Jamie hielt abrupt inne, als wir uns im Innenraum vortasteten. Dann hörte ich, wie er rasch sagte: »Und ich habe mich der Wut, des Stolzes und der Eifersucht versündigt – und, und hier und da ein bisschen gelogen, Vater. Amen.« Er sank auf die Knie, sprach in rasendem Französisch sein Reuegebet und war aufgestanden und hatte mir Germain abgenommen, bevor Vater Kenneth noch »
Meine Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit; ich konnte die voluminösen Gestalten der Mädchen und Jamies hochgewachsenen Umriss ausmachen. Er stellte Germain vor dem Vater auf den Tisch und sagte: »Rasch jetzt, Vater, wir haben nicht viel Zeit.«
»Wir haben auch kein Wasser«, bemerkte der Priester. »Es sei denn, die Damen hätten daran gedacht, welches mitzubringen?« Er hatte Feuerstein und Zunder ergriffen und versuchte, die Lampe wieder anzuzünden.
Brianna und Marsali wechselten einen entgeisterten Blick.
»Keine Sorge, Vater.« Jamies Tonfall war beruhigend, und ich sah, wie seine Hand sich vorsichtig auf dem Tisch vortastete und er dann mit einem kurzen Ausruf der Genugtuung fündig wurde. Es folgte das kurze Knirschen eines Korkens, der aus einer Flasche gezogen wurde, und der scharfe, süße Geruch des Whiskys erfüllte das Zelt, während gleichzeitig der Docht Feuer fing und die flackernde Flamme zu einem kleinen, beständigen Licht wuchs.
»Angesichts der Umstände …«, sagte Jamie und hielt dem Priester die offene Feldflasche hin.
Vater Kenneth presste die Lippen zusammen, allerdings wohl eher vor unterdrückter Belustigung als Verärgerung.
»Angesichts der Umstände, aye«, wiederholte er trocken. »Und was könnte schließlich angemessener sein als das Wasser des Lebens?« Er hob die Hand, löste seine Halsbinde und zog einen Lederriemen hervor, den er um den Hals trug und an dem ein Holzkreuz und eine kleine Glasflasche hingen, die mit einem Korken verschlossen war.
»Heiliges Chrisma«, erklärte er, während er die Flasche öffnete und sie auf den Tisch stellte. »Dank der Mutter Gottes, dass ich es dabeihatte. Der Sheriff hat die Kiste mit meinen Messutensilien an sich genommen.« Er führte eine rasche Inventur der Gegenstände auf dem Tisch durch, indem er sie an seinen Fingern abzählte. »Feuer, Chrisma, Wasser – oder so ähnlich – und ein Kind. Nun gut. Ihr und Euer Mann wollt seine Paten sein, nehme ich an, Ma’am?«
Das war an mich gerichtet, da Jamie an den Zelteingang getreten und dort Posten bezogen hatte.
»Für alle drei, Vater«, sagte ich und hielt Germain fest, der es sich in den Kopf gesetzt zu haben schien, vom Tisch zu springen. »Halt still, Schatz, nur einen Augenblick.«
Ich hörte ein leises
»Jamie, mein Sohn«, sagte Vater Kenneth in leicht tadelndem Ton.
»Fahrt fort, bitte, Vater«, erwiderte Jamie sehr ruhig. »Ich habe fest vor, heute Abend meine Enkel taufen zu lassen, und niemand wird mich davon abhalten.«
Der Priester atmete mit einem leisen Zischen ein und schüttelte dann den Kopf.
»Aye. Und wenn Ihr jemanden umbringt, hoffe ich nur, dass mir die Zeit bleibt, Euch erneut die Beichte abzunehmen, bevor sie uns beide hängen«, knurrte er und griff nach dem Öl. »Wenn Ihr es Euch aber aussuchen könnt, zielt nach dem Sheriff, mein Guter, ja?«
Indem er abrupt zum Lateinischen überwechselte, schob er Germains dichten Blondschopf zurück, und sein Daumen huschte zielsicher über Stirn, Lippen und dann – er fuhr dem Jungen mit einer Handbewegung unter das Kittelchen, die Germain kichernd zusammenzucken ließ – das Herz, im Zeichen des Kreuzes.
»Im Namen dieses Kindes, widersagt Ihr Satan und all seinen Werken?«, fragte er so rasend, dass ich kaum begriff, dass er wieder Englisch sprach, und mich gerade rechtzeitig wieder fing, um gemeinsam mit Jamie die Antwort der Paten anzustimmen, ein pflichtbewusstes: »Ich widersage.«
Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und lauschte auf jedes Geräusch, das die Rückkehr von Mr. Lillywhite und dem Sheriff ankündigen könnte. Ich malte mir das Chaos aus, das entstehen würde, wenn sie bei ihrer Ankunft entdeckten, dass sich Vater Kenneth inmitten von etwas befand, das todsicher als widerrechtliche »Zeremonie« galt.
Ich sah mich nach Jamie um; er blickte mich an und schenkte mir ein schwaches Lächeln, das wohl zu meiner Beruhigung gedacht war. Wenn es so war, scheiterte der Versuch kläglich; ich kannte ihn zu gut. Er wollte seine Enkel getauft sehen und würde dafür sorgen, dass ihre Seelen sicher in Gottes Hände befohlen wurden, und wenn er dafür starb – oder wir alle dafür ins Gefängnis wanderten, Brianna, Marsali und die Kinder eingeschlossen. Das ist der Stoff, aus dem die Märtyrer sind, und ihre Familien haben das gefälligst zu schlucken.