Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Es war die dritte Sendung in dieser Woche, in der Harriman auftrat, und jede hatte ein größeres Publikum als die vorherige. Es war wie ein Barometer für den Erfolg seines Artikels und des Folgeartikels. Als Erster war der lokale New-York-Sender auf ihn zugekommen und hatte ihm ein zweiminütiges Interview eingeräumt – aufgezeichnet, nicht live. Als Nächstes war er in The Melissa Mason Show aufgetreten, eine der beliebtesten Talkshows in der Dreistaatenregion. Dann aber war die Eilmeldung über den Doppelmord gekommen – ein Doppelmord, der auf seine Voraussagen haargenau passte. Und jetzt erschien er als Gast am großen Lagerfeuer: Americas’s Morning with Kathee Durant, eine der größten landesweiten Fernseh-Morningshows im ganzen Land. Und da war Kathee selbst, sie saß nur einen halben Meter von ihm entfernt und ließ sich in dieser Werbepause das Gesicht nachschminken. Das Studio sollte an eine Frühstücksnische erinnern: Gemälde, amerikanische Ureinwohner darstellend, an den Kulissenwänden zwei Sessel mit Klöppeldeckchen einander gegenüberstehend, dazwischen ein großer Bildschirm.

»Zehn Sekunden«, sagte jemand aus den schummrigen Tiefen der Bühne. Die Visagistin eilte davon, und Kathee wandte sich zu Harriman um. »Schön, dass Sie bei uns sind«, sagte sie und ließ ihr Millionen-Dollar-Lächeln aufblitzen. »Das ist ja eine so furchtbare Geschichte. Ich meine, eine so furchterregende.«

»Danke.« Harriman erwiderte ihr Lächeln. Auf einem digitalen Bildschirm sah er eine Ziffer erscheinen, dann leuchtete an einer der drei auf ihn gerichteten Kameras ein rotes Lämpchen auf.

Kathee strahlte in die Kamera. »Heute Morgen haben wir das Glück, Bryce Harriman bei uns zu haben, den Reporter der Post, der – wie die Leute sagen – das getan hat, was dem NYPD nicht gelungen ist: Die Motive des Mörders aufzudecken, der auf den Namen ›der Enthaupter‹ getauft wurde. Und nach dem jüngsten Doppelmord – der genau zu Mr. Harrimans Theorie passt, die er erstmals in einem Artikel beschrieben hat, den er am ersten Weihnachtstag veröffentlichte – hat die Geschichte offenbar wirklich einen Nerv getroffen. Prominente, Millionäre, Rockstars, ja sogar Mafiabosse flüchten aus der Stadt.«

Während sie sprach, zeigte der zwischen ihnen stehende Bildschirm – auf dem das Logo von America’s Morning zu sehen gewesen war – kurze Einspielungen mit Menschen, die in Limousinen stiegen, Privatflugzeuge, die auf Startbahnen rollten, bekannte Gesichter, die an Paparazzi vorbeieilten, umgeben von Entouragen von Sicherheitsleuten. Die Einspielungen waren Bryce bekannt. Er hatte sie alle schon einmal gesehen. Auch hatte er das alles ja persönlich erlebt. Leute, mächtige Leute, verließen Manhattan wie die Ratten das sinkende Schiff. Und das alles seinetwegen. Gleichzeitig schaute die Öffentlichkeit mit perversem Nervenkitzel zu, wie sich die ganze Sache entwickelte, um endlich zu erleben, dass die Einprozenter ihre Quittung bekamen.

Kathee drehte sich zu ihm um. »Bryce, herzlich willkommen bei America’s Morning. Danke, dass Sie gekommen sind.«

»Danke für die Einladung, Kathee«, sagte Harriman. Er setzte sich etwas anders hin, zeigte der Kamera seine Schokoladenseite.

»Bryce, Ihr Artikel ist Stadtgespräch. Wie sind Sie eigentlich dahintergekommen, was der New Yorker Polizei seit, wie es scheint, Wochen entgangen ist?«

Harriman verspürte ein Kribbeln, als er sich an Petowskis Worte erinnerte: Reporter suchen ihr ganzes Leben nach einer derartigen Geschichte. »Oh, die Anerkennung gebührt nicht mir allein«, sagte er mit falscher Bescheidenheit. »Im Ernst, ich habe nur auf den Vorarbeiten aufgebaut, die die Polizei bereits geleistet hat.«

»Aber was war, wie soll ich mich ausdrücken, sozusagen der Glühbirnen-Moment?« Mit ihrer Stupsnase und den blonden Haaren sah sie aus wie Barbie.

»Nun, es kursierten in jener Zeit jede Menge Theorien in der Stadt, wie Sie sich erinnern werden«, sagte Bryce. »Nur habe ich eben der Idee, dass mehr als ein Mörder am Werk ist, keinen Glauben geschenkt. Sobald mir das aufgegangen war, war es naheliegend, sich die Frage zu stellen, was die Opfer gemeinsam hatten.«

Kathee blickte zum Teleprompter, auf dem Zeilen aus Harrimans Artikel herunterscrollten. »Sie sagten, dass es allen Opfern ›an menschlichem Anstand‹ fehle. Dass ›es auf der Welt besser aussehen würde, wenn diese Menschen tot wären‹.«

Harriman nickte.

»Und dass man ihnen den Kopf abgeschnitten hat, ist, glauben Sie, eine symbolische Geste?«

»Ganz recht.«

»Aber ich meine, köpfen … könnte das nicht das Werk von Dschihadisten sein?«

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