Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Was ist denn heute hier los?«, wollte er wissen. »Man könnte ja glauben, es ist Maifeiertag, und die Knaben und Mägdelein sammeln Blümelein im Wald, nicht finsterster Winter kurz vor einem Schneesturm!«

»Das ist der Verwandte meines Mannes«, erklärte ich. »Wie ich Euch gesagt habe …«

Murtagh, der sich von der alles anderen als herzlichen Begrüßung nicht stören ließ, betrachtete die Gestalt mit dem Bärenpelz, als entledigte er sie im Geiste diverser Haare und Jahre.

»MacRannoch, nicht wahr?«, sagte er in beinahe vorwurfsvollem Ton. »Wart Ihr nicht vor einiger Zeit beim Gathering in Leoch?«

MacRannoch war nun mehr als verblüfft. »Vor einiger Zeit, ja, so kann man das auch ausdrücken! Himmel, das muss fast dreißig Jahre her sein. Woher wisst Ihr das, Mann?«

Murtagh nickte zufrieden. »Och, dachte ich mir. Ich war auch da. Und ich erinnere mich vermutlich aus demselben Grund an dieses Gathering wie Ihr.«

MacRannoch betrachtete den wettergegerbten kleinen Mann und versuchte seinerseits, dreißig Jahre von dessen faltiger Visage zu subtrahieren.

»Aye, ich kenne Euch«, sagte er schließlich. »Nicht mit Namen, aber ich kenne Euch. Ihr habt bei der Jagd einen verletzten Eber nur mit einem Dolch erlegt. Ein Prachtexemplar. Richtig, der MacKenzie hat Euch die Stoßzähne geschenkt – wunderschön, fast kreisrund. Gut gemacht, Mann.« Ein Ausdruck, der gefährlich nach Genugtuung aussah, huschte kurz über Murtaghs pockennarbige Wangen hinweg.

Ich fuhr zusammen, denn ich musste an die herrlichen, barbarischen Armreifen denken, die ich in Lallybroch getragen hatte. Von meiner Mutter, hatte Jenny gesagt, ein Geschenk eines Verehrers. Ich sah Murtagh mit großen Augen an. Selbst wenn man bedachte, dass dreißig Jahre verstrichen waren, schien er mir kaum ein Kandidat für zärtliche Leidenschaft zu sein.

Bei dem Gedanken an Ellen MacKenzie fielen mir ihre Perlen ein, die ich in den Saum meiner Tasche eingenäht hatte. Ich tastete nach dem freien Ende und zog sie ans Licht des Feuers.

»Ich kann Euch bezahlen«, sagte ich. »Ich würde nie erwarten, dass Eure Männer ihren Hals umsonst riskieren.«

Um einiges schneller, als ich es für möglich gehalten hätte, riss er mir die Perlen aus der Hand. Er starrte sie ungläubig an.

»Woher habt Ihr das?«, wollte er wissen. »Habt Ihr nicht gesagt, Euer Name ist Fraser?«

»Ja.« Trotz meiner Müdigkeit richtete ich mich kerzengerade auf. »Und die Perlen gehören mir. Mein Mann hat sie mir zu unserer Hochzeit geschenkt.«

»Hat er das?« Die heisere Stimme klang auf einmal gedämpft. Er wandte sich an Murtagh, ohne die Perlen loszulassen.

»Ellens Sohn? Ist der Mann dieser Kleinen etwa Ellens Sohn?«

»Aye«, antwortete Murtagh wie üblich ungerührt. »Wie Ihr sofort sehen würdet, wenn Ihr ihn zu Gesicht bekämt; er ist nämlich ihr Ebenbild.«

Endlich besann sich MacRannoch der Perlen, die er immer noch umklammert hielt. Er öffnete die Hand und strich sanft über das schimmernde Schmuckstück.

»Ich habe sie Ellen MacKenzie geschenkt«, sagte er. »Zur Hochzeit. Ich hätte sie ihr gern als meiner Frau geschenkt, doch da sie sich anders entschieden hatte – nun, ich hatte sie mir so oft an ihrem hübschen Hals vorgestellt, dass ich ihr gesagt habe, ich wollte sie nirgendwo anders sehen. Also habe ich sie gebeten, sie zu behalten und an mich zu denken, wenn sie sie trägt. Hm!« Er prustete kurz, weil er sich offensichtlich an etwas erinnerte, dann gab er mir die Perlen behutsam zurück.

»Sie gehören jetzt also Euch. Nun, tragt sie bei guter Gesundheit, Kleine.«

»Meine Chancen, das zu tun, würden um einiges besser stehen«, sagte ich und versuchte, meine Ungeduld angesichts dieser Sentimentalitäten zu zügeln, »wenn Ihr mir helfen würdet, meinen Mann zurückzubekommen.«

Sein kleiner rosiger Mund, der gerade noch gedankenverloren gelächelt hatte, spannte sich mit einem Mal an.

»Ah«, sagte Sir Marcus und zupfte an seinem Bart, »ich verstehe. Aber wie ich ja schon eingewendet habe, Kleine, ich wüsste nicht, wie das gehen soll. Ich habe eine Frau und drei Kinder zu Hause. Aye, ich würde einiges für Ellens Jungen tun. Aber das, worum Ihr bittet, ist ein bisschen viel.«

Plötzlich versagten mir die Beine, und ich plumpste auf den Hocker und ließ Kopf und Schultern hängen. Die Verzweiflung zerrte an mir wie ein Anker, der mich in die Tiefe riss. Ich schloss die Augen und zog mich an einen dunklen Ort in meinem Inneren zurück, wo es nichts gab als schmerzende graue Leere und wo der Klang von Murtaghs Stimme, die immer noch argumentierte, nicht mehr als ein leises Kläffen war.

Es war Rindermuhen, das mich aus meiner Betäubung riss. Ich hob den Blick und sah MacRannoch wie einen Wirbelwind aus der Kate laufen. Als er die Tür öffnete, kam kalte Winterluft herein, und draußen brüllten Rinder und Männer um die Wette. Die Tür schlug hinter dem pelzigen Giganten zu, und ich sah Murtagh an, um ihn zu fragen, was wir als Nächstes tun sollten.

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