Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Claire«, sagte er leise, »wir sind vielleicht zwei Meilen von Wentworth entfernt. Ich soll morgen an den Galgen. Was auch immer aus Randall geworden ist, die Engländer werden bald merken, dass ich nicht mehr da bin.«

Ich biss mir auf die Lippe. Er hatte recht. Meine unbeabsichtigte Befreiung der anderen Gefangenen mochte ja vorübergehend für Verwirrung sorgen, doch irgendwann würden sie die Köpfe zählen, und die Suche würde beginnen. Und dank der extravaganten Fluchtmethode, die ich gewählt hatte, würde sich das Augenmerk der Engländer bald auf Eldridge Manor richten.

»Wenn wir Glück haben«, fuhr seine leise Stimme fort, »wird der Schnee die Suche hinauszögern, bis wir fort sind. Wenn nicht …« Er zuckte mit den Schultern und blickte in die Flammen. »Claire, ich lasse nicht zu, dass sie mich noch einmal mitnehmen. Und betäubt zu sein, hilflos hier zu liegen, wenn sie kommen, und dann vielleicht wieder in Ketten in einer Zelle aufzuwachen … Claire, das könnte ich nicht ertragen.«

Mir hingen die Tränen an den Wimpern. Mit großen Augen sah ich ihn an; ich wollte nicht blinzeln, damit sie mir nicht über die Wangen liefen.

Er schloss die Augen zum Schutz vor der Hitze des Feuers. Die Glut verlieh seinen weißen Wangen einen flüchtigen Anschein der Röte und Gesundheit. Ich konnte sehen, wie sich seine langen Halsmuskeln bewegten, als er schluckte.

»Nicht weinen, Sassenach«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. Er streckte die gesunde Hand aus und berührte mein Bein, um mich zu beruhigen. »Ich gehe davon aus, dass wir hier sicher sind. Wenn ich es für wahrscheinlich halten würde, dass man uns erwischt, würde ich kaum eine meiner letzten Stunden damit verschwenden, dich eine Hand verarzten zu lassen, die ich nicht mehr brauche. Bitte geh mir Murtagh holen. Dann möchte ich etwas zu trinken, und wir bringen es hinter uns.«

Da ich am Tisch mit meinen Vorbereitungen beschäftigt war, konnte ich nicht hören, was er zu Murtagh sagte, doch ich beobachtete, wie die beiden ihre Köpfe kurz zusammensteckten. Dann berührte Murtaghs sehnige Hand den jüngeren Mann sacht am Ohr – eine der wenigen Stellen, an denen er nicht verletzt war.

Murtagh nickte kurz zum Abschied und glitt auf die Tür zu. Wie eine Ratte, dachte ich, die an der Wandverkleidung entlanghuscht, um nicht aufzufallen. Ich war hinter ihm, als er in den Korridor trat, und erwischte ihn am Plaid, ehe er ganz durch die Eingangstür entwischte.

»Was hat er dir gesagt?«, wollte ich wissen. »Wohin gehst du?«

Der hagere kleine Mann zögerte kurz, dann antwortete er gleichmütig: »Ich soll mit Absalom Richtung Wentworth reiten und aufpassen. Falls sich Rotröcke hierher aufmachen, soll ich sie überholen und dich und ihn verstecken, wenn die Zeit dazu reicht. Danach soll ich mit drei Pferden von hier fortreiten, um etwaige Verfolger von Eldridge abzulenken. Es gibt in diesem Haus einen Keller; wenn sie nicht zu gründlich suchen, könnte er reichen.«

»Und wenn die Zeit nicht zum Verstecken reicht?« Ich sah ihn scharf an und beschwor ihn zu antworten.

»Dann soll ich ihn umbringen und dich mitnehmen«, antwortete er prompt. »Ob du willst oder nicht«, fügte er mit einem boshaften Grinsen hinzu und wandte sich zum Gehen.

»Einen Moment!«, sagte ich, und er blieb stehen. »Kannst du einen Dolch entbehren?«

»Brauchst du einen? Hier?« Er ließ den Blick durch den opulenten, friedlichen Eingangsflur mit seinem biblischen Deckengemälde und seinen Wandverkleidungen aus Leinen schweifen.

Die Tasche, in der ich meinen Dolch gehabt hatte, war so zerfetzt, dass sie nicht mehr zu benutzen war. Ich nahm den Dolch, den er mir entgegenhielt, und steckte ihn mir im Rücken zwischen Gürtel und Mieder fest, wie ich es bei den Zigeunerfrauen gesehen hatte.

»Man weiß ja nie, oder?«, sagte ich ungerührt.

Nachdem meine Vorbereitungen abgeschlossen waren, tastete ich Jamies zerschmetterte Hand so sanft wie möglich ab, um mir ein Bild des Schadens zu machen und zu entscheiden, was zu tun war. Er atmete scharf ein, wenn ich eine besonders schlimme Stelle berührte, hielt die Augen aber geschlossen, als ich mich langsam an jedem einzelnen Knochen und Gelenk entlangtastete, um genau festzustellen, wo sich die Brüche und Verrenkungen befanden. »Entschuldige«, murmelte ich.

Dann nahm ich seine gesunde Hand und tastete mich sorgfältig an den Fingern beider Hände entlang, um sie zu vergleichen. Da ich weder auf ein Röntgengerät noch auf große Erfahrung zurückgreifen konnte, musste ich mich auf mein eigenes Empfinden verlassen, um die zertrümmerten Knochen wieder zu richten.

Das erste Gelenk war unversehrt, doch ich glaubte, dass das zweite Fingerglied eine Fissur hatte. Ich drückte etwas fester zu, um die Länge und Richtung der Fissur bestimmen zu können. Die verletzte Hand verharrte reglos in meinen Fingern, doch die gesunde krümmte sich unwillkürlich zusammen.

»Entschuldige«, murmelte ich erneut.

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