Читаем Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке полностью

In der Nähe war ein ziemlich großes Cafe. Wir gingen hinein und setzten uns an einen Tisch in der Nähe des Eingangs. Zu unserm Erstaunen war das Lokal fast ganz besetzt. Eine Damenkapelle spielte und es herrschte großer Betrieb. Die Musik trug bunte Papiermützen[168], eine Anzahl Gäste war kostümiert, Papierschlangen flogen von Tisch zu Tisch, Luftballons stiegen auf, die Kellner rannten mit hochbeladenen Tabletts umher und der ganze Raum war voll Bewegung, Gelächter und Lärm.

„Was ist denn hier los?” fragte Köster.

Ein blondes Mädchen neben uns überschüttete uns mit einer Wolke Konfetti. „Wo kommen Sie denn her?” lachte sie. „Wissen Sie nicht, dass heute Faschingsanfang ist?”

„Ach so”, sagte ich. „Na, dann werde ich mir mal die Hände waschen.”

Ich musste das ganze Lokal durchqueren, um zu den Waschräumen zu gelangen. Eine Weile wurde ich aufgehalten durch einige Leute, die betrunken waren und eine Frau auf den Tisch heben wollten, damit sie singen sollte. Die Frau wehrte sich kreischend, dabei fiel der Tisch um und mit dem Tisch die ganze Gesellschaft. Ich wartete, bis der Durchgang frei wurde; – aber plötzlich war es mir, als hätte ich einen elektrischen Schlag erhalten. Ich stand steif und erstarrt da, das Lokal versank, der Lärm, die Musik, nichts war mehr da, undeutliche, huschende Schatten waren es nur noch, aber deutlich, ungeheuer scharf und klar blieb ein Tisch, ein einziger Tisch und an dem Tisch ein junger Mensch, mit einer Narrenkappe[169] schief auf dem Kopf, einen Arm um ein angetrunkenes Mädchen gelegt, glasige, dumme Augen, sehr schmale Lippen, und unter dem Tisch hellgelbe, auffallende, glänzend geputzte Ledergamaschen —

Ein Kellner stieß mich an. Ich ging wie betrunken weiter und blieb stehen. Mir war glühend heiß, aber ich zitterte am ganzen Körper. Meine Hände waren klatschnass. Ich sah jetzt auch die andern Leute am Tisch. Ich hörte, dass sie im Chor mit herausfordernden Gesichtern irgendein Lied sangen und im Takt dazu mit den Biergläsern auf den Tisch klopften. Wieder stieß mich jemand an. „Versperren Sie doch nicht die Passage”, knurrte er.

Ich ging mechanisch weiter, ich fand die Waschräume, ich wusch mir die Hände und ich merkte es erst, als ich mir die Haut fast verbrüht hatte. Dann ging ich zurück.

„Was hast du?” fragte Köster.

Ich konnte nicht antworten. „Ist dir schlecht?” fragte er.

Ich schüttelte den Kopf und sah nach dem Tisch nebenan, von wo das blonde Mädchen herüberschielte. Plötzlich wurde Köster blass. Seine Augen verengten sich. Er beugte sich vor.

„Ja?” fragte er ganz leise.

„Ja”, erwiderte ich.

„Wo?”

Ich blickte in die Richtung.

Köster erhob sich langsam. Es war, als ob eine Schlange sich aufrichtete. „Achtung”, flüsterte ich. „Nicht hier, Otto!”

Er wehrte mit einer kurzen Handbewegung ab und ging langsam vorwärts. Ich hielt mich bereit, hinter ihm her zu stürzen. Eine Frau stülpte ihm eine grünrote Papiermütze auf und hängte sich an ihn. Sie fiel ab, ohne dass er sie berührt hätte, und starrte ihm nach. Er ging in einem flachen Bogen durch das Lokal und kehrte zurück.

„Nicht mehr da”, sagte er.

Ich stand auf und blickte durch den Saal. Köster hatte recht.

„Glaubst du, dass er mich erkannt hat?” fragte ich.

Köster zuckte die Achseln. Er bemerkte jetzt erst die Papiermütze auf seinem Kopf und streifte sie ab. „Ich verstehe das nicht”, sagte ich. „Ich bin doch höchstens ein, zwei Minuten im Waschraum gewesen.”

„Du warst über eine Viertelstunde weg.”

„Was?” Ich sah noch einmal zu dem Tisch hinüber. „Die andern sind auch weg. Da war noch ein Mädchen mit ihnen, das ist auch nicht mehr da. Wenn er mich erkannt hätte, wäre er doch bestimmt allein verschwunden.”

Köster winkte dem Kellner. „Gibt es hier noch einen zweiten Ausgang?”

„Ja, drüben, auf der andern Seite, nach der Hardenbergstraße.”

Köster zog ein Geldstück aus der Tasche und gab es dem Kellner. „Komm”, sagte er.

„Schade”, sagte das blonde Mädchen am Nebentisch und lächelte. „So ernste Kavaliere.”

Der Wind draußen schlug uns entgegen. Er schien eisig zu sein nach dem heißen Qualm des Cafes. „Geh nach Hause”, sagte Köster.

„Es waren mehrere”, erwiderte ich und stieg zu ihm ein.

Der Wagen schoss los. Wir kämmten rund um das Cafe sämtliche Straßen durch, immer weiter, aber wir sahen nichts. Endlich hielt Köster an. „Entwischt”, sagte er. „Aber das macht nichts. Wir werden ihn jetzt irgendwann kriegen.”

„Otto”, sagte ich. „Wir sollten es lassen.” Er sah mich an.

„Gottfried ist tot”, fuhr ich fort und wunderte mich selbst darüber, was ich redete. „Er wird nicht wieder lebendig davon.”

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