Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Pendergast nahm alle drei Gegenstände von der Tischplatte, verließ das Zimmer, ging den Flur entlang und öffnete die unscheinbare Tür, die in die dritte und intimste seiner Wohnungen führte. Hinter der Tür befand sich ein kleines Zimmer, das an einer shoji endete, einer Schiebetür aus Holz und Reispapier. Und hinter dieser shoji befand sich – tief verborgen innerhalb der dicken Wände des alten und vornehmen Apartmenthauses – ein Teegarten, den Pendergast nach den genauesten Vorgaben hatte anlegen lassen.

Langsam schloss er die Schiebetür hinter sich, blieb kurz stehen, lauschte dem leisen Gurren der Tauben und atmete dabei den Duft von Eukalyptus und Sandelholz ein. Alles – der schmale, mit flachen Natursteinen gepflasterte Weg, der sich vor ihm dahinschlängelte, die Zwergkiefern, der Wasserfall, das chashitsu beziehungsweise Teehaus, das halb verborgen im direkt vor ihm befindlichen Grün lag – war in ein dunstiges, indirektes Licht getaucht.

Jetzt begab sich Pendergast den schmalen Weg entlang, vorbei an den steinernen Laternen, zum Teeraum, beugte sich tief hinunter und betrat das dämmrige chashitsu. Er schloss die sadouguchi, stellte die drei Gegenstände, die er mitgebracht hatte, auf einer Seite ab, dann blickte er sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass alles für die Teezeremonie Benötigte – die mizusashi, die Matcha-Besen, die Löffel, der Teewärmer, die kama – bereitstand. Er stellte die Teeschälchen und das Behältnis mit dem Matcha-Pulver an ihren richtigen Platz, dann nahm er auf der Tatamimatte Platz. In der folgenden halben Stunde ging er vollständig in der Zeremonie auf: das rituelle Säubern der verschiedenen Utensilien, das Erhitzen des Wassers, das Erwärmen der chawan und, nachdem er schließlich heißes Wasser hineingeschöpft hatte, das Hineinrühren der richtigen Menge Matcha. Erst dann, als er die Zubereitung mit geradezu ehrfürchtiger Genauigkeit beendet hatte, schmeckte er den Tee und nahm ihn mit kaum wahrnehmbaren kleinen Schlucken zu sich. Und währenddessen ließ er – das erste Mal seit fast einem Monat – zu, dass die Last des Kummers und der Schuld sein Bewusstsein vollständig erfüllte und eben dadurch langsam von ihm abfiel.

Zu guter Letzt, als er seine innere Ruhe wiedergefunden hatte, führte er sorgfältig und bewusst die letzten Schritte der Zeremonie durch: das neuerliche Säubern der Utensilien und deren Zurückstellen an ihren richtigen Platz. Jetzt blickte er nochmals auf die drei Gegenstände, die er mitgebracht hatte. Nach einem Augenblick griff er nach dem Notizbuch, schlug es zum ersten Mal aufs Geratewohl auf und gestattete sich, einen Absatz zu lesen. Sofort sprang ihm Constance’ Charakter, ihre Persönlichkeit aus den geschriebenen Worten entgegen: der scharf ironische Ton, die kühle Intelligenz, die ein wenig zynische, etwas makabre Weltsicht – dies alles gefiltert durch den Blickwinkel des 19. Jahrhunderts.

Pendergast war ungeheuer erleichtert, dass er das Tagebuch nun endlich mit einem gewissen Maß an Distanz lesen konnte.

Behutsam legte er es zurück neben den Kamm und die Gemme. Die schlichten, leeren Wände, der Boden dieses chashitsu schienen fürs Erste ihr bestes Zuhause zu sein. Vielleicht würde er in nicht allzu ferner Zukunft zurückkehren, um noch einmal über diese Gegenstände und ihre Besitzerin zu meditieren. Doch jetzt hatte er sich mit anderen Dingen zu befassen.

Er verließ das Teehaus, ging den schmalen Pfad entlang, verließ den Garten und begab sich flotten, festen Schrittes durch die lange Reihe von Fluren bis zur Eingangstür der Wohnung. Dabei zog er sein Mobiltelefon aus der Innentasche der Jacke und wählte per Kurzwahl eine Nummer.

»Vincent? Kommen Sie bitte zum Stadthaus dieses Cantucci. Ich bin jetzt bereit für die Begehung, von der Sie gesprochen haben.«

Und dann steckte er das Mobiltelefon wieder ein, zog seinen Vicunjawollmantel über und verließ die Wohnung.




11

D’Agosta war nicht gerade begeistert, abermals am Cantucci-Tatort zu erscheinen, und das auch noch praktisch mitten in der Nacht, auch wenn es sich um ein Treffen mit Pendergast handelte, der schließlich eingewilligt hatte, den Tatort unter die Lupe zu nehmen. Sergeant Curry öffnete ihm die Haustür. Kurz darauf sah D’Agosta Pendergasts großen Oldtimer-Rolls mit Proctor am Steuer vorfahren. Pendergast stieg aus.

Nachdem er sich an Curry vorbeigedrängt hatte, sagte er: »Guten Abend, mein lieber Vincent.«

Sie gingen den Flur entlang. »Sehen Sie die Überwachungskameras, die hier überall installiert sind?«, fragte D’Agosta. »Der Täter hat die Sicherheitsanlage gehackt und sämtliche Alarme umgangen.«

»Ich würde gerne den Bericht lesen.«

»Ich habe eine Kopie für Sie dabei, mit allem, was dazugehört«, sagte D’Agosta. »Forensik, Haare und Faserpartikel, Fingerabdrücke, alles da. Sergeant Curry gibt sie Ihnen, bevor Sie gehen.«

»Ausgezeichnet.«

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