Читаем Outlander - Das flammende Kreuz: Roman (Die Outlander-Saga 5) (German Edition) полностью

Rawlings hatte nie Medizin studiert. Und selbst wenn, wären viele seiner Techniken für meine Verhältnisse schockierend gewesen. Mein Mund verzog sich bei dem Gedanken an einige der Behandlungsmethoden, die ich auf diesen dicht gefüllten Seiten beschrieben gesehen hatte – Infusionen von flüssigem Quecksilber, um Syphilis zu heilen, Schröpfen und Blistern bei epileptischen Anfällen, Aderlass bei Beschwerden aller Art, von der Verstopfung bis zur Impotenz.

Und trotzdem war Daniel Rawlings Arzt gewesen. Wenn ich seine Fallbeschreibungen las, konnte ich seine Sorge um seine Patienten spüren, seine Neugier in Bezug auf die Geheimnisse des Körpers.

Impulsiv blätterte ich zu den Seiten mit Rawlings’ Notizen zurück. Vielleicht suchte ich nur Aufschub, um mein Unterbewusstsein eine Entscheidung treffen zu lassen – oder vielleicht hatte ich ja das Bedürfnis, irgendwie mit jemandem zu kommunizieren, mit einem anderen Arzt, jemandem wie mir.

Jemandem wie mir. Ich starrte auf die Seite mit der kleinen, sauberen Handschrift, den ordentlichen Illustrationen, ohne jedoch die Details zu sehen. Wer konnte schon so sein wie ich?

Niemand. Ich hatte mir schon früher darüber Gedanken gemacht, aber nur ganz vage, wie man ein Problem überdenkt, dessen Existenz einem zwar bewusst ist, das aber nicht dringend ist. In der Kolonie North Carolina gab es meines Wissens nur einen einzigen, offiziell designierten »Doktor« – Fentiman. Ich prustete verächtlich und trank noch einen Schluck Tee. Dann doch lieber Murray MacLeod und seine Wunderheilmittel – die waren wenigstens zum Großteil harmlos.

Ich nippte an meinem Tee und dachte an Rosamund. Die schlichte Wahrheit war, dass auch ich nicht ewig leben würde. Mit etwas Glück blieb mir noch reichlich Zeit – aber dennoch würde es nicht ewig sein. Ich musste jemanden finden, dem ich zumindest die Grundzüge meines Wissens weitergeben konnte.

Ein unterdrücktes Kichern vom Tisch, wo die Mädchen über den Sülzetöpfchen, den Schüsseln mit Sauerkraut und gekochten Kartoffeln die Köpfe zusammensteckten. Nein, dachte ich bedauernd. Nicht Brianna.

Sie wäre die logische Wahl gewesen; immerhin wusste sie, was moderne Medizin war. Bei ihr brauchte ich weder Unwissen noch Aberglauben zu überwinden, sie brauchte ich nicht von den Vorteilen der Sterilität zu überzeugen, von den Gefahren der Keime. Doch ihr fehlte die angeborene Neigung, der Heilerinstinkt. Sie war nicht zimperlich und hatte auch keine Angst vor Blut – sie hatte mir schon bei zahlreichen Geburten und kleineren Operationen assistiert –, und doch fehlte es ihr an jener speziellen Mischung aus Mitgefühl und Rücksichtslosigkeit, die für einen Arzt unabdingbar ist.

Vielleicht war sie ja mehr Jamies Kind als das meine, überlegte ich, während ich zusah, wie der Feuerschein in ihrem Haar Wellen warf, wenn sie sich bewegte. Sie besaß seinen Mut, seine große Zärtlichkeit – doch es war der Mut eines Kriegers, die Zärtlichkeit einer Stärke, die zerstören konnte, wenn sie sich dazu entschloss. Es war mir nicht gelungen, ihr meine Gabe mitzugeben; das Wissen um Blut und Knochen, um die geheimen Wirkungsweisen der Kammern des Herzens.

Brianna hob abrupt den Kopf und wandte ihn zur Tür. Etwas langsamer wandte sich auch Marsali um und lauschte.

Im Getrommel des Regens war sie kaum zu hören, doch da ich wusste, dass sie da war, konnte ich sie ausmachen – eine Männerstimme, die sich singend erhoben hatte. Eine Pause, und dann als Antwort ein schwaches Dröhnen, das entfernter Donner hätte sein können, es aber nicht war. Die Männer kamen von der Hütte auf dem Berg herunter.

Kenny Lindsay hatte Roger gebeten, das caithris für Rosamund zu singen; die formelle gälische Totenklage. »Sie war zwar keine Schottin«, hatte Kenny gesagt und sich über die Augen gewischt, die von Tränen und einer langen, durchwachten Nacht gerötet waren. »Nicht einmal gottesgläubig. Aber sie hat so gern gesungen, und Eure Sangeskünste sehr bewundert, MacKenzie.«

Roger hatte noch nie ein caithris gesungen, und ich wusste auch, dass er noch nie eins gehört hatte. »Keine Sorge«, hatte Jamie ihm zugemurmelt und ihm die Hand auf den Arm gelegt, »es reicht, wenn’s schön laut ist.« Roger hatte den Kopf in ernster Zustimmung gesenkt und war mit Jamie und Kenny zum Mälzboden gegangen, um dort mit ihnen Whisky zu trinken und so viel wie möglich über Rosamunds Leben zu erfahren, damit er ihren Tod besser beklagen konnte.

Der heisere Gesang verstummte; der Wind hatte sich gedreht. Es lag an dem Sturm, dass wir sie so früh gehört hatten – sie waren jetzt wohl bergab unterwegs, um die Trauergäste aus den verstreuten Blockhütten abzuholen und sie dann in einer Prozession zum Haus hinaufzuführen, wo sie die ganze Nacht feiern und singen und sich Geschichten erzählen würden.

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