Er wurde durch ein Geräusch unterbrochen, das wie eine Feuerwehrsirene klang. Es war noch ein Stück weit entfernt, befand sich aber offensichtlich im Anmarsch. Da ihm dieser Krach bestens vertraut war, überraschte es ihn nicht, auf einem der Pfade, die den ganzen Berg überzogen, seinen Schwiegervater aus dem Wald kommen zu sehen. Jemmy kreischte und wand sich wie eine verbrühte Katze auf seinem Arm.
Jamie machte ein etwas enerviertes Gesicht und reichte Roger das Kind. Roger ergriff es, und da ihm keine andere Idee kam, steckte er ihm den Daumen in den weit geöffneten Mund. Der Lärm endete abrupt, und jedermann entspannte sich.
»Was für ein süßes Kerlchen!« Mrs. Bug stellte sich auf die Zehenspitzen, um Jemmy etwas vorzugurren, während sich Jamie mit extrem erleichtertem Gesicht an Mr. Bug und Duncan wandte, um sie zu begrüßen.
»Süß« war nicht gerade das Adjektiv, das Roger persönlich gewählt hätte. Dann schon eher »durchgeknallt«. Das Baby war leuchtend rot im Gesicht, das von Tränenspuren durchzogen war, und es saugte wie wild an Rogers rettendem Daumen, während es die Augen fest geschlossen hielt, um so der durch und durch unbefriedigenden Welt zu entfliehen. Sein Haarflaum stand in verschwitzten Stacheln und Knoten zu Berge, und es hatte seine Wickeltücher gelöst, die unordentlich herabhingen. Außerdem roch es wie ein ungepflegter Abort, und die Gründe dafür waren nur zu offensichtlich.
Als erfahrener Vater leitete Roger sofort Notfallmaßnahmen ein.
»Wo ist Brianna?«
»Das weiß Gott, und Er verrät es nicht«, sagte Jamie knapp. »Ich habe schon den ganzen Berg nach ihr abgesucht, seit der Kleine auf meinem Arm aufgewacht ist und beschlossen hat, dass er mit meiner Gesellschaft nicht zufrieden ist.« Er schnüffelte argwöhnisch an der Hand, mit der er seinen Enkelsohn festgehalten hatte, dann wischte er sie an seinen Rockschößen ab.
»Von meiner ist er anscheinend auch nicht allzu begeistert.« Jemmy kaute auf seinem Daumen herum, wobei ihm der Speichel über das Kinn und dann über Rogers Brust lief, und er quäkte frustriert. »Hast du denn Marsali gesehen?« Er wusste, dass Brianna nicht wollte, dass irgendjemand außer ihr selbst das Baby fütterte, aber dies war eindeutig ein Notfall. Er sah sich in der Hoffnung um, irgendwo in der Nähe eine stillende Mutter zu erspähen, die sich des Kindes, wenn nicht seiner erbarmen würde.
»Gebt mir den armen Kleinen«, sagte Mrs. Bug und griff dabei nach dem Baby, womit sie sich in Rogers Augen spontan aus einem aufdringlichen Klatschweib in einen rettenden Engel verwandelte.
»Aber, aber,
Doch auch Arch legte Intelligenz und Kompetenz an den Tag, als er Jamie jetzt wohl durchdachte Fragen bezüglich seiner Vorräte, seiner Anbauvorlieben, seiner Pächter und so weiter stellte.
»Und wer ist unser kleiner Junge, hmm?« Mrs. Bug war aufgestanden und flirtete immer noch mit Jemmy, der sich jetzt in einen anständigen, fest gewickelten Kokon verwandelt hatte. Sie fuhr mit einem ihrer Wurstfinger die Konturen seiner runden Wange nach, um dann Roger anzusehen. »Aye, aye, er hat genau die gleichen Augen wie sein Vater, nicht wahr?«
Roger errötete, und die Mehlsäcke waren vergessen.
»Oh? Ich finde, dass er vor allem nach seiner Mutter kommt.«
Mrs. Bug spitzte die Lippen und sah Roger mit zusammengekniffenen Augen an. Dann schüttelte sie entschlossen den Kopf und tätschelte Jemmys Scheitel.
»Vielleicht nicht die Haare, aber sein Körperbau, aye, das ist der Eure, Junge. Diese schönen, breiten Schultern!« Sie nickte Roger anerkennend zu und küsste Jemmy auf die Stirn. »Und es würde mich auch gar nicht überraschen, wenn seine Augen später grün würden. Glaubt mir, Junge, wenn er erst groß ist, wird er Euch wie aus dem Gesicht geschnitten sein! Nicht wahr, kleiner Mann?« Sie schmuste mit Jemmy. »Du wirst ein großer, starker Junge wie dein Pa, nicht wahr?«