Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Am zweiten Tag hat Mrs. Fitz nach dir gesucht. Sie hat mir erzählt, sie hätte sämtliche Mägde gefragt, ob sie dich gesehen hätten. Das war nicht der Fall, aber eins der Mädchen hat gesagt, sie meinte, du wärst möglicherweise ins Dorf gegangen – vielleicht hättest du dort irgendwo Unterschlupf gefunden.« Eins der Mädchen, dachte ich zynisch. Das eine Mädchen, das verdammt genau wusste, wo ich abgeblieben war.

Er rülpste leise und versuchte erst gar nicht, das Geräusch zu unterdrücken.

»So, wie es mir berichtet wurde, hat Mrs. FitzGibbons schließlich die ganze Burg auf den Kopf gestellt und Colum gezwungen, einen Mann ins Dorf zu schicken, als sie sicher war, dass du nicht zu finden warst. Und nachdem sie erfahren hatte, was geschehen war …« Ein Hauch von Belustigung erhellte sein finsteres Gesicht.

»Sie hat mir nicht alles erzählt, aber anscheinend hat sie Seiner Exzellenz das Leben noch mehr zur Hölle gemacht, als es ohnehin schon der Fall ist, und ihn bedrängt, dich mit Waffengewalt befreien zu lassen – ohne Erfolg, weil er sagte, dafür wäre alles schon zu weit fortgeschritten, und die Sache läge jetzt in den Händen der Inspektoren und so weiter. Das muss wirklich ein Anblick gewesen sein«, sagte er nachdenklich, »dieses Kräftemessen zweier so willensstarker Persönlichkeiten.«

Letztlich hatte offenbar keiner der beiden triumphiert – oder nachgegeben. Ned Gowan war es, der mit seinem Talent für Kompromisse den Mittelweg gefunden hatte, indem er anbot, selbst zum Prozess zu gehen, nicht als Vertreter des Burgherrn, sondern als unabhängiger Advokat.

»Hat sie geglaubt, ich könnte eine Hexe sein?«, fragte ich neugierig. Murtagh prustete.

»Ich bin noch keiner einzigen Frau begegnet, die an Hexen glaubt, ganz gleich, ob alt oder jung. Es sind die Männer, die denken, Frauen müssten von Verwünschungen und Magie beherrscht sein, wo es doch nur ihr natürlicher Charakter ist.«

»Allmählich wird mir klar, warum du nicht verheiratet bist«, sagte ich.

»Ach ja?« Er schob abrupt seinen Stuhl zurück, erhob sich und legte sich das Plaid um die Schultern.

»Ich muss weiter. Meine besten Wünsche an Jamie«, sagte er zu Jenny, die jetzt aus dem Eingangsflur zurückkam, wo sie einige Pächter begrüßt hatte. »Er hat sicherlich zu tun.«

Jenny reichte ihm einen großen, zugeknoteten Stoffbeutel, der Vorräte für eine ganze Woche zu enthalten schien.

»Ein Happen für den Heimweg.« Sie grinste ihn spitzbübisch an. »Vielleicht reicht der Inhalt ja wenigstens, bis du außer Sichtweite des Hauses bist.«

Er befestigte sich den Knoten des Beutels am Gürtel, nickte knapp und wandte sich zur Tür.

»Aye«, sagte er, »und wenn nicht, werdet ihr hinter dem Hügel die Krähen über meinem Gerippe kreisen sehen.«

»Als ob sie davon etwas hätten«, antwortete sie und betrachtete zynisch seine dürre Gestalt. »Ich habe ja schon Besenstiele gesehen, die besser genährt waren.«

Murtaghs mürrisches Gesicht blieb unverändert, doch in seinen Augen tauchte ein schwaches Glitzern auf.

»Oh, aye?«, sagte er. »Nun, ich sage dir, Kleine …« Ihre Stimmen entfernten sich im Flur, und sie wechselten weiter freundschaftliche Beleidigungen, bis sie schließlich in den Echos des Eingangsflurs untergingen.

Ich blieb noch einen Moment am Tisch sitzen und strich geistesabwesend über das warme Elfenbein von Ellen MacKenzies Armreifen. Als in der Ferne die Tür zuschlug, schüttelte ich mich und stand auf, um meinen Platz als Herrin von Lallybroch einzunehmen.

Schon an normalen Tagen herrschte rings um das Gutshaus ein ständiges Kommen und Gehen, doch am Quartalstag wirkte es wie ein Bienenstock. Den ganzen Tag über gaben sich die Pächter die Klinke in die Hand. Viele blieben gerade so lange, wie es dauerte, ihre Pacht zu entrichten; andere blieben, spazierten über das Anwesen, trafen sich mit Freunden und nahmen im Salon eine kleine Stärkung zu sich. Jenny, die in blauer Seide erstrahlte, und Mrs. Crook, die in gestärktes weißes Leinen gehüllt war, bewegten sich zwischen der Küche und dem Salon hin und her und beaufsichtigten die beiden Dienstmädchen, die unter enormen Tabletts voller Haferplätzchen, Früchtebrot, Obststreusel und anderen Süßigkeiten ächzten.

Jamie stellte mich den Pächtern im Speisezimmer und im Salon in aller Förmlichkeit vor, dann zog er sich mit Ian in das Studierzimmer zurück, um die Pächter einzeln zu empfangen, mit ihnen über die Frühjahrsaussaat zu sprechen, sich mit ihnen über die Woll- und Getreideverkäufe auszutauschen, die Umsätze zu notieren und alles für das nächste Quartal zu ordnen.

Ich fasste munter mit an, unterhielt mich mit den Pächtern, half, wenn nötig, bei ihrer Bewirtung und hielt mich manchmal einfach nur im Hintergrund, um das geschäftige Treiben zu beobachten.

Jamies Versprechen gegenüber der alten Frau am Mühlteich hatte ich nicht vergessen und wartete daher gespannt darauf, dass Ronald MacNab eintraf.

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