Читаем Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке полностью

Ich steckte den Brief Kösters und das kleine Paket mit den Morphiumampullen ein. Ratlos stand ich noch immer vor dem Postschalter. Ich hätte das Geld am liebsten sofort zurückgeschickt, aber es ging nicht, wir brauchten es. Ich glättete die Scheine und steckte sie ein. Dann ging ich hinaus. Verflucht, von jetzt an würde ich um jedes Auto einen Bogen machen müssen. Autos waren Freunde, aber Karl war uns noch viel mehr gewesen. Ein Kamerad! Karl, das Chausseegespenst. Wir hatten zusammengehört. Karl und Köster, Karl und Lenz, Karl und Pat. Ich stampfte zornig und hilflos den Schnee von meinen Füßen. Lenz war tot. Karl war fort. Und Pat? Mit geblendeten Augen starrte ich in den Himmel, diesen grauen, endlosen Himmel eines irren Gottes, der das Leben und das Sterben erfunden hatte, um sich zu unterhalten.

Nachmittags schlug der Wind um, es wurde klarer und kälter und abends ging es Pat besser. Sie konnte am nächsten Morgen aufstehen, und ein paar Tage später, als Roth, der Mann, der geheilt war, abreiste, konnte sie sogar mit zur Bahn gehen.

Ein ganzer Schwarm begleitete Roth. Es war hier so üblich, wenn einer abfuhr.

* * *

Der Zug fuhr ab. Roth winkte mit seinem Hut. Die Zurückbleibenden riefen ihm alles mögliche nach und lachten. Ein Mädchen lief stolpernd ein Stück hinter dem Zug her und schrie mit überkippender, dünner Stimme: „Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen!” Dann kam sie zurück und brach in Tränen aus. Die andern machten verlegene Mienen. „Halloh!” rief Antonio. „Wer am Bahnhof weint, muss eine Buße zahlen! Das ist altes Sanatoriumsgesetz! Buße für die Kasse des nächsten Festes!”

Er hielt mit großer Geste die Hand hin. Die anderen lachten wieder. Auch das Mädchen lächelte unter Tränen über sein armes, spitzes Gesicht und zog ein abgeschabtes Portemonnaie aus der Manteltasche. Mir wurde ganz elend dabei. Diese Gesichter rundum, das war ja gar kein Lachen, das war eine krampfhafte, qualvolle Lustigkeit, es waren Grimassen. „Komm”, sagte ich zu Pat und nahm sie fest unter den Arm.

Wir gingen schweigend die Dorfstraße hinunter. An der nächsten Konditorei hielt ich und holte eine Schachtel Konfekt heraus. „Gebrannte Mandeln”, sagte ich und hielt ihr das Paket hin. „Die isst du doch gerne, wie?”

„Robby”, sagte Pat. Ihre Lippen zuckten.

„Einen Augenblick”, erwiderte ich und ging rasch in den Blumenladen nebenan. Einigermaßen ruhig kam ich mit meinen Rosen wieder heraus.

„Robby”, sagte Pat.

Ich grinste etwas kläglich. „Werde auf meine alten Tage noch zum Kavalier, Pat.”

Ich wusste nicht, was auf einmal in uns gefahren war. Wahrscheinlich kam es von diesem verdammten, abfahrenden Zug. Es war wie ein bleierner Schatten, ein grauer Wind, der alles herunterriss, was man mühsam festhalten wollte. Waren wir nicht plötzlich nur noch zwei verlaufene Kinder, die nicht aus noch ein wussten und gerne tapfer sein wollten? „Komm rasch einen trinken”, sagte ich.

Sie nickte. Wir traten in das nächste Café und setzten uns an einen leeren Tisch am Fenster. „Was willst du haben, Pat?”

„Rum”, sagte sie und sah mich an.

„Rum”, wiederholte ich und griff unter dem Tisch nach ihrer Hand. Sie presste sie heftig in meine.

Der Rum kam. Es war Baccardi[183] mit Zitrone. „Mein alter Liebling”, sagte Pat und hob ihr Glas.

„Mein alter, guter Bursche”, sagte ich.

Wir saßen noch eine Weile. „Komisch, manchmal, was?” sagte Pat.

„Ja. Kommt mal so. Geht auch wieder weg.”

Sie nickte. Wir gingen weiter, dicht nebeneinander. Dampfende Schlittenpferde trabten an uns vorbei. Müde, verbrannte Skiläufer, eine Eishockeymannschaft in rotweißen Sweatern[184]; krachendes Leben. „Wie fühlst du dich, Pat?” fragte ich.

„Gut, Robby.”

„Sollen uns nur kommen, was?”

„Ja, Liebling.” Sie drückte meinen Arm an sich.

Die Straße wurde leer. Das Abendrot lag wie eine rosa Decke auf den verschneiten Bergen. „Pat”, sagte ich, „du weißt noch gar nicht, dass wir eine Menge Geld haben, Köster hat was geschickt.”

Sie blieb stehen. „Das ist ja wunderbar, Robby. Dann können wir doch einmal ganz richtig ausgehen.”

„Ohne weiteres”, sagte ich. „So oft wir wollen.”

„Dann gehen wir Sonnabend in den Kursaal. Da ist der letzte große Ball in diesem Jahr.”

„Du darfst doch abends nicht raus.”

„Das dürfen die meisten nicht, aber sie tun es doch.”

Ich machte ein bedenkliches Gesicht. „Robby”, sagte Pat, „ich habe in der Zeit, wo du nicht da warst, alles getan, was mir vorgeschrieben wurde. Ich war nur ein ängstliches Rezept, nichts weiter. Es hat nichts genützt. Es ist schlechter mit mir geworden. Unterbrich mich nicht, ich weiß schon, was du sagen willst. Ich weiß auch, worum es geht. Aber die Zeit, die ich noch habe, die Zeit mit dir, – lass mich tun, was ich will.”

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