Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

»Ihr Menschen!«, rief er. »Ihr Kinder des leibhaftigen, lebendigen Gottes! Wir – Arm und Reich, aus dem ganzen Land – haben uns hier zu einem einzigen Zweck versammelt: um zusammenzukommen und uns von den Besitztümern des Prunks und des Hochmuts loszusagen, die Gott so hassenswert sind, vom Reichtum, von dem Jesus so unmissverständlich sagt, dass er unseren Eintritt ins Himmelreich verhindert. Lasset uns nun feierlich schwören, dass wir uns dieser Symbole der Habgier entledigen und unsere Herzen läutern. An diesem Ort, zu dieser Zeit wollen wir nun dem Fegefeuer der Eitelkeiten ein symbolisches Opfer darbringen – als unser Versprechen, von nun an bis ans Ende unserer Tage ein Leben in Einfachheit zu führen!«

Jetzt hob er die Kanister an und trat von dem auf den Rasen gesprühten Kreuz zurück, bis er in der vordersten Reihe des Kreises stand. Er griff in die Hosentasche seiner zerschlissenen Jeans und holte ein Schreibgerät hervor – einen goldenen Füllfederhalter, den ihm sein Vater, den er seit zehn Jahren weder gesehen noch gesprochen hatte, zum Abschluss seines Studiums am Jesuiten-Kolleg geschenkt hatte. Er hielt den Füllfederhalter so, dass alle ihn sehen konnten und die kostbaren Metallintarsien in den Strahlen der untergehenden Sonne funkelten. Anschließend warf er ihn mitten auf das aufgesprühte Kreuz.

»Und nun folgt alle, die ihr den Weg der Gnade gehen wollt«, intonierte er, »meinem Beispiel!«

Eine leichte Bewegung ging durch die Menschenmenge, ähnlich einem Schauer freudiger Erwartung. Darauf folgte ein Moment des Stillstands. Und dann wurden unglaubliche Mengen an Gegenständen aus dem umgebenden Kreis geworfen und landeten auf der vom Kreuz markierten Rasenfläche: Designer-Handtaschen, Kleidungsstücke, Schmuck, Armbanduhren, Autoschlüssel, Bündel von Inhaberschuldverschreibungen, Ziplock-Beutel mit Drogen und Marihuana, Packen Hundertdollarscheine, Ratgeber über Diäten und »So werden Sie schnell reich«-Pläne. Dazu kamen einige überraschende Dinge: ein mit Brillanten besetzter Dildo, eine elektrische Gitarre mit einem wunderschönen Korpus sowie eine Smith-&-Wesson-Handfeuerwaffe. Zahllose andere Sachen, die jeder Beschreibung spotteten, wurden auf den schnell wachsenden Stapel gelegt oder geworfen. Der Haufen des Plunders, Tands und leeren Luxus wurde immer höher, darunter eine wirklich erstaunliche Anzahl von Damenschuhen – überwiegend hochhackige Pumps.

Jetzt erfüllte ihn eine Art transzendentes inneres Leuchten, das Gefühl göttlicher Nähe, ähnlich der Liebkosung durch einen Engel. So musste sich auch Savonarola gefühlt haben, damals, vor vielen Jahrhunderten in Florenz. Marsden nahm einen der Kanister mit Spiritus, trat vor, schraubte den Deckel ab und schüttete den Inhalt in immer größeren Kreisen über den immer größeren Müllhaufen der Eitelkeiten. Rings um ihn herum wurden Dinge geworfen und fielen ihm auf Kopf und Schultern, doch er nahm keine Notiz davon.

»Und nun«, sagte er, warf den leeren Kanister beiseite und zückte eine Schachtel Streichhölzer, »lasset uns unser neues Leben in Reinheit mit Feuer beginnen!«

Er zog ein Streichholz aus der Schachtel, riss es an und warf es auf den Scheiterhaufen. Und in diesem riesigen, gelb-orangefarbenen Krawumm der Flammen und der Hitze erblickte er – kurz erhellt wie von Tageslicht – die dunklen Umrisse Tausender weiterer Pilger, die von allen Seiten auf den Great Lawn strömten, um sich diesem neuzeitlichen Fegefeuer der Eitelkeiten anzuschließen, noch während die Luxusgüter weiter in die Flammen herabregneten.




51

Es dämmerte über der Stadt, als Mrs. Trask, den gehäkelten Beutel voll mit den Lebensmitteln für das Abendessen, auf dem Riverside Drive in Richtung Norden eilte. Normalerweise wartete sie nicht bis zu so einer späten Stunde, um die Einkäufe zu erledigen, doch sie hatte alle Hände voll zu tun gehabt; sie hatte das drittbeste Porzellangeschirr abgewaschen und umgeräumt und deshalb nicht bemerkt, wie spät es schon war. Proctor hatte ihr angeboten, sie zu fahren, aber seit einiger Zeit zog sie es vor, das Haus allein zu verlassen und ein wenig spazieren zu gehen. Der kurze frühabendliche Gesundheitsspaziergag tat ihr gut. Außerdem hatte sie, bei all der Gentrifizierung, die in letzter Zeit im Viertel stattgefunden hatte, Freude daran gefunden, im örtlichen Bioladen ganz allein einzukaufen. Doch als sie auf der kreisrunden Zufahrt der Villa am Riverside Drive eintraf und zum Dienstboteneingang auf der Rückseite des Hauses ging, stellte sie erschrocken fest, dass sich im Schatten nahe der Haustür eine dunkle Gestalt herumtrieb.

Ihr erstes, instinktives Gefühl war Angst, weswegen sie schon nach Proctor rufen wollte – bis sie sah, dass es sich bei der Gestalt bloß um einen Jungen handelte. Er wirkte hilflos und schmutzig, so wie sie sich einen Straßenjungen in Londons East End vorstellte. Und als sie sich näherte, trat er aus dem Schatten.

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