… nichts, abgesehen davon, daß schon der Gedanke daran, von seinem an sich vernünftigen Kurs abzuweichen, ihm wie ein Stein im Magen lag… und dann ist da die Sache mit Fred und George, deren Ablenkungsmanöver schon geplant war, geschweige denn das Messer das Sirius ihm gegeben hat, welches zur Zeit in der Schultasche ruhte, zusammen mit dem alten Tarnumhang seines Vaters.
Aber die Tatsache blieb, was wäre wenn er gefasst würde…
»Dumbledore hat sich selbst geopfert, damit du an der Schule bleibst, Harry!«flüsterte Hermine, während sie ihr Buch hob, um ihr Gesicht vor Umbridge zu verstecken.»Und wenn du heute hinausgeworfen wirst, wäre das alles umsonst!«
Er konnte den Plan aufgeben und einfach lernen, mit der Erinnerung daran, was sein Vater eines Sommertages vor mehr als zwanzig Jahren tat, zu leben.
Und dann erinnerte er sich an Sirius im Feuer im Obergeschoss des Gryffindor Gemeinschaftsraumes…
»Harry, tu es nicht, bitte tu es nicht!«Hermine sagte dies mit schmerzhafter Stimme als die Glocke zum Stundenende läutete.
Er gab keine Antwort, er wußte nicht, was er tun sollte.
Ron schien entschlossen, weder seine Meinung noch seinen Rat kundzutun; er wollte Harry nicht ansehen, aber als Hermine gerade ihren Mund öffnete, um ein weiteres Mal zu versuchen, Harry davon abzubringen, sagte er:»Gib es auf, ok? Er kann tun, was er denkt.«
Harry«s Herz schlug sehr schnell, als er den Klassenraum verließ.
Er war auf halber Strecke des Korridors, als er die erwarteten Klänge des Ablenkungsmanövers in der Ferne hören konnte. Da waren Schreie und Kreischen die von irgendwoher widerhallten; alle die mit Harry das Klassenzimmer verlassen hatten blieben stehen und schauten sich um. Die Umbridge kam aus ihrem Klassenraum herausgestürzt, so schnell es ihre kurzen Beine zuließen. Sie zog ihren Zauberstab und rannte in die entgegengesetzte Richtung los. Das bedeutete: jetzt oder nie!
»Harry – bitte!”, flehte Hermine erschöpft.
Aber er setzte seine Gedanken in die Tat um. Er hängte seine Tasche sicher über seine Schulter und begann zu rennen, den anderen Schülern ausweichend, die in die entgegengesetzte Richtung eilten um zu sehen, was gerade im Ostflügel geschah.
Harry erreichte den Korridor zum Büro der Umbridge und fand das Büro verlassen vor. Er warf sich hinter eine große Ritterrüstung deren Helm knarrte als schaue sie zu ihm, öffnete seine Tasche, ergriff Sirius«s Messer und warf sich den Tarnumhang um. Dann schlich er langsam und sorgfältig hinter der Rüstung vor und entlang des Korridors, bis er die Tür zur Umbridge«s Büro erreichte. Er steckte die Klinge des Zaubermessers in den Türspalt und bewegte sie sanft auf und ab, dann zog er sie zurück. Es gab einen kleinen Klick, und die Tür schwang auf. Er duckte sich innerhalb des Büros, schloss die Tür schnell hinter sich ab und sah sich um.
Nichts bewegte sich, mit Ausnahme der schrecklichen Kätzchen, die noch an den Wandplatten über den konfiszierten Besenstielen herumtollten.
Harry nahm seinen Tarnumhang ab, ging hinüber zum Kamin und fand innerhalb weniger Sekunden was er suchte: ein kleines Kästchen mit glitzerndem Flohpulver.
Er hockte sich vor der leeren Feuerstelle hin, seine Hände zitterten. Zwar hatte er dies noch nie zuvor getan, dennoch glaubte er zu wissen was zu tun sei. Er steckte seinen Kopf in den Kamin, nahm ein wenig Pulver und tropfte es auf die Holzscheite, die sauber aufgeschichtet waren. Es explodierte sofort mit smaragdgrünen Flammen.
»Nummer 12, Grimmauldplatz!” sagte Harry laut und klar.
Es war eines der seltsamsten Gefühle, welches er jemals verspürte. Er war auch früher schon mit Flohpulver verreist, sicher, aber da war es immer sein ganzer Körper, der durch das Flohnetzwerk, welches das ganze Land überspannte, flog. Dieses Mal blieben seine Knie auf dem kalten Fußboden im Büro der Umbridge und nur sein Kopf sauste durch das smaragdgrüne Feuer…
Und dann, so abrupt wie es begann, hörte das Herumwirbeln auf. Sich ziemlich übel fühlend und als ob ein ungewöhnlich heißer Schal um seinen Kopf geschlungen wäre, öffnete Harry seine Augen und fand was er suchte außerhalb des Küchenkamins an einem langen Holztisch, wo ein Mann vertieft in das Studium eines Stückes Pergament saß.
»Sirius?”
Der Mann sprang auf und schaute sich um. Es war nicht Sirius sondern Lupin.
»Harry!” sagte er, und sah gründlich schockiert aus.»Was machst du – was ist geschehen, ist alles in Ordnung?”
»Ja”, sagte Harry.»Ich wundere mich nur – Ich meine, Ich wollte eigentlich – mit Sirius sprechen.”
»Ich werde ihn rufen,«sagte Lupin, stand auf, immer noch verblüfft aussehend,»er ging nach oben um Kreacher zu suchen, der scheint sich wieder in der Dachstube zu verstecken…” Und Harry sah Lupin aus der Küche eilen.