etwas hinauszufahren. Es war besser, als mit seinen Gedanken allein im Zimmer zu bleiben.

Ich ging zur Werkstatt, holte die Droschke und fuhr langsam durch die Straßen. Es waren wenig Leute unterwegs. In den Arbeitergegenden standen die langen Reihen der Mietskasernen kahl und öde da wie alte, traurige Huren im Regen. Die Fassaden waren abgebröckelt und verschmutzt, die trüben Fenster blinzelten freudlos in den Morgen, und der zerblätternde Putz der Mauern zeigte an vielen Stellen tiefe gelbgraue Löcher, als wäre er von Geschwüren zerfressen.

Ich durchquerte die Altstadt und fuhr zum Dom. Vor dem kleinen Eingang ließ ich den Wagen stehen und stieg aus. Durch die schwere Eichentür hörte ich halblaut die Klänge der Orgel. Es war gerade die Zeit der Morgenmesse, und ich hörte an der Orgel, daß die Opferung soeben begonnen hatte – es mußte also noch mindestens zwanzig Minuten dauern, bevor die Messe beendet war und die Leute herauskamen.

Ich ging in den Kreuzgarten. Er lag in grauem Licht. Die Rosenbüsche trieften im Regen, aber die meisten hatten noch Blüten. Mein Regenmantel war ziemlich weit, und ich konnte die Zweige, die ich abschnitt, gut darunter verstecken. Obschon es Sonntag war, kam niemand vorüber, und ich brachte den ersten Armvoll Rosen ungehindert zum Wagen. Dann ging ich zurück, um noch einen zweiten zu holen. Als ich ihn gerade unter meinem Mantel hatte, hörte ich jemand durch den Kreuzweg kommen. Ich klemmte den Strauß mit dem Arm fest und blieb vor einer der Rosenkranzstationen stehen, als ob ich betete.

Die Schritte kamen näher, aber sie gingen nicht vorbei, sondern hielten an. Mir wurde etwas schwül. Ich blickte sehr vertieft auf das Steinbild, schlug ein Kreuz und ging langsam weiter zur nächsten Station, die etwas entfernter vom Kreuzgang war. Die Schritte folgten mir und hielten wieder an. Ich wußte nicht, was ich machen sollte. Weitergehen konnte ich jetzt nicht gleich, ich mußte mindestens so lange ausharren, wie es dauerte, um zehn Ave Maria und ein Vaterunser zu beten; – sonst hätte ich mich sofort verraten. Ich blieb also stehen und blickte, um festzustellen, was los war, vorsichtig, mit abweisendem Gesicht auf, als würde ich in der Andacht gestört.

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