»Nun denn. Also, wir haben ihn. Er ist der einzige ranghohe jakobitische Offizier hier; die inhaftierten Highlander betrachten ihn als ihr Oberhaupt. Demzufolge agiert er als Sprecher der Häftlinge, wenn sich Schwierigkeiten ergeben – und das wird geschehen, das versichere ich Euch.« Quarry war noch auf Strümpfen; jetzt setzte er sich und zog sich die langen Kavalleriestiefel über, um für den Schlamm im Freien gewappnet zu sein.
»
»Die Gefangenen gehorchen ihm fraglos; doch erteilt einen Befehl, ohne dass er ihn abgesegnet hat, und Ihr könntet auch genauso gut mit den Steinen auf dem Hof reden. Habt Ihr schon einmal mit Schotten zu tun gehabt? Oh, natürlich; Ihr habt ja im Regiment Eures Bruders in Culloden gekämpft, nicht wahr?« Quarry schlug sich vor die Stirn, um Vergesslichkeit zu heucheln. Verdammt! Der Mann
»Dann habt Ihr ja schon eine Vorstellung davon. Sturheit beschreibt es nur sehr unzulänglich.« Er wedelte mit der Hand, als wollte er ein ganzes Kontingent widerborstiger Schotten von sich weisen.
»Was bedeutet«, Quarry hielt inne und weidete sich an der Wirkung seiner Worte, »dass Ihr Frasers Wohlwollen braucht – oder zumindest seine Kooperationsbereitschaft. Ich habe ihn einmal in der Woche mit mir zu Abend speisen lassen, um gemeinsam die Lage zu besprechen, und fand, dass das sehr gut aufgenommen wurde. Vielleicht könntet Ihr es auch damit versuchen.«
»Das könnte ich vielleicht.« Greys Ton war zwar kühl, doch er hatte die Hände an den Seiten fest zusammengeballt. Wenn in der Hölle Eiszapfen wuchsen, dann würde er vielleicht mit James Fraser zu Abend speisen!
»Er ist ein gebildeter Mensch«, fuhr Quarry fort. Seine Augen, aus denen der Schabernack leuchtete, waren auf Greys Gesicht geheftet. »Ein deutlich interessanterer Gesprächspartner als die Offiziere. Spielt Schach. Ihr spielt doch auch hin und wieder, oder nicht?«
»Hin und wieder.« Seine Bauchmuskeln waren so verkrampft, dass er kaum Luft bekam. Konnte der dickschädelige Narr denn nicht endlich aufhören zu reden und einfach gehen?
»Ah, nun ja, dann überlasse ich Euch jetzt die Stellung.« Als ahnte er Greys Wunsch, schob sich Quarry die Perücke zurecht, dann nahm er seinen Umhang von dem Haken an der Tür und schwang ihn sich um die Schultern. Er wandte sich der Tür zu, den Hut in der Hand, dann drehte er sich um.
»Oh, eines noch. Wenn Ihr mit Fraser allein diniert – wendet ihm nicht den Rücken zu.« Die Scherzhaftigkeit, die Grey gerade noch so zur Weißglut getrieben hatte, war jetzt aus Quarrys Gesicht verschwunden; Grey blickte ihn zwar finster an, sah aber nichts, was darauf hindeutete, dass die Warnung ein Witz sein sollte.
»Ich meine es ernst«, sagte Quarry, plötzlich nüchtern. »Er trägt zwar Eisen, aber es ist leicht, einen Menschen mit der Kette zu erwürgen. Und er ist ein sehr hochgewachsener Kerl, dieser Fraser.«
»Ich weiß.« Zu seiner Wut konnte Grey spüren, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Um es zu verbergen, fuhr er herum und ließ sich die kalte Luft des halb geöffneten Fensters über die Züge wehen. »Aber«, sagte er an die regenglänzenden grauen Steine auf dem Hof gewandt, »wenn er tatsächlich so intelligent ist, wie Ihr sagt, wäre er doch gewiss nicht so töricht, mich inmitten des Gefängnisses in meinem eigenen Quartier zu attackieren? Welchem Zweck sollte das dienen?«
Quarry antwortete nicht. Nach einem kurzen Moment drehte Grey sich um und stellte fest, dass ihn sein Gegenüber nachdenklich betrachtete. Jede Spur von Humor war aus dem breiten, roten Gesicht gewichen.
»Es gibt Intelligenz«, sagte Quarry langsam. »Und es gibt andere Dinge. Doch vielleicht seid Ihr noch zu jung, um Hass und Verzweiflung aus nächster Nähe erlebt zu haben. Davon hat es in Schottland in den letzten zehn Jahren eine Menge gegeben.« Er neigte den Kopf und betrachtete den neuen Kommandeur von Ardsmuir mit der Überlegenheit des fünfzehn Jahre Älteren.
Major Grey
»Ich bin mir dieser Dinge bewusst, Oberst«, sagte er gleichmütig. Genau wie er war zwar auch Quarry ein jüngerer Sohn aus gutem Hause, doch der Oberst war dennoch der Ranghöhere; er musste sich beherrschen.
Quarrys leuchtender haselgrüner Blick ruhte nachdenklich auf ihm.
»Natürlich.«
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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