Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Seine Miene verschlug mir die Sprache. Ich hatte ihn bis jetzt selten anders als mit einem Ausdruck mürrischer Geduld gesehen, doch jetzt leuchtete er geradezu vor unterdrückter Erregung.

Ich fasste seinen Arm. »Was ist denn? Sag es mir, schnell!«

»Die Rinder! Sie gehören MacRannoch!«, war alles, was er sagen konnte, ehe MacRannoch wieder in die Kate kam und einen schlaksigen jungen Mann vor sich herschubste.

Mit einem letzten Stoß drückte er den Mann flach an die verputzte Wand der Kate. Anscheinend hielt MacRannoch viel von direkter Konfrontation; er versuchte es mit derselben Nase-an-Nase-Technik, die er vorhin auch bei mir benutzt hatte. Der junge Mann, der entweder weniger gefasst oder weniger müde war als ich, wich nervös so weit wie möglich an die Wand zurück.

MacRannoch fing liebenswürdig und besonnen an. »Absalom, Mann, ich habe dich vor drei Stunden losgeschickt, damit du vierzig Rinder zusammentreibst. Ich habe dir gesagt, dass es sehr wichtig ist, sie zu finden, weil es gleich einen verdammt heftigen Schneesturm geben wird.« Die sorgsam modulierte Stimme erhob sich allmählich. »Und dann höre ich draußen Rinder brüllen und sage mir, ah, Marcus, da ist ja Absalom wieder und hat sie alle gefunden, was für ein guter Junge. Jetzt können wir alle heimgehen und am Feuer auftauen, und das Vieh ist im Stall in Sicherheit.«

Eine riesige Faust hatte sich in Absaloms Jacke gekrallt. Der Stoff begann sich in seinen kräftigen Fingern zu verdrehen.

»Und dann gehe ich ins Freie, um dir zu gratulieren, weil du deine Sache gut gemacht hast, und fange an, die Tiere zu zählen. Und wie viele zähle ich, Absalom, mein lieber Junge?« Die Stimme hatte sich jetzt zu einem ausgewachsenen Brüllen erhoben. Marcus MacRannoch besaß zwar keine sonderlich tiefe Stimme, aber die geballte Wucht seiner Lungen hätte für drei normal große Männer ausgereicht.

»Fünfzehn!«, schrie er und zerrte den unglücklichen Absalom auf die Zehenspitzen hoch. »Fünfzehn Tiere findet er, von vierzig! Und wo ist der Rest? Wo? Draußen im Schnee, wo sie erfrieren werden!«

Murtagh hatte sich unterdessen lautlos in eine dunkle Ecke zurückgezogen. Aber ich beobachtete sein Gesicht und sah die Belustigung in seinen Augen aufglänzen. Plötzlich begriff ich, was er mir hatte sagen wollen, und ich wusste, wo Rupert war. Oder wenn schon nicht genau, wo er war, so doch zumindest, was er im Moment machte. Und ich begann leise zu hoffen.

Es war jetzt stockfinster. Die Lichter der Festung drangen schwach durch den Schnee wie die Laternen eines versunkenen Schiffs. Während ich mit meinen beiden Begleitern unter den Bäumen wartete, ging ich im Geiste zum tausendsten Mal alles durch, was schiefgehen konnte.

Würde sich MacRannoch an seinen Teil der Abmachung halten? Wenn er seine kostbaren reinrassigen Highlandrinder zurückbekommen wollte, würde er nicht anders können. Würde Sir Fletcher MacRannoch glauben und auf der Stelle eine Durchsuchung der Gefängnisverliese anordnen? Vermutlich – der Baronet war ein Mann, den man besser ernst nahm.

Ich hatte zugesehen, wie die Rinder eins nach dem anderen durch den Graben verschwanden, der zu der verborgenen Hintertür führte, mit kundiger Hand gelenkt von Rupert und seinen Männern. Aber würden sie es schaffen, die Tiere durch diese Tür zu treiben, eins nach dem anderen? Und wenn ja, was würden sie tun, wenn sie erst im Inneren waren, halb wilde Rinder, die plötzlich in einem steinernen Korridor voller gleißender Fackeln gefangen waren? Nun, vielleicht würde es ja funktionieren. Der Korridor selbst würde sich nicht allzu stark von ihrem mit Steinen gefliesten Stall unterscheiden, und auch dort gab es Fackeln und Menschengeruch. Wenn sie so weit kamen, konnte der Plan womöglich gelingen. Es war unwahrscheinlich, dass Randall um Hilfe rufen würde, aus Angst, dass seine eigenen kleinen Spielchen auffliegen würden.

Die Viehtreiber sollten sich so weit wie möglich von der Festung entfernen, sobald die Tiere ihren chaotischen Kurs eingeschlagen hatten, und dann wie der Teufel reiten, bis sie das Gebiet der MacKenzies erreichten. Randall war unwichtig; was konnte er schon allein unter diesen Umständen tun? Doch was, wenn der Rest der Garnison zu früh auf den Lärm aufmerksam wurde? Da es Dougal ja schon widerstrebt hatte, seinem Neffen zum Ausbruch aus dem Gefängnis zu verhelfen, konnte ich mir gut vorstellen, wie er toben würde, wenn mehrere MacKenzies festgenommen wurden, weil sie dort eingebrochen waren. Auch dafür wollte ich lieber nicht verantwortlich sein, selbst wenn Rupert mehr als bereit gewesen war, es zu riskieren. Ich kaute an meinem Daumen und versuchte, mich zu beruhigen, indem ich an die vielen Tonnen soliden, schalldämpfenden Granits dachte, die die Verliese von dem darüberliegenden Gefängnis trennten.

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