Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Der Priester biss triumphierend die Zähne zusammen und schlug die Röcke seiner Soutane beiseite. Sein Oberschenkel war mit einem Verband umwickelt, der einen getrockneten Blutfleck hatte und mit gelbem Eiter durchtränkt war. Darüber und darunter war die bleiche Haut seines Beins geschwollen, und unheilvolle rote Streifen liefen von der unsichtbaren Wunde aufwärts.

»Großer Gott, Mann!«, sagte ich schockiert über den Anblick. »Ihr habt eine Blutvergiftung. Das muss behandelt werden, und zwar auf der Stelle, sonst sterbt Ihr!«

Ein schockiertes Raunen ging durch die Menge. Selbst Pat und Patachon schienen etwas verdattert.

Vater Bain schüttelte langsam den Kopf.

»Hört Ihr das?«, wollte er wissen. »Die Dreistigkeit dieser Frau kennt keine Grenzen. Sie verflucht mich – einen Mann Gottes! – mit dem Tod, vor dem Gericht der Kirche selbst!«

Das erregte Murmeln der Menge schwoll an. Vater Bain sprach weiter, etwas lauter jetzt, um in dem Lärm gehört zu werden.

»Ich überlasse es Euch, werte Herren, dem Urteil Eurer Augen und Ohren zu folgen und der Mahnung des Herrn: ›Die Hexen sollt ihr nicht am Leben lassen!‹«

Vater Bains dramatische Aussage setzte den Zeugenauftritten ein Ende. Vermutlich glaubte niemand, diese Darbietung übertreffen zu können. Die Richter verkündeten eine kurze Pause, und man holte ihnen Erfrischungen aus dem Wirtshaus. Für die Angeklagten waren derlei Annehmlichkeiten nicht vorgesehen.

Ich holte Luft und zerrte versuchsweise an meinen Fesseln. Das Leder der Riemen ächzte zwar ein wenig, doch es gab keinen Zentimeter nach. Das, dachte ich zynisch, während ich versuchte, meine Panik zu unterdrücken, musste doch eigentlich der Zeitpunkt sein, an dem der strahlende junge Held auf seinem Schimmel durch die Menge geritten kam, um die sich duckenden Dorfbewohner zurückzuschlagen und die ohnmächtig werdende Heldin vor sich auf den Sattel zu heben.

Doch mein strahlender junger Held war irgendwo im Wald unterwegs, ließ sich mit einer alternden Schwuchtel das Ale schmecken und metzelte unschuldige Rehlein. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dachte ich zähneknirschend, dass Jamie auch nur rechtzeitig zurückkehren würde, um meine Asche zur feierlichen Entsorgung an sich zu nehmen, ehe man mich in alle Winde verstreute.

Ich war so mit meiner wachsenden Angst beschäftigt, dass ich das Hufgetrappel zunächst gar nicht hörte. Erst als das Murmeln und die Blicke der Menge meine Aufmerksamkeit erregten, hörte ich das rhythmische Klappern auf dem Pflaster der High Street.

Das überraschte Raunen wurde lauter, und die Menge begann, sich vom Rand her zu teilen, um den Reiter durchzulassen, den ich nach wie vor nicht sehen konnte. So verzweifelt ich gerade noch gewesen war, jetzt regte sich doch ein winziger Funke unlogischer Hoffnung in mir. Was, wenn Jamie verfrüht zurückgekehrt war? Womöglich hatte er die Avancen des Herzogs nicht mehr ertragen, oder das Wild war zu spärlich gewesen? Was auch immer sein mochte, ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um das Gesicht des nahenden Reiters erkennen zu können.

Die Reihen der Zuschauer wichen widerstrebend zurück, als das Pferd, ein kräftiger Brauner, die Nase zwischen zwei Schulterpaare steckte. Vor den erstaunten Augen der Anwesenden – mich eingeschlossen – stieg Ned Gowans Strichmännchenfigur behende aus dem Sattel.

Auch Patachon betrachtete die schmale, adrette Gestalt vor seinen Augen verblüfft.

»Und Ihr seid, Sir?« Sein zurückhaltend höflicher Ton rührte vermutlich daher, dass der Besucher Schuhe mit Silberschnallen und einen Samtrock trug – es zahlte sich eben aus, für das Oberhaupt des MacKenzie-Clans zu arbeiten.

»Mein Name ist Edward Gowan, Sir«, sagte er präzise. »Anwalt.«

Pat ließ seine Schultern kreisen; sein Hocker hatte keine Lehne, und sein langer Oberkörper begann das zweifellos allmählich zu spüren. Ich starrte ihn festen Blickes an und wünschte ihm einen Bandscheibenvorfall. Wenn man mich schon auf den Scheiterhaufen bringen wollte, weil ich den bösen Blick hatte, sollte es sich wenigstens lohnen.

»Anwalt?«, brummte er. »Und was führt Euch hierher?«

Ned Gowans graue Perücke neigte sich zu einer äußerst gekonnten formellen Verbeugung.

»Ich bin hier, um Mrs. Fraser durch meine bescheidenen Dienste zu unterstützen, werte Herren«, erklärte er, »eine äußerst großherzige Dame, die ich persönlich als ebenso gütig und segensreich erlebt habe, großzügig und kundig bei der Anwendung der Heilkunst.«

Nicht schlecht, dachte ich beifällig. Eins zu null für uns. Ich konnte sehen, wie sich Geilies Mund zu einem halb bewundernden, halb verächtlichen Lächeln verzog. Ned Gowan war zwar nicht das, was man sich unter einem Märchenprinzen vorstellte, doch ich hatte nicht vor, ausgerechnet jetzt wählerisch zu sein. Mir war jeder Ritter recht.

Перейти на страницу:

Похожие книги