Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Die Dinge, die ich weiß …« Ich ging nicht weiter rückwärts, sondern blieb schwer atmend stehen und versuchte, mich in den Griff zu bekommen. »Ich weiß von Jack Randall, weil es mir erzählt wurde. Ich weiß, wann er geboren wurde und wann er sterben wird; ich weiß, was er getan hat und was er tun wird; ich weiß von Sandringham, weil … weil Frank es mir erzählt hat. Er wusste von Randall, weil er … er … o Gott!« Ich fühlte mich, als würde ich mich übergeben, und schloss die Augen, um die wirbelnden Sterne über mir nicht mehr sehen zu müssen.

»Und Colum … er glaubt, ich bin eine Hexe, weil ich weiß, dass Hamish nicht sein leiblicher Sohn ist. Ich weiß … dass er keine Kinder zeugen kann. Aber er dachte, ich wüsste, wer Hamishs Vater ist … Zuerst dachte ich, du wärst es, aber dann wurde mir klar, dass das nicht sein konnte, und …« Ich redete immer schneller, als könnte ich das Schwindelgefühl mit dem Klang meiner eigenen Stimme in Schach halten.

»Alles, was ich dir je über mich erzählt habe, ist wahr«, sagte ich und nickte wie verrückt, als wollte ich es mir selbst noch einmal versichern. »Alles. Ich habe keine Familie, ich habe keine Vergangenheit, weil es mich noch gar nicht gibt. Weißt du, wann ich geboren bin?«, fragte ich und blickte auf. Ich wusste, dass mein Haar in alle Richtungen abstand und mein Blick wild war, und es kümmerte mich nicht. »Am zwanzigsten Oktober im Jahr des Herrn neunzehnhundertachtzehn. Hörst du mich?«, wollte ich wissen, denn er blinzelte mich reglos an, als beachtete er keines meiner Worte. »Ich sagte neunzehnhundertachtzehn! In fast zweihundert Jahren! Hörst du?«

Ich schrie jetzt, und er nickte langsam.

»Ich höre dich«, sagte er leise.

»Ja, du hörst mich!«, kreischte ich. »Und du glaubst, dass ich völlig von Sinnen bin. Oder etwa nicht? Gib es doch zu! Das ist es, was du denkst. Das musst du doch denken, anders kannst du dir gar nicht erklären, was hier geschieht. Du kannst mir nicht glauben, das kannst du gar nicht wagen. Oh, Jamie …« Ich spürte, wie mir die Kontrolle über mein Gesicht entglitt. So lange hatte ich die Wahrheit für mich behalten, weil mir klar war, dass ich sie niemandem sagen konnte, und jetzt begriff ich, dass ich sie Jamie sagen konnte, meinem geliebten Mann, dem ich mehr vertraute als jedem anderen, und dass auch er mir nicht glaubte – mir nicht glauben konnte.

»Es waren die Steine – der Feenhügel. Der Steinkreis. Merlins Steine. Dort bin ich angekommen.« Ich keuchte jetzt, halb schluchzend, und mit jeder Sekunde wurde ich wieder hysterischer. »Es war einmal vor zweihundert Jahren. Es sind immer zweihundert Jahre in den Geschichten … aber in den Geschichten kehren die Leute auch immer zurück. Ich konnte nicht zurück.« Ich wandte mich ab, stolperte, versuchte, mich abzustützen. Vornübergebeugt ließ ich mich auf einen Felsen sinken und legte den Kopf in meine Hände. Im Wald breitete sich Stille aus, bis die kleinen Nachtvögel ihren Mut wiederfanden und einander erneut zu rufen begannen, während sie Jagd auf die letzten Insekten machten.

Schließlich blickte ich auf, weil ich dachte, er wäre vielleicht einfach aufgestanden und gegangen, überwältigt von dem, was ich ihm offenbart hatte. Doch er war noch da, saß da, die Hände auf die Knie gestützt, den Kopf gesenkt, als überlegte er.

Doch die Härchen auf seinen Armen glänzten im Schein des Feuers wie Kupferdrähte, und ich begriff, dass sie sich sträubten wie das Fell im Nacken eines Hundes. Er hatte Angst vor mir.

»Jamie«, sagte ich und spürte, wie mir die Einsamkeit das Herz brach. »Oh, Jamie.«

Ich setzte mich auf den Boden und kauerte mich zusammen, versuchte, mich um den Kern aus Schmerz zu krümmen. Jetzt war alles gleichgültig, und ich schluchzte mir das Herz aus dem Leib.

Seine Hände auf meinen Schultern richteten mich so weit auf, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Durch den Tränenschleier sah ich die Miene, die er sonst im Kampf trug. Sein Ringen war vorüber, und er war von Ruhe und Gewissheit erfüllt.

»Ich glaube dir«, sagte er entschlossen. »Ich verstehe es zwar nicht – noch nicht –, aber ich glaube dir, Claire! Hör mir zu! Zwischen dir und mir gibt es nur die Wahrheit, und was auch immer du mir erzählst, ich werde es glauben.« Er schüttelte mich sacht.

»Es spielt keine Rolle, was es ist. Du hast es mir erzählt. Das ist erst einmal genug. Sei still, a nighean donn. Leg den Kopf an mich und ruh dich aus. Den Rest kannst du mir später erzählen. Und ich werde dir glauben.«

Ich schluchzte immer noch und konnte nicht fassen, was er mir da sagte. Ich versuchte, mich ihm zu entwinden, aber er zog mich zu sich und hielt mich an sich gedrückt, schob meinen Kopf unter sein Plaid und sagte immer wieder: »Ich glaube dir.«

Endlich wurde ich vor Erschöpfung ruhig. Ich blickte zu ihm auf und sagte: »Aber du kannst mir doch gar nicht glauben.«

Er lächelte auf mich hinunter. Sein Mund zitterte ein wenig, doch er lächelte.

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