Читаем Надя учится говорить по-немецки полностью

Der sechste und vorletzte Tag! ... Je mehr sich unsere Geschichte dem Ende nähert, desto trauriger wird Nadja, denn Scheiden tut weh 1. Aber desto glücklicher werden die beiden Deutschen, denn sie haben gute Arbeit geleistet. Nach dem Frühstück bespricht man den Tagesplan, und dann geht es an seine Verwirklichung. Kultur, Kunst, Wissenschaft — das Thema des heutigen Tages ist besonders interessant, nicht wahr?

Wohin zuerst? — Natürlich in die Staatliche Tretjakow-Galerie.

1. Episode: MAN SOLL NIE IN ZORN GERATEN 2

Zuerst nimmt Kurt die Fassade des Hauses Lawruschinski Pereulok Nr. 10 auf, wo sich die «Tretjakowka» befindet, wie die Moskauer ihr schönstes Museum liebevoll nennen. Dann gehen Herta, Nadja und Kurt durch die vielen Säle, bleiben vor einigen Gemälden stehen und diskutieren. Natürlich wird deutsch gesprochen. Besonders das Bild von Repin «Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan» fesselt ihre Blicke 3. Zar Iwan IV. hält seinen toten Sohn in den Armen. Entsetzen malt sich auf seinem Antlitz 4: er war in Zorn geraten und wußte nicht mehr, was er tat. Jetzt sieht er, daß er den eigenen Sohn erschlagen hat. Zu spät!

N a d j a: Wie oft war ich schon hier! Und jedes Mal zieht dieses Bild von neuem meine Aufmerksamkeit auf sich 5.

1 Scheiden tut weh — расстаться тяжело

2 in Zorn geraten — прийти в ярость

3 den Blick fesseln — приковать взгляд

4 Entsetzen malt sich auf seinem Antlitz — его лицо выражает ужас

5 jemandes Aufmerksamkeit auf sich ziehen — привлечь к себе чьё-либо внимание

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In diesem Augenblick kommen Kinder in den Saal, eine ganze Klasse mit ihrer Lehrerin. Sie sind nicht mehr als 9, 10 Jahre alt.

K u r t: Nanu? Was machen denn die Kinder da? Ist denn hier ein Kindergarten?

N a d j a: Die Kunst muß man doch von Kindesbeinen an 1 pflegen!

Und wie zur Bestätigung dieser Worte sagt jetzt ein Dreikäsehoch 2 vor einem Bild Puschkins, das Kiprenski (1782 — 1838) gemalt hat: «Schaut mal, das ist unser Puschkin!»

2. Episode: ES WAR KEIN SCHUß INS BLAUE 3

Nach dem Besuch der «Tretjakowka», der etwa zwei Stunden in Anspruch nahm 4, gingen sie ins Kino, wo sie sich den berühmten Film «Die Ballade vom Soldaten» ansahen. Danach war es Zeit, zu Mittag zu essen. Und dann? Was macht man nach dem Mittagessen? Man ruht sich aus, bei schönem Wetter am liebsten im Freien. Nun sitzen sie in einem kleinen Park und plaudern über den Film.

H e r t a: Welche Szenen des Films halten Sie für die besten, Nadja? Aber bitte, sprechen Sie einfach!

N a d j a: In erster Linie die Szene, wo Aljoscha Urlaub bekommt. Er hat Anspruch 5 auf sechs Tage Urlaub. Zwei Tage nimmt die Reise zur Mutter in Anspruch 4, zwei Tage braucht er, um das Dach des Hauses zu reparieren und zwei für die Fahrt zurück.

H e r t a: Geht alles planmäßig?

N a d j a: Nein. Und hier zeigt sich der schöne Charakter des Sowjetmenschen. Hier stellt er unter Beweis...

K u r t: Halt! So geht's nicht. Das ist Juristensprache. So spricht man im täglichen Leben nicht.

N a d j a: Gut. Danke für die Lehre! Also, Aljoscha trifft auf dem Weg in die Heimat Menschen, denen es schlecht geht. Und er hilft ihnen. Er muß ihnen helfen, obwohl er weiß, daß er für seine eigenen Angelegenheiten keine Zeit haben wird.

1 von Kindesbeinen an — с детства

2 der Dreikäsehoch — карапуз

3 ein Schuß ins Blaue — промах; пальцем в небо

4 das nimmt ... (Tage, Stunden) in Anspruch — для этого требуется ... (дней, часов)

5 er (sie) hat Anspruch auf etwas — он (она) имеет право на что-либо, может претендовать на что-либо

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Und wie schön ist seine Liebe zu Schura! Und wie sie spielt, Shanna Prochorenko! Ja, der Regisseur, Grigori Tschuchrai, hat unter Beweis gestellt, Verzeihung, hat bewiesen, daß sein «Erster Schuß» 1 kein Schuß ins Blaue war. Mit dem Film «Die Ballade vom Soldaten» hat er zum zweitenmal den Nagel auf den Kopf getroffen. Dieser Film hat seinen Zweck, die Menschen vor einem neuen Krieg zu warnen, voll und ganz erfüllt. Er wirbt für den Frieden.

H e r t a: Es fiel mir auf, daß die Menschen mäuschenstill dasaßen und den Blick nicht von der Leinwand wandten. Der Film nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch 2.

K u r t: Wissen Sie auch, Nadja, warum man so sagt — in Anspruch nehmen? Es kommt vom Verb «ansprechen».

N a d j a: Заговаривать с кем-либо? Обращаться к кому-либо?

H e r t a: Ja. Wenn man jemanden anspricht, dann nimmt man ihn in Anspruch.

K u r t: Der Dichter Friedrich Rückert sagte sehr richtig: «Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag: Ich kann, ich soll, ich muß, ich will, ich darf, ich mag.»

3. Episode: ZU GAST 3 BEIM MOSFILM

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