»Wasdenn Testes?«, erkundigte sich eine piepsige Stimme. Jemmy hatte seine Steine liegen gelassen und blickte höchst interessiert zu mir auf.
»Äh …«, sagte ich. Ich sah mich Hilfe suchend im Zimmer um.
»Das ist Lateinisch für deine Eier, Junge«, sagte Roger ernst und verkniff sich das Grinsen.
Das schien Jemmy sehr zu interessieren.
»Jemmy Eier? Wo Jemmy Eier?«
»Äh …«, sagte Roger und sah Jamie an.
»Mmpfm«, sagte Jamie und sah zur Decke.
»Also, du hast einen Kilt an, Onkel Jamie«, sagte Ian grinsend. Jamie warf seinem Neffen einen Blick zu, der ein Gefühl tiefsten Verrats ausdrückte, doch bevor er eine Bewegung machen konnte, hatte Roger sich vorgebeugt und Jemmy sanft zwischen die Beine gefasst.
»Da,
Jemmy knetete sich kurz im Schritt, dann sah er Roger an, die kleinen, roten Brauen verwundert gerunzelt.
»Kein Ei. Pimmel.«
Jamie seufzte tief und stand auf. Er wies mit einem Ruck seines Kopfes auf Roger, dann nahm er Jemmy bei der Hand.
»Aye, na schön. Komm mit mir und deinem Pa nach draußen, wir zeigen es dir.«
Briannas Gesichtsfarbe entsprach dem Farbton ihrer Haare, und ihre Schultern schüttelten sich kurz. Roger, dessen Wangen ebenfalls verdächtig rot waren, hatte die Tür geöffnet und trat zur Seite, um Jamie und Jemmy durchzulassen.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass Jamie nachdachte, bevor er es tat; von einem Impuls ergriffen, wandte er sich Jemmy zu, rollte seine Zunge zu einem Zylinder zusammen und streckte sie Jemmy heraus.
»Kannst du das,
Brianna hielt die Luft an und machte ein Geräusch wie eine aufgeschreckte Ente. Sie erstarrte. Roger erstarrte ebenfalls, und sein Blick klebte an Jemmy, als wäre der Kleine eine Bombe, die kurz davor stand, zu explodieren wie der Opal.
Jamie begriff eine Sekunde zu spät, und seine Wangen wurden bleich.
»Verdammt«, murmelte er sehr leise vor sich hin.
Jemmy riss tadelnd die Augen auf.
»Böse, Opa! Böses Wort, Mama?«
»Ja«, sagte Brianna, die Jamie mit zusammengekniffenen Augen ansah. »Da müssen wir Opa wohl den Mund mit Seife auswaschen, nicht wahr?«
Er sah stark danach aus, als hätte er bereits einen ganzen Mund voll Seife geschluckt, und zwar Kernseife.
»Aye«, sagte er und räusperte sich. Die Röte war ihm vollständig aus dem Gesicht gewichen. »Aye, das war sehr ungezogen von mir, Jeremiah. Ich muss die Damen um Verzeihung bitten.« Er verbeugte sich sehr formell vor mir und Brianna. »
Jemmys rundes Gesicht dagegen nahm jenen Ausdruck seligen Entzückens an, den er stets trug, wenn in seiner Nähe Französisch gesprochen wurde, und er begann – ganz wie es Jamie zweifellos beabsichtigt hatte – unverzüglich mit seinem persönlichen Lieblingsbeitrag zu dieser Sprache der Kunst und der Ritterlichkeit.
»
Roger blickte zu Brianna auf, und irgendetwas schien zwischen ihnen in der Luft zu hängen. Er ergriff Jemmys andere Hand und unterbrach seinen Gesang für einen Augenblick.
»Also,
»
»Schau, was Opa macht.« Roger wies kopfnickend auf Jamie, der tief Luft holte und rasch seine zusammengerollte Zunge herausstreckte.
»Kannst du das?«, fragte Roger.
»Klar.« Jemmy strahlte und streckte seine Zunge heraus. Flach. »Bäh.«
Ein allgemeiner Seufzer durchwehte das Zimmer. Jemmy, der nichts davon merkte, schwang die Beine hoch, so dass er an Rogers und Jamies Händen hing, dann ließ er seine Füße wieder auf den Boden sausen und erinnerte sich an seine ursprüngliche Frage.
»Opa hat Eier?«, fragte er. Er zerrte an den Händen der Männer und legte den Kopf weit zurück, um zu Jamie aufzublicken.
»Aye, Junge, die habe ich«, sagte Jamie trocken. »Aber die von deinem Pa sind viel größer. Dann komm mal mit.«
Und unter Jemmys tonlosem Gesang schleppten die Männer den Jungen hinaus, indem sie ihn wie ein Äffchen zwischen sich baumeln ließen, die Knie bis zum Kinn hochgezogen.
Kapitel 110
Mann des Blutes
Ich zerkrümelte trockene Salbeiblätter zwischen meinen Händen und ließ die graugrünen Flocken in die brennenden Kohlen fallen. Die Sonne stand tief am Himmel über den Kastanien, doch der kleine Friedhof lag bereits im Schatten, und das Feuer war hell.
Wir standen zu fünft um den Granitblock herum, mit dem Jamie das Grab des Fremden markiert hatte.