Peter, der Wagenknecht, war so verdattert, dass er nicht den geringsten Widerstand leistete, als der Dorfschulze entschlossen vortrat und ihn beim Arm nahm. Mit offenem Mund sah er sich wild nach mir um, als er abgeführt wurde. Ich konnte mir nicht verkneifen, ihm mit einem kleinen Flattern meiner Finger nachzuwinken.
Nach dieser kurzen Auflockerung verschlechterte sich die Lage jedoch rapide. Es folgte eine ganze Prozession von Mädchen und Frauen, die schworen, dass sie Geillis Duncan Talismane und Tränke abgekauft hatten, um Krankheiten hervorzurufen, sich ungewollter Kinder zu entledigen oder einen Mann für sich zu gewinnen. Alle schworen ausnahmslos, dass die Zaubermittel funktioniert hatten – eine beneidenswerte Bilanz für eine Allgemeinpraktikerin, dachte ich zynisch. Mir sagte zwar niemand Derartiges nach, doch es gab mehrere, die – wahrheitsgemäß – sagten, dass sie mich oft in Mrs. Duncans Kräuterkammer beim Anrühren von Arzneien oder beim Zerstampfen von Kräutern gesehen hatten.
Selbst das wäre möglicherweise noch nicht fatal gewesen; es gab auch eine ähnlich große Anzahl von Leuten, die aussagten, dass ich sie geheilt hatte, und zwar einzig mit gewöhnlichen Heilmitteln, ohne jeden Zauberspruch, Talisman oder anderen Hokuspokus. Angesichts der Wucht der öffentlichen Meinung kostete es diese Leute einiges an Courage, vorzutreten und für mich auszusagen, und ich war ihnen dankbar dafür.
Mir schmerzten die Füße vom langen Stehen; die Richter saßen zwar relativ bequem, doch für die Gefangenen gab es keine Hocker. Als jedoch der nächste Zeuge erschien, vergaß ich meine Füße ganz und gar.
Mit einem dramatischen Instinkt, der Colum gut zu Gesicht gestanden hätte, schleuderte Vater Bain die Kirchentür auf und trat auf den Platz hinaus. Er humpelte schwer und stützte sich auf eine Eichenkrücke. Langsam näherte er sich der Mitte des Platzes und neigte vor den Richtern den Kopf, dann drehte er sich um und ließ den Blick über die Menge hinwegschweifen, bis der Lärm unter seinem ehernen Blick zu beklommenem Gemurmel erstorben war. Als er dann sprach, schlug seine Stimme zu wie ein Peitschenhieb.
»Es wird über euch gerichtet, ihr Bewohner von Cranesmuir! ›Vor ihm her ging Pestilenz, und Plage ging aus, wo er hintrat.‹ Aye, ihr habt zugelassen, dass man euch vom rechten Weg abbrachte! Ihr habt Wind gesät, und jetzt ist der Sturm über euch gekommen!«
Ich starrte ihn an, verblüfft über sein unerwartetes rhetorisches Talent. Oder vielleicht ließ er sich ja nur in Krisenzeiten zu solchen Redekünsten beflügeln. Das Donnern der schwülstigen Stimme fuhr fort.
»Die Pestilenz wird euch befallen, und ihr werdet an euren Sünden sterben, wenn ihr euch nicht reinigen lasst! Ihr habt die Hure von Babylon in eurer Mitte willkommen geheißen!« Das war vermutlich ich, dem giftigen Blick nach, den er mir zuwarf. »Ihr habt eure Seele an eure Feinde verkauft, ihr habt die englische Schlange an eurer Brust genährt, und die Rache des allmächtigen Herrn ist nun nah. ›Dass du nicht geratest an eines andern Weib, an eine Fremde, die glatte Worte gibt, denn ihr Haus neigt sich zum Tod und ihre Gänge zu den Verlorenen.‹ Bereut, ihr Leute, ehe es zu spät ist! Fallt auf die Knie, sage ich, und betet um Vergebung! Stoßt die englische Hure aus und widersagt euren Handel mit der Satansbrut!« Er griff nach dem Rosenkranz an seinem Gürtel und hielt das große Holzkreuz in meine Richtung.
Das war zwar alles äußerst unterhaltsam, doch ich konnte sehen, wie Pat zunehmend unruhig wurde. Professioneller Neid vielleicht.
»Äh, Hochwürden«, sagte der Richter mit einer kleinen Verneigung in Vater Bains Richtung, »habt Ihr der Anklage gegen diese Frauen etwas beizusteuern?«
»Das habe ich.« Nachdem er sein rednerisches Pulver verschossen hatte, war der kleine Priester jetzt ruhiger. Er hob den Zeigefinger drohend in meine Richtung, und ich musste mich zusammennehmen, um nicht einen Schritt zurückzutreten.
»Um die Mittagszeit des Dienstags vor zwei Wochen bin ich dieser Frau in den Gärten der Burg Leoch begegnet. Mit unnatürlichen Kräften hat sie ein Rudel Hunde auf mich gehetzt, so dass ich vor ihnen zu Boden ging und um mein Leben bangen musste. Ich wurde schwer am Bein verletzt und wollte mich von ihr entfernen. In ihrer Sündigkeit wollte sie mich verlocken, mit ihr zu gehen, und als ich ihren Listen widerstand, hat sie einen Fluch über mich gebracht.«
»Was für ein schauderhafter Unsinn!«, sagte ich entrüstet. »Das ist die lachhafteste Übertreibung, die ich je gehört habe!«
Vater Bains dunkle, wie im Fieber glänzende Augen richteten sich von den Inspektoren auf mich.
»Leugnet Ihr etwa, Weib, dass Ihr diese Worte zu mir gesagt habt? ›Kommt sofort mit mir, Priester, oder Eure Wunde soll eitern und verrotten‹?«
»Nun, etwas weniger dramatisch vielleicht«, räumte ich ein.