Erneut öffnete sich die Tür. Dmitri Gruschin flog zwischen sie, fluchte lautstark mit erregter Stimme. Rogatschow blaffte ihm etwas entgegen. Vermutlich Befehle. Gruschin schloß die Augen und öffnete sie, dann verstummte er. Rogatschows Stimme wurde väterlich. Dmitri nickte.
Jetzt waren sie zu fünft. Sieben fehlten, darunter beide Frauen.
Arwid Rogatschow wandte sich um und sprach Wes auf englisch an. »Geht es Ihnen gut, Abgeordneter?«
Wes probierte, ob seine Kehle Töne hergab. »Dazu würde ich gern einen Arzt hören. Ich bin wie zerschlagen. Und Ihnen?«
»Ebenso. Wir wissen doch, was bei einem schlagartigen Druckverlust passiert. Wir werden es überleben, wenn auch mit geplatzten Venen im Gesicht und am ganzen Leibe…«
»Das wäre das Ende meiner politischen Karriere.«
Arwid lachte. »Präsident Reagan hat Makeup benutzt, und Nixon auch.«
»Wie tröstlich. Arwid, was geht hier vor sich? Ich hätte – ich
»Dazu haben wir bisher zuwenig Informationen.«
»Ist sonst niemand von uns übriggeblieben?«
»Ich weiß nicht. Captain Greeley ist wohl tot. Dmitri hat beobachtet, wie ein Außerirdischer in Captain Greeleys Kabine gegangen ist, immerhin im Vakuum. Die Tür war zu eng für ihn, und während er sich durchquetschte, hat Greeley auf ihn gefeuert, wahrscheinlich aus seiner Rettungsblase heraus. Daraufhin haben die Außerirdischen die Kabine mit Explosivgeschossen bepflastert.«
Wes fiel nichts dazu ein als: »Das sieht ihm ähnlich.«
Ein Geräusch ertönte, fast unterhalb der Hörschwelle, als sei ein riesiger Gong angeschlagen worden. Wes sah eine Wand auf sich zukommen: er fiel! Er hielt schützend die Arme vor sich. Sie alle wurden gegen das Polstermaterial gepreßt… dann hörte der Schub auf, und sie trieben schwerelos.
»Na bitte, ganz wehrlos sind wir noch nicht«, sagte Arwid.
»Angriffssatelliten?«
»Wohl eher auf der Erde stationierte Strahlenwaffen. Die Außerirdischen werden es vor uns wissen. Zumindest sagt uns das, daß wir noch kämpfen können.«
»Wenn wir doch nur ein Fenster hätten«, sagte Wes.
Besser wäre eine übergroße Atombombe, dachte Arwid. Wünsche ich das wirklich? Auch mein Leben wäre dann zu Ende. Das wird noch früh genug kommen. Geduld.
Die B1B flog mit annähernder Schallgeschwindigkeit unmittelbar über den Baumwipfeln dahin. Eine Weile spähte Jenny aus den winzigen CockpitFenstern, aber es gab nur wenig Interessantes: Schatten huschten vorüber, von Zeit zu Zeit sah sie ein Licht. Der größte Teil der Vereinigten Staaten lag in Finsternis unter ihnen.
An Steuerbord blitzte es hell auf. Unwillkürlich schauderte es Jenny.
»Was ist?« fragte Jack. Er berührte ihre Hand und zog seine dann wieder fort. Sie nahm sie und hielt sie in beiden Händen fest.
»Das war schon wieder ein Donner«, sagte sie.
Sie hörte die künstlich gelassene Stimme aus Colorado Springs in ihren Kopfhörern. »Der Staudamm des Spring Lake in der Nähe von Peoria, Illinois«, sagte sie. »Die Mehrzahl der Dämme nördlich und westlich von dort ist getroffen. Flutwellen wandern die Flußläufe von Mississippi und Missouri entlang. Wir ordnen Evakuierung der betroffenen Gebiete an, werden damit aber zu spät kommen.«
»Sonst noch etwas?« Die Stimme des Präsidenten unterbrach den Sprecher der Luftstreitkräfte. »Schicken Sie Nationalgardisten mit Hubschraubern hin!«
»Sir, das versuchen wir, aber wir haben praktisch keine Verbindung. Die meisten Berichte, die ich Ihnen gebe, stammen aus unmittelbarer Beobachtung durch Piloten der Nationalgarde, die überall hinfliegen, wo sie einen Lichtblitz sehen.«
»Gibt es was Neues von den Russen?« wollte Jack wissen.
»Nein. Lediglich zahlreiche Schadensmeldungen«, sagte Jenny.
»Wir wissen also nicht mal, ob wir uns im Kriegszustand befinden?«
Sie lachte kurz auf. »Das schon, nur nicht, mit wem.«
»Könnten die Außerirdischen mit den Russen verbündet sein?«
»So recht kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen«, sagte Jenny. »Wir hätten bestimmt gemerkt, wenn sie in Verbindung miteinander gestanden hätten. Irgendeinen Hinweis. Ich glaube…«