Читаем Gertrud / Гертруда. Книга для чтения на немецком языке полностью

»Dann muss sie eine gute Stimme haben«, meinte er anerkennend, »sehr hoch und leicht. Wollen Sie mich dort einmal einführen?«

»Ich hätte ohnehin darum gebeten. Ich möchte Sie ein paarmal mit Fräulein Imthor singen hören, es werden Korrekturen nötig sein. Sobald die Herrschafften wieder in der Stadt sind, will ich sie darum bitten.«

»Eigentlich sind Sie doch ein Glückspilz, Kuhn. Und für die Orchestermusik haben Sie den Teiser als Helfer. Sie werden schon sehen, das Stück schlägt ein.«

Ich sagte nichts, ich hatte für später und für das Schicksal meiner Oper noch keine Gedanken frei, erst musste sie fertig sein. Doch seit ich ihn hatte singen hören, glaubte auch ich an die Kraft meiner Arbeit.

Teiser, dem ich davon erzählte, sagte grimmig: »Ich glaub’s schon. Der Muoth hat ja eine Heidenkraft. Wenn er nur nicht so ein Pfuscher wär. Dem ist es nie um die Musik zu tun, immer nur um sich selber. Er ist ein Draufgänger, überall.«

An dem Tage, da ich durch den herbstlichen Garten beim schon sachte beginnenden Blätterfall das Imthorsche Haus aufsuchte, um die endlich zurückgekehrte Gertrud zu besuchen, schlug mir das Herz beklommen. Sie aber, schöner und aufrechter und ein wenig bräunlich geworden, kam mir lächelnd entgegen, gab mir die Hand und tat mit ihrer lieben Stimme und ihrem hellen Blick und ihrer ganzen noblen, freien Art mir sogleich wieder den alten Zauber an, dass ich beglückt meine Sorgen und Begierden beiseite tat und froh war, wieder in ihrer heilenden Nähe zu sein. Sie ließ mich gewähren, und da ich den Weg nicht fand, auf meinen Brief und mein Anliegen zu reden zu kommen, schwieg auch sie von alledem und gab mit keiner Gebärde kund, dass unsere Kameradschafft getrübt oder gefährdet sei. Sie suchte nicht, sich mir zu entziehen, sie war wieder häufig mit mir allein, indem sie darauf vertraute, ich werde ihren Willen achten und meine Werbung nicht wiederholen, ehe sie selbst mich dazu ermunterte. Wir nahmen unverweilt alles durch, was ich in diesen Monaten gearbeitet hatte, und ich erzählte ihr, dass Muoth seine Rolle habe und lobe. Ich bat um Erlaubnis, ihn mitzubringen, da es mir unentbehrlich war, beide Hauptrollen mit ihnen gemeinsam durchzunehmen, und sie gab ihre Einwilligung.

»Sehr gern tue ich’s nicht«, sagte sie, »das wissen Sie ja. Ich singe sonst nie vor Fremden, und vor Herrn Muoth ist es mir doppelt peinlich. Nicht nur, weil er ein berühmter Sänger ist. Er hat etwas, was ich fürchte, wenigstens auf der Bühne. Nun, wir werden sehen, es wird doch gehen.«

Ich wagte nicht, meinen Freund in Schutz zu nehmen und zu rühmen, um sie nicht noch scheuer zu machen. Ich war überzeugt, sei würde nach dem ersten Versuch gern mit ihm weitersingen.

Einige Tage später kam ich mit Muoth in einem Wagen gefahren, wir wurden erwartet und vom Hausherrn empfangen, der von großer Höflichkeit und Kühle war. Gegen meine häufigen Besuche und meine Vertrautheit mit Gertrud hatte er nicht das mindeste, er würde gelacht haben, wenn jemand ihn darauf gewiesen hätte. Aber dass nun Muoth dazukam, gefiel ihm wenig. Dieser war sehr elegant und korrekt, und die Imthors schienen beide angenehm von ihm enttäuscht zu sein. Der als gewaltig und hochmütig verschriene Sänger konnte vortrefliche Manieren zeigen, auch war er nicht eitel und im Gespräch bestimmt, doch bescheiden.

»Wollen wir singen?« fragte Gertrud nach einiger Weile, und wir standen auf, um ins Musikzimmer hinüberzugehen. Ich setzte mich an den Flügel, skizzierte Vorspiel und Szene, gab Erklärungen und bat schließlich Gertrud zu beginnen. Sie tat es unfrei und vorsichtig, mit halber Stimme. Muoth dagegen, als an ihn die Reihe kam, sang ohne Zögern und Schonung mit voller Stimme, riss uns beide mit und brachte uns schnell mitten hinein, so dass auch Gertrud nun sich hergab. Muoth, der in guten Häusern die Damen sehr gemessen zu behandeln pflegte, ward erst jetzt auf sie aufmerksam, folgte ihrem Gesang mit Teilnahme und sprach ihr in herzlichen, nicht übertreibenden, kollegialen Worten seine Bewunderung aus.

Von da an war alle Befangenheit verschwunden, die Musik befreundete uns und machte uns einmütig. Und mein Werk, das immer noch in schlecht verbundenen Stücken halbtot dalag, wuchs mir immer mehr und inniger zusammen. Ich wusste jetzt, dass die Hauptsache daran getan war und nichts Wesentliches mehr daran zu verderben war, und es schien mir gut. Ich verbarg meine Freude nicht und dankte meinen beiden Freunden mit Bewegung. Festlichfroh gingen wir aus dem Hause, und Heinrich Muoth führte mich zu einem improvisierten Festmahl in sein Gasthaus. Da tat er beim Champagner, was er nie hatte tun wollen, er nannte mich du und blieb dabei, und ich freute mich und ließ es gelten.[69]

»Da sind wir vergnügt und feiern«, lachte er, »und eigentlich haben wir recht, dass wir’s im voraus tun, da ist es am schönsten. Nachher sieht es anders aus. Du läufst jetzt in den Theaterglanz hinein, Junge, und wir wollen darauf anstoßen, dass es dich nicht kaputt macht wie die meisten.«

Перейти на страницу:

Все книги серии Чтение в оригинале (Каро)

Похожие книги

Дублинцы
Дублинцы

Джеймс Джойс – великий ирландский писатель, классик и одновременно разрушитель классики с ее канонами, человек, которому более, чем кому-либо, обязаны своим рождением новые литературные школы и направления XX века. В историю мировой литературы он вошел как автор романа «Улисс», ставшего одной из величайших книг за всю историю литературы. В настоящем томе представлена вся проза писателя, предшествующая этому великому роману, в лучших на сегодняшний день переводах: сборник рассказов «Дублинцы», роман «Портрет художника в юности», а также так называемая «виртуальная» проза Джойса, ранние пробы пера будущего гения, не опубликованные при жизни произведения, таящие в себе семена грядущих шедевров. Книга станет прекрасным подарком для всех ценителей творчества Джеймса Джойса.

Джеймс Джойс

Классическая проза ХX века