Mit einer plötzlichen Bewegung drückte er sich den Hut auf den Kopf. Er berührte sich an der Wange, wo die dunklere Linie einer Narbe die rötliche Haut zerschnitt; ein Souvenir des skandalösen Duells, dem er das Exil in Ardsmuir verdankt hatte.
»Weiß der Himmel, was Ihr getan habt, um hierhergeschickt zu werden, Grey«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Aber ich hoffe um Euretwillen, Ihr habt es verdient! Viel Glück!« Sein blauer Umhang wirbelte, und er war fort.
»Lieber den Teufel, den man kennt, als den, den man nicht kennt«, sagte Murdo Lindsay und schüttelte wehmütig den Kopf. »Der Hübsche Harry war gar nicht so schlecht.«
»Nein, das war er nicht«, stimmte Kenny Lesley zu. »Aber du warst doch auch schon hier, als er gekommen ist, oder? Er war um einiges besser als der verdammte Bogle, aye?«
»Aye«, sagte Murdo mit verständnislosem Gesicht. »Was willst du damit sagen, Mann?«
»Wenn der Hübsche also besser war als Bogle«, erklärte Lesley geduldig, »dann war der Hübsche doch der Teufel, den wir nicht kannten, und Bogle der, den wir kannten – aber der Hübsche war trotzdem besser, also irrst du dich, Mann.«
»Meinst du?« Murdo, den diese Argumentation hoffnungslos verwirrte, sah Lesley finster an. »Nein, das tue ich nicht.«
»Doch«, sagte Lesley, der jetzt die Geduld verlor. »Du irrst dich ständig, Murdo! Warum widersprichst du mir, wenn du doch nie recht hast?«
»Ich widerspreche doch gar nicht!«, protestierte Murdo entrüstet. »Du bist es doch, der mich Lügner nennt, nicht umgekehrt.«
»Nur, weil du unrecht hast, Mann!«, sagte Lesley. »Wenn du recht hättest, hätte ich kein Wort gesagt.«
»Ich habe aber nicht unrecht! Zumindest glaube ich das nicht«, murmelte Murdo, der sich nicht mehr genau erinnern konnte, was er wirklich gesagt hatte. Er wandte sich hilfesuchend an die hochgewachsene Gestalt, die in der Ecke saß. »Mac Dubh, hatte ich unrecht?«
Der hochgewachsene Mann räkelte sich sacht und lachte. Bei jeder Bewegung klirrte die Kette seiner Eisenfesseln leise.
»Nein, Murdo, du hast nicht unrecht. Aber wir können auch noch nicht sagen, ob du recht hast. Nicht, solange wir nicht gesehen haben, was für eine Sorte der neue Teufel ist, aye?« Da er sah, dass sich Lesleys Stirn in Falten zog, weil er weitere Einwände vorbereitete, hob er die Stimme und wendete sich an die ganze Zelle. »Hat schon jemand den neuen Verwalter gesehen? Johnson? MacTavish?«
»Ich«, sagte Hayes und schob sich bereitwillig nach vorn, um sich die Hände am Feuer zu wärmen. Es gab nur eine Feuerstelle in der großen Zelle, und es konnten immer nur höchstens sechs Mann auf einmal davorsitzen. Die anderen vierzig waren der bitteren Kälte überlassen und drängten sich in kleinen Gruppen umeinander, um sich zu wärmen.
Demzufolge herrschte die Übereinkunft, dass jedem, der etwas zu erzählen hatte oder ein Lied vortragen wollte, für die Dauer seines Vortrags ein Platz am Feuer zustand. Mac Dubh hatte gesagt, das sei Bardenrecht, dass man den Barden, die in die alten Burgen kamen, ein warmes Plätzchen und reichlich zu essen und zu trinken gab, im Namen der Gastfreundschaft des Burgherrn. Hier hatte zwar niemand etwas zu essen oder zu trinken übrig, doch das warme Plätzchen war garantiert.
Hayes entspannte sich, die Augen geschlossen und ein seliges Lächeln im Gesicht, während er die Hände nach der Wärme ausstreckte. Durch die nervösen Zuckungen zu seiner Rechten und Linken gewarnt, öffnete er jedoch die Augen hastig wieder und begann zu sprechen.
»Ich habe ihn gesehen, als er aus der Kutsche kam, und dann noch einmal, als ich einen Teller mit Naschwerk aus der Küche hinaufgebracht habe, während er mit dem Hübschen Harry geplaudert hat.« Hayes runzelte konzentriert die Stirn.
»Er ist blond und trägt die langen gelben Locken mit einem blauen Band zusammengebunden. Noch dazu hat er große Augen und lange Wimpern wie ein Mädchen.« Hayes zog vor seinen Zuhörern eine lüsterne Fratze und klimperte spöttisch mit den eigenen, kurzen Wimpern.
Durch das Gelächter ermuntert, fuhr er fort, indem er die Kleidung des neuen Verwalters beschrieb – »elegant wie ein Gutsherr« –, sein Gepäck und seinen Bediensteten – »einer dieser Sassenachs, die reden, als hätten sie sich die Zunge verbrannt« – und das, was er von den Worten des neuen Mannes mitbekommen hatte.
»Er hört sich ganz schlau an, als wüsste er, wovon er spricht«, sagte Hayes und schüttelte skeptisch den Kopf. »Aber er ist noch sehr jung – er sieht fast aus, als wäre er noch ein Kind, obwohl er vermutlich älter ist, als er aussieht.«
»Aye, er ist ein schmächtiger Kerl, kleiner als unser Angus«, meldete sich Baird zu Wort und wies mit einem Ruck seines Kopfes auf Angus MacKenzie, der verblüfft an sich hinunterschaute. Angus war zwölf gewesen, als er an der Seite seines Vaters in Culloden gekämpft hatte. Er hatte fast sein halbes Leben in Ardsmuir verbracht, und infolge der schlechten Ernährung im Gefängnis war er seitdem kaum noch gewachsen.
Алекс Каменев , Владимир Юрьевич Василенко , Глуховский Дмитрий Алексеевич , Дмитрий Алексеевич Глуховский , Лиза Заикина
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