»Furchtbar lästig, nicht wahr? Erst schleppt man sich herum wie eine Sau im Schlamm, und dann wird man fast zerrissen, und dann kommt etwas dabei heraus, das aussieht wie eine ertränkte Ratte.« Sie schüttelte den Kopf und stieß einen leisen, angewiderten Kehllaut aus. »Die Freuden der Mutterschaft, wie? Trotzdem, ich sollte mich wohl nicht beklagen – die kleine Ratte hat mir das Leben gerettet. Und so elend eine Geburt auch ist, es ist besser, als auf dem Scheiterhaufen zu enden.«
»Davon gehe ich aus«, sagte ich, »obwohl ich Letzteres noch nicht ausprobiert habe und es daher nicht mit Sicherheit sagen kann.«
Geillis verschluckte sich an ihrem Tee und versprühte braune Tröpfchen auf ihrem Kleid. Sie tupfte achtlos darauf herum und betrachtete mich belustigt.
»Nun, ich habe es auch noch nicht getan, aber ich habe schon einmal jemanden brennen gesehen, Herzchen. Und ich glaube, sogar in einem Schlammloch zu liegen und dem eigenen Bauch beim Wachsen zuzusehen, ist besser als das.«
»Sie haben dich die ganze Zeit im Diebesloch gelassen?« Der silberne Löffel lag zwar kühl in meiner Hand, doch meine Handfläche begann zu schwitzen, als ich an das Diebesloch in Cranesmuir dachte. Der Hexerei angeklagt, hatte ich gemeinsam mit Geillis Duncan drei Tage dort verbracht. Wie lange hatte sie dort gehaust?
»Drei Monate«, sagte sie und blickte meditativ in ihren Tee. »Drei verdammte Monate Ungeziefer und kalte Füße, stinkende Essensreste und Grabgeruch auf meiner Haut.«
Dann blickte sie auf, und ihr Mund verzog sich zu einer Miene bitterer Belustigung. »Aber am Ende habe ich das Kind mit Stil bekommen. Als die Wehen angefangen haben, haben sie mich aus dem Loch geholt – da wäre ich wohl kaum noch weggelaufen, aye? –, und das Baby ist in meinem alten Schlafzimmer zur Welt gekommen, im Haus des Prokurators.«
Ihr Blick war ein wenig verschwommen, und ich fragte mich, ob sie wirklich nur Tee in ihrer Tasse hatte. Sie lächelte nostalgisch. »Sie haben mir das Baby in die Arme gelegt, und das grüne Licht fiel ihm ins Gesicht. Er sah wirklich aus, als wäre er ertrunken. Ich dachte, er würde sich kalt anfühlen, aber so war es nicht; er war warm. Warm wie die Eier seines Vaters.« Sie lachte plötzlich, ein widerwärtiger Ton.
»Warum sind Männer nur solche Narren? Am Schwanz kann man sie überall hinführen – eine Zeitlang. Dann schenkt man ihnen einen Sohn, und schon hat man sie wieder bei den Eiern. Aber das ist alles, was man für sie ist, ob sie nun kommen oder gehen – eine Fotze.«
Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Bei diesen Worten spreizte sie die Oberschenkel und hielt sich das Glas zu einem ironischen Salut über das Schambein, während sie an ihrer Wampe hinunterblickte.
»Nun denn, trinken wir darauf, sage ich. Es ist die größte Macht der Welt. Die Nigger wissen das wenigstens.« Achtlos trank sie einen großen Schluck. »Sie schnitzen kleine Statuen, nichts als Bauch, Fotze und Brüste. Genau wie es die Männer da tun, wo wir herkommen – du und ich.« Sie blinzelte mich grinsend an. »Du kennst doch die Zeitschriften, die es nur unter der Ladentheke gibt, aye?«
Ihre rotgeränderten grünen Augen hefteten sich auf Jamie. »Und Ihr kennt die Bildchen und die Bücher, die die Männer heute in Paris untereinander austauschen, nicht wahr, Fuchs? Es ist alles das Gleiche.« Sie wedelte mit der Hand und trank noch einen großen Schluck. »Der einzige Unterschied ist, dass die Nigger den Anstand besitzen, es anzubeten.«
»Sehr scharfsinnig von ihnen«, sagte Jamie ruhig. Er saß zwar angelehnt da und hatte die langen Beine scheinbar in aller Ruhe vor sich ausgestreckt, doch ich konnte die Anspannung in den Fingern sehen, mit denen er seine Tasse festhielt. »Und woher kennt Ihr die Bilder, die sich Männer in Paris ansehen, Mistress – Abernathy, richtig?«
Sie mochte ja beschwipst sein, aber ihre Sinne hatte sie dennoch beieinander. Bei seinem Ton hob sie abrupt den Kopf und lächelte ihn spöttisch an.
»Oh, Mistress Abernathy reicht. Als ich in Paris gelebt habe, habe ich einen anderen Namen getragen – Madame Melisande Robicheaux. Gefällt er Euch? Ich fand ihn ein wenig pompös, aber Euer Onkel Dougal hat ihn mir gegeben, also habe ich ihn behalten – aus Nostalgie.«
Meine freie Hand ballte sich zur Faust, unsichtbar in meinen Rockfalten. Ich hatte von Madame Melisande gehört, als wir in Paris lebten. Sie gehörte zwar nicht zur feinen Gesellschaft, hatte sich aber einen Namen gemacht, weil sie in die Zukunft blicken konnte; die Hofdamen konsultierten sie heimlich, um sich Rat in Bezug auf ihr Liebesleben, ihre Investitionen und ihre Schwangerschaften zu holen.
»Ich nehme an, du hättest den Damen einige interessante Dinge erzählen können«, sagte ich trocken.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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