Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Wir verstummten, und es wurde dunkler. Das Schwarz der Grube schien beinahe greifbar zu sein, eine Macht, die sich kalt und schwer auf meine Brust legte und mir die Lungen mit dem Geruch des Todes verstopfte. Schließlich kauerte ich mich so fest zusammen, wie ich konnte, legte den Kopf auf die Knie und gab das Ringen auf. Auf der Schwelle zwischen Kälte und Panik dämmerte ich beklommen ein.

»Dann liebst du den Mann also?«, fragte Geilie plötzlich.

Ich schrak zusammen und hob den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, über uns leuchtete ein einzelner Stern, doch er warf kein Licht in die Grube.

»Wen, Jamie?«

»Wen denn sonst?«, fragte sie trocken zurück. »Es ist sein Name, den du im Schlaf rufst.«

»Das war mir nicht klar.«

»Also?« Die Kälte lockte mich mit ihrem tödlichen Schlummer, doch Geillis’ bohrende Stimme zog mich noch einmal aus meiner Benommenheit.

Ich schlang die Arme um meine Knie und wiegte mich sacht hin und her. Vielleicht noch ein Tag, dann würden die Inspektoren eintreffen. Allmählich wurde es etwas spät für Ausflüchte, sei es mir selbst gegenüber, sei es vor sonst jemandem. Es fiel mir zwar immer noch schwer, mir einzugestehen, dass ich mich möglicherweise ernsthaft in Lebensgefahr befand. Doch allmählich verstand ich den Instinkt, der zum Tode Verurteilte dazu drängte, am Vorabend ihrer Exekution die Beichte abzulegen.

»Ich meine, ob du ihn wirklich liebst«, beharrte Geillis. »Nicht nur, ob du mit ihm schlafen willst; ich weiß, dass du das willst und dass er das auch will. Das wollen sie alle. Aber liebst du ihn?«

Liebte ich ihn? Über das körperliche Verlangen hinaus? Die Grube besaß die dunkle Anonymität eines Beichtstuhls, und eine Seele am Rand des Todes hatte keine Zeit für Lügen.

»Ja«, sagte ich und senkte den Kopf zurück auf meine Knie.

Eine Weile war es still in der Grube, und wieder stand ich kurz vor dem Einschlafen, als ich sie noch einmal sprechen hörte, als redete sie mit sich selbst.

»Dann ist es also möglich«, sagte sie nachdenklich.

Einen Tag später kamen die Inspektoren. Aus dem feuchten Diebesloch heraus konnten wir den Aufruhr bei ihrer Ankunft hören; die Rufe der Dorfbewohner und das Klappern der Pferdehufe auf der High Street. Dann wurde der Trubel leiser, denn die Prozession bewegte sich auf den weiter entfernten Dorfplatz zu.

»Da sind sie«, sagte Geillis, während sie der Aufregung auf der Straße lauschte.

Wir fassten uns automatisch an den Händen, denn die Angst war stärker als jede Feindseligkeit.

»Nun ja«, versuchte ich, mich tapfer zu geben, »vermutlich ist es ja besser zu verbrennen, als zu erfrieren.«

Erst einmal mussten wir allerdings weiter frieren. Erst am Mittag des nächsten Tages rumpelte die schwere Tür unseres Gefängnisses abrupt zur Seite, und man zerrte uns aus der Grube, um uns vor Gericht zu bringen.

Zweifellos im Interesse der Zuschauermassen fand die Sitzung auf dem Dorfplatz statt, vor dem Haus der Duncans. Ich sah, wie Geillis kurz zu den Rautenfenstern ihres Salons aufblickte, dann wandte sie sich ausdruckslos ab.

Es waren zwei kirchliche Inspektoren, die auf gepolsterten Hockern hinter einem Tisch saßen, den man auf dem Platz aufgestellt hatte. Der eine Richter war abnorm groß und dünn, der andere klein und kräftig. Sie erinnerten mich unwiderstehlich an Pat und Patachon aus der Stummfilmzeit; da ich ihre Namen nicht kannte, taufte ich den langen Kerl im Geiste Pat und den anderen Patachon.

Das Dorf war zum Großteil anwesend. Als ich mich umschaute, konnte ich eine ganze Reihe meiner ehemaligen Patienten sehen. Die Bewohner der Burg fielen allerdings durch Abwesenheit auf.

Es war John MacRae, der Dorfschulze von Cranesmuir, der die Anklageschrift gegen eine gewisse Geillis Duncan und eine gewisse Claire Fraser verlas, die beide vor dem Gericht der Kirche des Verbrechens der Hexerei angeklagt wurden.

»In der Form, dass die Angeklagten den Tod Arthur Duncans durch Hexerei herbeigeführt haben«, verkündete MacRae mit fester, ungerührter Stimme. »Und dass sie den Tod des ungeborenen Kindes der Janet Robinson herbeigeführt haben, dass sie das Boot des Thomas MacKenzie zum Sinken gebracht haben, dass sie eine verzehrende Krankheit der Eingeweide über das Dorf Cranesmuir gebracht haben …«

So ging es eine ganze Weile weiter. Colum war bei seinen Vorbereitungen gründlich vorgegangen.

Nach dem Verlesen der Anklage wurden die Zeugen aufgerufen. Die meisten waren Dorfbewohner, die ich nicht kannte; es waren keine meiner Patienten von der Burg darunter, eine Tatsache, für die ich dankbar war.

Zwar klangen die Zeugenaussagen oftmals einfach nur absurd, und andere Zeugen waren eindeutig für ihre Dienste bezahlt worden, doch manchmal haftete den Aussagen auch etwas Wahres an. Janet Robinson zum Beispiel, die von ihrem Vater vor das Gericht gezerrt wurde, bleich, zitternd und mit einem blauen Fleck auf der Wange, um zu bekennen, dass sie ein Kind von einem verheirateten Mann empfangen hatte und es mit Geillis Duncans Hilfe hatte abtreiben wollen.

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