»Was?«, sagte er gereizt.
»Die eine Dame sagt, sie sei enttäuscht, Onkel Jamie, weil du sehr gut ausgestattet bist. Aber die andere sieht es praktischer. Sie sagt, es sei möglich, dass sie Kinder von dir bekommen hätten, und die … die Babys könnten rote Haare haben.« Die Stimme seines Neffen zitterte.
»Was ist denn so schlimm an roten Haaren, zum Kuckuck?«
»Ich weiß es nicht genau, aber soweit ich es verstehe, ist es nichts, was man seinem Kind wünscht, wenn man es verhindern kann.«
»Na schön«, schnappte er. »Die Gefahr ist ja jetzt gebannt, nicht wahr? Können sie jetzt nicht nach Hause gehen?«
»Es regnet, Onkel Jamie«, stellte Ian fest. So war es; der Wind hatte die ersten Tropfen mitgebracht, und jetzt war der eigentliche Schauer heraufgezogen, der unablässig auf das Dach prasselte. Durch den Rauchabzug fielen Tropfen zischend in die heißen Kohlen. »Du willst sie doch nicht in dieser Nässe ins Freie schicken, oder? Außerdem hast du nur gesagt, dass du nicht mit ihnen schlafen kannst, nicht, dass du möchtest, dass sie gehen.«
Er brach ab, um den Damen eine Frage zu stellen, die sie eifrig bejahten. Zumindest hatte Jamie den Eindruck, dass sie ja gesagt hatten. Sie erhoben sich mit der Anmut junger Kraniche, stiegen splitternackt wieder in sein Bett, wo sie ihn unter bewunderndem Gemurmel tätschelten und streichelten – wenn sie auch seine Geschlechtsteile gewissenhaft vermieden –, dann drückten sie ihn tief in die Felle und kuschelten sich rechts und links an ihn, ihre warme, nackte Haut gemütlich an ihn gepresst.
Er öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder, weil ihm in keiner der ihm bekannten Sprachen irgendetwas einfiel, was er hätte sagen können.
Er lag stocksteif auf dem Rücken und atmete flach. Sein Schwanz pulsierte entrüstet vor sich hin – er hatte eindeutig vor, die ganze Nacht aufzubleiben und ihn zu quälen, um sich für diese Schmach zu rächen. Aus dem Fellstapel auf dem Boden drang leises Kichern, unterbrochen von Kieksen und Prusten. Möglicherweise war es das erste Mal, dass er Ian seit seiner Rückkehr richtig lachen hörte.
Er betete um Standhaftigkeit, holte lang und tief Atem und schloss die Augen, die Hände fest auf der Brust gefaltet, die Ellbogen an seine Seiten gepresst.
Kapitel 15
Bis zum Hals im Wasser
Roger trat auf die Terrasse von River Run. Er fühlte sich angenehm erschöpft. Nach drei Wochen harter Arbeit hatte er die neuen Pächter aus allen Winkeln Cross Creeks und Campbeltons zusammengeholt, sich sämtlichen Haushaltsvorständen vorgestellt, es geschafft, sie zumindest mit dem Nötigsten an Nahrungsmitteln, Decken und Schuhen für die Reise auszustatten – und sie alle an einem Ort versammelt, indem er ihre Marotte, in Panik die Flucht zu ergreifen, strikt unterband. Am Morgen würden sie nach Fraser’s Ridge aufbrechen – keine Sekunde zu früh.
Er ließ den Blick zufrieden von der Terrasse in Richtung der Wiese schweifen, die hinter Jocasta Cameron Innes’ Stallungen lag. Dort hatten sie vorübergehend ihr Lager aufgeschlagen: zweiundzwanzig Familien mit sechsundsiebzig Seelen, vier Maultiere, zwei Ponys, vierzehn Hunde, drei Schweine und weiß Gott wie viele Hühner, Katzen und Ziervögel, die für die Reise in Weidenkäfigen untergebracht waren. Er trug all ihre Namen – außer denen der Tiere – auf einer eselsohrigen, zerknitterten Liste in seiner Tasche bei sich. Dort befanden sich noch diverse andere Listen, die bis zur Unlesbarkeit überschrieben, durchgestrichen und verbessert worden waren. Ihm war wie einem wandelnden Deuteronomium zumute. Außerdem dürstete es ihn nach einem sehr großen Whisky.
Dieser erwartete ihn zum Glück bereits; Duncan Innes, Jocastas Ehemann, war ebenfalls von seinem Tagewerk zurückgekehrt. Er saß auf der Terrasse und leistete einem geschliffenen Dekanter Gesellschaft, den die Strahlen der sinkenden Sonne in sanftem Bernstein aufglühen ließen.
»Wie stehen die Dinge,
»Gern, und danke.«
Er ließ sich erleichtert in den Sessel sinken, der unter seinem Gewicht gemütlich ächzte. Er nahm das Glas entgegen, das Duncan ihm reichte, und stürzte den ersten Schluck mit einem kurzen
Der Whisky brannte sich durch seine zugeschnürte Kehle, so dass er husten musste, schien dann aber plötzlich alles zu öffnen, so dass sein konstantes, schwaches Gefühl der Atemnot nachließ. Er nippte zufrieden weiter.
»Sind sie bereit zum Aufbruch?« Duncan wies in Richtung der Wiese, wo der Rauch der Lagerfeuer als goldener Nebel dicht über dem Boden hing.
»So bereit, wie es nur geht. Arme Teufel«, fügte Roger mitfühlend hinzu.
Duncan zog eine seiner schütteren Augenbrauen hoch.