Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Der hochgewachsene junge Mann an meiner Seite hustete entschuldigend, um die Spannung im Zimmer zu lösen.

»Ich«, sagte er höflich. »Den anderen auch.« Mit steifen Schritten seines Holzbeins näherte er sich seiner vor Wut kochenden Frau, um ihr den Sohn abzunehmen und ihn wieder auf seinen Arm zu nehmen. »Die Leute sagen, dass er mir ähnlich sieht.«

Wenn man sie nebeneinander sah, hatten der Mann und der Junge sogar fast die gleichen Gesichter, solange man die runden Wangen des einen und die gekrümmte Nase des anderen außer Acht ließ. Die gleiche hohe Stirn, die gleichen schmalen Lippen. Die gleichen feinen Augenbrauen über den gleichen tief liegenden braunen Augen. Während Jamie die beiden anstarrte, nahm sein Gesicht eine Miene an, als hätte ihn ein Sandsack ins Kreuz getroffen. Er schloss den Mund und schluckte. Es war nicht zu übersehen, dass er keine Ahnung hatte, was er jetzt tun sollte.

»Ian«, sagte er schwach. »Dann seid ihr verheiratet?«

»Oh, aye«, antwortete sein Schwager fröhlich. »Anders wäre es ja wohl kaum denkbar, oder?«

»Ich verstehe«, murmelte Jamie. Er räusperte sich und nickte seinem frisch enthüllten Schwager zu. »Das ist, äh, das ist großherzig von dir, Ian. Sie zu nehmen, meine ich. Wirklich sehr großherzig.«

Da ich das Gefühl hatte, dass er jetzt vielleicht moralische Unterstützung brauchen könnte, trat ich an Jamies Seite und berührte seinen Arm. Der Blick seiner Schwester senkte sich nachdenklich auf mich, doch sie sagte nichts. Jamie sah sich um und schien verblüfft, mich hier vorzufinden, als hätte er meine Existenz vergessen. Was ja auch kein Wunder gewesen wäre, dachte ich. Doch er schien über die Unterbrechung erleichtert zu sein und streckte die Hand aus, um mich nach vorn zu ziehen.

»Meine Frau«, sagte er ziemlich abrupt. Er nickte Jenny und Ian zu. »Meine Schwester und ihr, äh …« Er verstummte, und Ian und ich wechselten ein stilles Lächeln.

Jenny hatte nicht vor, sich von solchen Nettigkeiten ablenken zu lassen.

»Was soll das heißen, es ist großherzig von ihm, mich zu nehmen?«, fragte sie, ohne mich weiter zur Kenntnis zu nehmen. »Als ob ich es nicht wüsste!«

Ian sah sie fragend an, und sie zeigte verächtlich auf Jamie. »Er meint, es war großherzig von dir, mich trotz meines Makels zu heiraten!« Das Prusten hätte von einer Person stammen können, die doppelt so kräftig war wie sie. »So ein dummes Geschwätz!«

»Makel?« Ian schien verblüfft zu sein, und Jamie beugte sich unvermittelt vor und packte seine Schwester fest am Oberarm.

»Hast du ihm etwa nicht von Randall erzählt?« Er klang völlig schockiert. »Jenny, wie konntest du Ian so etwas antun?«

Allein Ians Hand auf Jennys anderem Arm verhinderte, dass sie ihrem Bruder an die Gurgel ging. Ian dirigierte sie nun entschlossen hinter seinen Rücken, dann drehte er sich um und drückte ihr den kleinen Jamie in die Arme, so dass sie gezwungen war, nach dem Kind zu fassen, damit es nicht auf dem Boden landete. Dann legte Ian Jamie den Arm um die Schultern und schob ihn taktvoll in sichere Entfernung davon.

»Es ist zwar kaum ein Gesprächsthema für den Salon«, sagte er leise und ironisch, »aber vielleicht interessiert es dich zu erfahren, dass deine Schwester in ihrer Hochzeitsnacht noch Jungfrau war. Ich kann das schließlich beurteilen.«

Jennys Zorn verteilte sich jetzt mehr oder weniger gleichermaßen auf ihren Bruder und ihren Mann.

»Wie kannst du es wagen, so etwas in meiner Gegenwart zu sagen, Ian Murray!?«, herrschte sie ihn an. »Oder überhaupt! Meine Hochzeitsnacht geht niemanden etwas an außer mir und dir – schon gar nicht ihn! Am Ende führst du ihm noch das Laken aus dem Brautbett vor!«

»Nun, das würde ihn doch sicher zum Schweigen bringen, oder?«, entgegnete Ian beruhigend. »Komm schon, a nighean, du solltest dich nicht so aufregen, es ist schlecht für das Baby. Und das Geschrei macht dem kleinen Jamie Angst.« Er streckte die Arme nach seinem Sohn aus, der leise jammerte, sich aber noch nicht sicher zu sein schien, ob die Situation Tränen erforderte oder nicht. Ian sah mich an und wies mit einem Ruck seines Kopfes in Jamies Richtung.

Als sei das mein Stichwort, nahm ich Jamie beim Arm und zog ihn zu einem Armsessel in einer neutralen Ecke. Ian hatte Jenny ebenso auf dem Sofa plaziert und ihr den Arm auf die Schultern gelegt, um sie dort festzuhalten.

»Also.« Trotz seiner bescheidenen Art besaß Ian Murray unleugbar Autorität. Ich hatte die Hand auf Jamies Schulter liegen und konnte spüren, wie seine Anspannung langsam nachließ.

Das Zimmer erinnerte mich an einen Boxring, in dem die Kämpfer nervös zuckend in den Ecken saßen und unter der beruhigenden Hand ihrer Manager das Startsignal erwarteten.

Ian nickte seinem Schwager lächelnd zu. »Jamie. Gut, dich zu sehen, Mann. Wir sind froh, dass du zu Hause bist und deine Frau mitgebracht hast. Nicht wahr, a nighean?«, sprach er Jenny an, und der Druck seiner Finger auf ihrer Schulter verstärkte sich sichtlich.

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