Wir schlenderten zum Haus zurück, die Arme umeinander gelegt. Die weißen Hofgebäude leuchteten bernsteinfarben in der untergehenden Sonne. Doch statt ins Haus zu gehen, führte mich Jamie auf die kleine Anhöhe hinter dem Herrenhaus. Hier setzten wir uns auf einen Zaun und konnten das ganze Hofgelände vor uns sehen.
Seufzend legte ich Jamie den Kopf an die Schulter. Als Erwiderung drückte er mich sacht.
»Das ist es, wozu du geboren bist, nicht wahr, Jamie?«
»Vielleicht, Sassenach.« Er ließ den Blick über die Felder und die Gebäude schweifen, die Katen und die Wege, dann senkte er den Kopf, und sein breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln.
»Und du, meine Sassenach? Wozu bist du geboren? Die Dame des Herrenhauses zu sein oder in den Feldern zu schlafen wie eine Zigeunerin? Heilerin zu sein, Professorengattin oder die Frau eines Gesetzlosen?«
»Ich bin für dich geboren«, sagte ich schlicht und breitete die Arme für ihn aus.
»Weißt du«, sagte er, als er schließlich losließ, »du hast es noch nie ausgesprochen.«
»Du auch nicht.«
»Doch. Kurz nach unserer Ankunft. Ich habe gesagt, dass ich dich mehr als alles andere will.«
»Und
Er lachte. »Vielleicht hast du recht, Sassenach.« Er strich mir das Haar aus dem Gesicht und küsste mich auf die Stirn. »Ich will dich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe – aber ich liebe dich, seit du in meinen Armen geweint hast und dich von mir hast trösten lassen, am ersten Tag in Leoch.«
Die Sonne sank hinter die schwarzen Kiefern am Horizont, und die ersten Sterne des Abends kamen hervor. Es war Mitte November, und die Abendluft war kalt, obwohl die Tage immer noch schön waren. Jamie, der vom Zaun geglitten war und jetzt auf der anderen Seite stand, neigte den Kopf und legte die Stirn an die meine.
»Du zuerst.«
»Nein, du.«
»Warum?«
»Ich habe Angst.«
»Wovor denn, meine Sassenach?« Die Dunkelheit wälzte sich über die Felder heran, legte sich über das Land und erhob sich, um mit dem Nachthimmel zu verschmelzen. Das Licht des Mondes zeichnete die Umrisse seiner Stirn und seiner Nase nach und legte sich auf sein Gesicht.
»Ich habe Angst, dass ich nie mehr aufhöre, wenn ich einmal anfange.«
Er warf einen Blick zum Horizont, wo der Mond allmählich höher stieg. »Es ist fast Winter, und die Nächte sind lang,
»Ich liebe dich.«
Kapitel 32
Harte Arbeit
Ein paar Tage später war ich kurz vor Sonnenuntergang auf dem Hügel hinter dem Haus damit beschäftigt, die Knollen einiger Lerchensporne auszugraben, die ich dort gefunden hatte. Als ich Schritte im Gras rascheln hörte, drehte ich mich um, weil ich dachte, es wären Jenny oder Mrs. Crook, die mich zum Essen rufen wollten. Stattdessen war es Jamie, dem das nasse Haar in Stacheln um den Kopf stand, weil er sich gerade für das Essen gewaschen hatte. Er war noch in seinem langen Hemd, das er sich für die Feldarbeit zwischen den Beinen zusammengeknotet hatte. Wortlos stellte er sich hinter mich, schlang die Arme um mich und legte mir das Kinn auf die Schulter. Zusammen sahen wir zu, wie die Sonne hinter den Kiefern versank, ganz in Gold und Rot gehüllt. Die Landschaft ringsum verblasste lautlos, doch wir blieben, wo wir waren, in Zufriedenheit gehüllt. Als sich schließlich die Dunkelheit über uns senkte, konnte ich Jenny unten im Haus rufen hören.
»Wir sollten besser gehen«, murmelte ich und regte mich widerstrebend.
»Mmm.« Jamie bewegte sich nicht, sondern hielt mich nur noch fester, während er weiter in den zunehmenden Schatten blickte, als versuchte er, sich jeden Stein und jeden Grashalm einzuprägen.
Ich drehte mich zu ihm um und legte ihm die Arme um den Hals.
»Was ist denn?«, fragte ich leise. »Müssen wir bald fort?« Mir sank das Herz bei dem Gedanken daran, Lallybroch zu verlassen, doch ich wusste, dass es zu gefährlich für uns war, noch länger zu bleiben; wir konnten jederzeit erneut Besuch von den Rotröcken bekommen, mit deutlich weniger erfreulichem Ausgang.
»Aye. Morgen oder spätestens übermorgen. Es sind Engländer in Knockchoilum; das ist zwar zwanzig Meilen von hier, aber bei schönem Wetter ist es nur etwas mehr als ein Tagesritt.« Ich machte Anstalten, mich in Bewegung zu setzen, doch Jamie schob mir den Arm in die Kniekehlen und hob mich hoch, um mich fest an seiner Brust zu halten.
Ich konnte die Wärme der Sonne noch auf seiner Haut spüren und den warmen Staubgeruch nach Schweiß und Haferhalmen riechen. Er hatte bei den letzten Erntearbeiten geholfen, und der Geruch erinnerte mich an einen Abend in der letzten Woche, an dem mir klargeworden war, dass mich Jenny, die stets freundlich und höflich war, endlich voll als Familienmitglied akzeptiert hatte.