Читаем Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке полностью

Er sah mich mit einem Blick an, wie ich ihn aus der Zeit kannte, als er allein auf Patrouille[166] ging. „Ich werde es nicht in der Kneipe abmachen”, sagte er. „Da kann er mir doch noch entwischen. Ich will nur sehen, ob er da ist. Dann werden wir auf ihn warten. Bleib du hier bei Gottfried.”

Ich nickte und er verschwand im Schneegestöber. Die Flocken flogen mir ins Gesicht und schmolzen auf der Haut. Ich konnte es plötzlich nicht ertragen, dass Gottfried zugedeckt war, als ob er nicht mehr zu uns gehörte, und ich schob den Mantel von seinem Kopf fort. Der Schnee fiel jetzt auch auf sein Gesicht, auf seine Augen und seinen Mund, aber er schmolz nicht. Ich nahm mein Taschentuch, wischte ihn weg und deckte den Mantel wieder darüber.

Köster kam zurück. „Nichts gewesen?”

„Nein”, sagte er.

Er stieg ein. „Wir fahren jetzt noch die andern Straßen ab. Ich habe das Gefühl, dass wir ihnen jeden Moment begegnen müssen.”

Der Wagen brüllte auf und wurde sofort wieder abgedrosselt. Leise schlichen wir durch die weiße, wirbelnde Nacht, von Straße zu Straße, in den Kurven hielt ich Gottfried fest, damit er nicht herunterrutschte, und ab und zu hielten wir hundert Meter hinter einer Kneipe und Köster lief in langen Sprüngen zurück um hineinzusehen. Er war von einer finsteren, kalten Besessenheit, er dachte nicht daran, Gottfried erst fortzubringen, zweimal setzte er dazu an, aber dann kehrte er wieder um, weil er glaubte, gerade in diesem Augenblick könnten die vier unterwegs sein.

Plötzlich sahen wir weit vor uns, auf einer langen, kahlen Straße, eine dunkle Gruppe von Menschen. Köster schaltete sofort die Zündung ab und lautlos, ohne Licht, kamen wir heran.

Es waren vier harmlose, ältere Leute. Einer von ihnen war betrunken. Sie begannen zu schimpfen. Köster erwiderte nichts. Wir fuhren weiter. „Otto”, sagte ich, „wir werden ihn heute nicht kriegen. Ich glaube nicht, dass er sich auf die Straße traut.”

„Ja, vielleicht”, erwiderte er nach einer Weile und wendete den Wagen. Wir fuhren zu Kösters Wohnung. Sein Zimmer hatte einen eigenen Eingang, so dass wir niemand zu wecken brauchten. Als wir ausstiegen, sagte ich: „Weshalb wolltest du der Polizei nicht sagen, wie er aussah? Wir hatten doch Hilfe beim Suchen gehabt. Und gesehen haben wir ihn doch ziemlich genau.”

Köster blickte mich an. „Weil wir das allein abmachen werden, ohne Polizei. Glaubst du denn – ” seine Stimme wurde ganz leise, unterdrückt und schrecklich, – „ich werde ihn der Polizei übergeben? Damit er ein paar Jahre Gefängnis bekommt? Du weißt doch, wie alle diese Prozesse enden! Diese Burschen wissen, dass sie milde Richter finden! Das gibt es nicht! Ich sage dir, und wenn die Polizei ihn fände, ich würde erklären, er wäre es nicht, damit ich ihn wiederbekäme! Gottfried tot und der am Leben! Das gibt es nicht!”

Wir nahmen die Bahre von den Sitzen und trugen sie durch das Schneegestöber und den Wind hinein und es war, als wären wir in Flandern und brächten einen toten Kameraden aus den Schützengräben zurück nach hinten.

Wir kauften einen Sarg und ein Grab auf dem Gemeindefriedhof. Es war ein klarer, sonniger Tag, als er beerdigt wurde. Wir machten den Sarg selbst zu und trugen ihn die Treppen hinunter. Es gingen nicht viele Leute mit. Ferdinand, Valentin, Alfons, der Barmixer Fred, Georgie, Jupp, Frau Stoß, Gustav, Stefan Grigoleit und Rosa.

Vor dem Friedhofstor mussten wir eine Zeitlang warten. Es waren noch zwei Trauerzüge vor uns da, die durchgelassen werden mussten. Einer mit einem schwarzen Beerdigungsauto, ein anderer mit schwarz und silbern behangenen Pferden und einer endlosen Reihe von Leidtragenden, die sich lebhaft unterhielten.

Wir hoben den Sarg vom Wagen und ließen ihn selbst mit den Seilen hinunter. Der Totengräber war zufrieden damit, denn er hatte bei den andern Gräbern genug zu tun. Wir hatten auch einen Geistlichen bestellt. Wir wussten zwar nicht, was Gottfried dazu gesagt hätte, aber Valentin war dafür gewesen. Wir hatten den Pastor allerdings gebeten, keine Rede zu halten. Er sollte nur eine Bibelstelle vorlesen. Der Geistliche war ein alter, kurzsichtiger Mann. Als er an das Grab trat, stolperte er über einen Erdklumpen und wäre hineingestürzt, wenn Köster und Valentin ihn nicht gehalten hätten. Bei dem Fall aber rutschte ihm die Bibel fort und die Brille, die er gerade aufsetzen wollte. Sie fielen in das Grab. Bestürzt starrte der Geistliche hinterher. „Lassen Sie es gut sein, Herr Pfarrer”, sagte Valentin, „wir ersetzen Ihnen die Sachen.”

„Es ist nicht wegen des Buches”, erwiderte der Geistliche leise, „aber die Brille brauche ich.”

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