Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Mit beträchtlicher Geistesgegenwart legte Sir Marcus Jamie die Hand in den Nacken und drückte ihm den Whiskybecher an die Lippen. Jamie zuckte zwar zusammen, weil der Alkohol in seinem verletzten Mund brannte, doch er leerte den Becher in einem Zug, ehe er den Kopf wieder hinlegte. Seine Augen richteten sich auf mich, etwas vernebelt vor Schmerz und vom Whisky, aber dennoch mit einem belustigten Leuchten. »Kühe?«, fragte er. »Waren das wirklich Kühe, oder habe ich das geträumt?«

»Etwas anderes habe ich in der kurzen Zeit nicht hinbekommen«, antwortete ich und strahlte vor Erleichterung, ihn lebend und bei Bewusstsein zu sehen. Ich legte ihm die Hand auf den Kopf und drehte ihn ein Stück, um mir einen großen Bluterguss oberhalb des Wangenknochens anzusehen. »Du siehst furchtbar aus. Wie fühlst du dich?«, fragte ich mit der Macht langer Gewohnheit.

»Lebendig.« Er kämpfte sich auf einen Ellbogen hoch, um kopfnickend einen zweiten Whiskybecher von Sir Marcus entgegenzunehmen.

»Meinst du wirklich, du solltest so viel auf einmal trinken?«, fragte ich, während ich versuchte, seine Pupillen auf Anzeichen für eine Gehirnerschütterung abzusuchen. Er vereitelte es mir, indem er die Augen schloss und den Kopf zurücklegte.

»Ja«, sagte er und reichte Sir Marcus den leeren Becher zurück. Dieser trug ihn erneut zu seiner Karaffe hinüber.

»Nein, das reicht fürs Erste, Marcus.« Lady Annabelle, die jetzt erneut wie die Sonne im Osten erschien, gebot ihrem Mann mit einem gebieterischen Zirpen Einhalt. »Der Junge braucht starken heißen Tee, nicht noch mehr Whisky.« Der Tee folgte ihr auf dem Fuße, in einer Silberkanne, getragen von einer Bediensteten, die sich durch die Tatsache, dass sie noch im Nachthemd war, in ihrer natürlichen Überlegenheit nicht erschüttern ließ.

»Heißen starken Tee mit reichlich Zucker«, korrigierte ich.

»Und vielleicht einem kleinen Schlückchen Whisky«, sagte Sir Marcus, der im Vorübergehen zielsicher den Deckel von der Teekanne hob und einen großzügigen Schluck aus seiner Karaffe hinzufügte. Jamie nahm die dampfende Tasse dankbar entgegen und hob sie wortlos zum Salut in Sir Marcus’ Richtung, ehe er die heiße Flüssigkeit vorsichtig an seinen Mund führte. Seine Hand zitterte furchtbar, und ich schlang meine Finger darum, um die Tasse zu führen.

Weitere Bedienstete brachten jetzt ein transportables Feldbett herbei, eine Matratze, weitere Decken, noch mehr Verbände und heißes Wasser und eine große Holzkiste mit den Arzneivorräten des Haushalts.

»Ich dachte, wir arbeiten am besten hier am Feuer«, erklärte Lady Annabelle mit ihrer bezaubernden Vogelstimme. »Hier haben wir mehr Licht, und es ist bei weitem der wärmste Ort im Haus.«

Unter ihrer Anleitung fassten zwei der kräftigeren Dienstboten jeweils ein Ende der Decke, auf der Jamie auf dem Bauch lag, und verlagerten sie mitsamt ihrem Inhalt auf das Feldbett, das jetzt vor dem Feuer stand. Ein weiterer Bediensteter stocherte geschäftig in der Glut, um die wachsenden Flammen zu nähren. Das Dienstmädchen, das uns den Tee gebracht hatte, zündete mit geübten Bewegungen die Wachskerzen des Kandelabers auf der Anrichte an. Lady Annabelle mochte ja das Aussehen eines Singvogels haben, doch sie besaß eindeutig die Seele eines Oberfeldwebels.

»Ja, jetzt, da er wach ist, je eher, desto besser«, sagte ich. »Habt Ihr ein flaches Brett, etwa einen halben Meter lang«, fragte ich, »einen stabilen Gurt und vielleicht ein paar gerade Latten, ungefähr so lang?« Ich hielt die Finger etwa zehn Zentimeter auseinander. Einer der Bediensteten verschwand in der Dunkelheit wie ein Flaschengeist, dem mein Wunsch Befehl war.

Das ganze Haus schien etwas Magisches an sich zu haben, vielleicht durch den Kontrast zwischen der brüllenden Kälte im Freien und der herrlichen Wärme hier im Inneren – oder vielleicht auch nur, weil ich so erleichtert war, Jamie nach so vielen Stunden der Angst und Sorge geborgen zu wissen.

Schwere dunkle Möbel glänzten frisch poliert im Kerzenschein, auf der Anrichte glitzerte Silber, und eine Sammlung zarter Glas- und Porzellanstücke dekorierte den Kaminsims, ein bizarrer Gegensatz zu der blutigen, entstellten Gestalt davor.

Es wurden keine Fragen gestellt. Wir waren Sir Marcus’ Gäste, und Lady Annabelle verhielt sich so, als sei es etwas ganz Alltägliches, dass jemand um Mitternacht hier auftauchte und ihr auf den Teppich blutete. Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass dies möglicherweise nicht der erste derartige Besuch war.

»Schlimm«, sagte Sir Marcus, der die zertrümmerte Hand mit der Erfahrung betrachtete, die er auf dem Schlachtfeld erworben hatte. »Und wahrscheinlich furchtbar schmerzhaft. Aber es wird Euch vermutlich nicht umbringen, oder?« Er richtete sich auf und wandte sich in vertraulichem Ton an mich.

Перейти на страницу:

Похожие книги