Mit einer Verneigung vor den Richtern und einer weiteren, nicht minder formellen Verbeugung in meine Richtung richtete sich Ned Gowan noch gerader auf als sonst, steckte beide Daumen in seinen Hosenbund und machte sich mit der ganzen Romantik seines alternden, tapferen Herzens bereit für den Kampf – ausgefochten mit der vom Gesetz bevorzugten Waffe der quälenden Langeweile.
Und er war wirklich langweilig. Mit der tödlichen Präzision eines automatischen Fleischwolfs legte er jeden einzelnen Anklagepunkt auf das Hackbrett seines prüfenden Blicks und zerschredderte ihn gnadenlos mit dem Messer des Gesetzbuchs und dem Hackbeil des Präzedenzfalls.
Es war ein nobler Auftritt. Er redete. Und er redete. Und er redete weiter. Gelegentlich hielt er respektvoll inne, scheinbar um auf Instruktionen von der Bank zu warten, in Wahrheit jedoch nur, um Luft zu holen für seinen nächsten Wortschwall.
Da mein Leben auf dem Spiel stand und meine gesamte Zukunft von der Eloquenz dieses dürren Männleins abhing, hätte ich ihm eigentlich jedes Wort von den Lippen ablesen müssen. Stattdessen ertappte ich mich schmählich beim Gähnen, ohne mir die Hand vor den Mund halten zu können, und ich trat von einem schmerzenden Fuß auf den anderen, während ich mir wünschte, sie würden mich sofort verbrennen und dieser Folter ein Ende setzen.
Den Zuschauern schien es nicht viel anders zu gehen; die Erregung des Morgens ging zunehmend in Langeweile über, und Mr. Gowans leise, gepflegte Stimme redete und redete und redete. Die ersten Leute verdrückten sich, weil ihnen plötzlich einfiel, dass sie Kühe hatten, die gemolken werden mussten, und Fußböden, die gewischt werden mussten. Sie konnten ja in der Gewissheit ruhen, dass unmöglich etwas Interessantes passieren würde, solange diese tödliche Stimme ihr Geleier fortsetzte.
Bis Ned Gowan schließlich die Grundzüge seiner Verteidigung dargelegt hatte, wurde es Abend, und der untersetzte Richter, den ich Patachon getauft hatte, verkündete, dass das Gericht am Morgen erneut zusammentreffen würde.
Nach einer kurzen, leisen Konferenz zwischen Ned Gowan, Patachon und John MacRae wurde ich zum Gasthaus geführt, flankiert von zwei kräftigen Dorfbewohnern. Ich warf noch einen Blick zurück und sah, dass man Geilie in die andere Richtung führte. Sie ging kerzengerade, ließ sich nicht hetzen und reagierte in keiner Weise auf ihre Umgebung.
Im dunklen Hinterzimmer des Gasthauses nahm man mir schließlich die Fesseln ab und brachte mir eine Kerze. Dann kam Ned Gowan herein.
»Ich habe nur ein paar Minuten mit Euch, meine Liebe, und musste hart darum kämpfen, also hört mir gut zu.« Der kleine Mann beugte sich zu mir hinüber, verschwörerisch im flackernden Kerzenschein. Seine Augen leuchteten, und bis auf die Tatsache, dass seine Perücke leicht verrutscht war, legte er keinerlei Anzeichen der Erschöpfung an den Tag.
»Mr. Gowan, ich bin so froh, Euch zu sehen«, sagte ich aufrichtig.
»Jaja, meine Liebe, aber dafür ist jetzt keine Zeit.« Er tätschelte mir freundlich, jedoch flüchtig die Hand.
»Es ist mir gelungen, sie dazu zu bewegen, Euren Fall getrennt von Mrs. Duncan zu behandeln, und das ist möglicherweise hilfreich. Anscheinend war es ursprünglich gar nicht beabsichtigt, Euch festzunehmen, und es geschah nur aufgrund Eurer Verbindung mit der H… – mit Mrs. Duncan. Dennoch«, fuhr er eilig fort, »befindet Ihr Euch in Gefahr, das will ich Euch nicht verhehlen. Die öffentliche Meinung im Dorf ist Euch gegenwärtig nicht wohlgesinnt. Was war nur in Euch gefahren«, wollte er unerwartet hitzig wissen, »Hand an dieses Kind zu legen?«
Ich öffnete den Mund, um zu antworten, doch er winkte ungeduldig ab.
»Ah, nun ja, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Was wir tun müssen, ist, die Tatsache auszureizen, dass Ihr Engländerin seid – nicht weil Ihr eine Fremde seid, sondern weil Ihr Euch hier nicht auskennt – , und die Sache so weit wie möglich in die Länge zu ziehen. Die Zeit ist auf unserer Seite, denn die schlimmsten dieser Prozesse finden in einem Klima der Hysterie statt, in dem es geschehen kann, dass solide Beweise verworfen werden, um den Blutdurst zu stillen.«
Blutdurst. Das traf es gut, jenes Gefühl, das ich in den Gesichtern der Menge gespürt hatte. Hier und dort sah ich zwar eine Spur von Zweifel oder Mitgefühl, doch man brauchte außergewöhnlichen Mut, um sich gegen eine solche Menge zu stellen, und in Cranesmuir herrschte großer Mangel an solchen Charakteren. Oder nein, verbesserte ich mich. Einen gab es – diesen kleinen, trockenen Anwalt aus Edinburgh, der so zäh war wie der alte Stiefel, dem er so frappierend ähnelte.
»Je länger wir brauchen«, fuhr Mr. Gowan sachlich fort, »desto wahrscheinlicher werden überhastete Handlungen. Daher«, sagte er, die Hände auf den Knien, »wird es morgen Eure Aufgabe sein, zu schweigen. Ich werde das Reden übernehmen, und ich bete, dass es Erfolg haben wird.«