Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Danke, Vater«, erwiderte Jamie, der bereits halb eingeschlafen war. Da ich sah, dass er mich vermutlich bis zum Morgen nicht mehr brauchen würde, berührte ich ihn zum Abschied wortlos an der Schulter und folgte dem Mönch in den Korridor hinaus.

»Danke«, sagte ich. »Ich bin Euch wirklich dankbar für Eure Hilfe.«

Der Mönch winkte mit einer eleganten Handbewegung ab.

»Es war mir eine Freude, Euch helfen zu können«, sagte er, und mir fiel auf, dass er exzellent Englisch sprach, wenn auch mit schwachem französischem Akzent. »Ich bin auf meinem Weg zur Ägidiuskapelle durch den Gästeflügel gekommen, als ich die Schreie gehört habe.«

Ich zuckte zusammen, als ich nur an diese heiseren, grauenvollen Schreie dachte, und hoffte, dass ich sie nie wieder hören musste. Verwundert warf ich einen Blick zum Fenster am Ende des Korridors, doch ich sah noch keine Spur der Dämmerung hinter dem Fensterladen.

»Zur Kapelle?«, fragte ich überrascht. »Aber ich dachte, das Morgengebet wird in der Kirche gesungen. Und auch dafür ist es doch gewiss noch etwas früh.«

Der Mönch lächelte. Er war noch recht jung, vielleicht Anfang dreißig, doch sein seidiges braunes Haar war schon mit Grau durchzogen. Es war kurz geschnitten und mit einer kreisrunden Tonsur versehen. Er hatte einen gepflegten braunen Bart, dessen Spitzen gerade eben den tiefen gerollten Kragen seiner Kutte berührten.

»Sehr früh für das Morgengebet«, pflichtete er mir bei. »Ich war auf dem Weg zur Kapelle, weil ich an der Reihe bin, meinen Platz bei der ewigen Anbetung des heiligen Sakramentes einzunehmen.« Er sah sich noch einmal nach Jamies Zimmer um, wo eine Stundenkerze halb drei anzeigte.

»Ich komme zu spät«, sagte er. »Bruder Bartholome möchte sicher ins Bett.« Er hob die Hand, um mich rasch zu segnen, machte auf dem Sandalenabsatz kehrt und war durch die Schwingtür am Ende des Korridors verschwunden, ehe ich die Geistesgegenwart aufbringen konnte, ihn nach seinem Namen zu fragen.

Ich trat in das Zimmer, um noch einmal nach Jamie zu sehen. Er schlief jetzt wieder und atmete ungehindert, doch seine Stirn war leicht gerunzelt. Ich fuhr ihm versuchsweise mit der Hand über das Haar. Das Stirnrunzeln entspannte sich ein wenig, dann kehrte es zurück. Ich seufzte und steckte ihm abermals sorgfältig die Decken fest.

Am Morgen ging es mir zwar deutlich besser, doch Jamies Gesicht war eingefallen, und er fühlte sich unwohl nach der unruhigen Nacht. Er wehrte sich heftig gegen alle Vorschläge, ihm eine heiße Brühe oder Weincreme zum Frühstück zu bringen, und er fuhr mich gereizt an, als ich versuchte, den Verband an seiner Hand zu kontrollieren.

»Kannst du mich denn in Gottes Namen nicht in Ruhe lassen, Claire! Ich will einfach nicht mehr, dass jemand an mir herumfingert!«

Er entriss mir die Hand und blickte finster vor sich hin. Stumm wandte ich mich ab und beschäftigte mich damit, die Töpfchen und Arzneipäckchen auf dem Tisch aufzuräumen und nach ihrer Wirkung zu sortieren: Ringelblumensalbe und Pappelbalsam zur Wundheilung und Hautberuhigung, Weidenrinde, Kirschbaumrinde und Kamille als Tee, Johanniskraut, Knoblauch und Schafgarbe zur Desinfektion.

»Claire.« Ich drehte mich um und sah ihn mit einem beschämten Lächeln im Bett sitzen.

»Es tut mir leid, Sassenach. Mich hindert der Bauch, und ich habe heute Morgen verdammt schlechte Laune. Das entschuldigt aber nicht, dass ich dich so anfahre. Vergibst du mir?«

Ich ging rasch zu ihm und nahm ihn vorsichtig in die Arme.

»Du weißt, dass es da nichts zu verzeihen gibt. Aber was meinst du damit, dich kneift der Bauch?« Nicht zum ersten Mal dachte ich, dass Intimität und Romantik nicht unbedingt dasselbe sind.

Er verzog das Gesicht, verschränkte die Arme vor dem Bauch und beugte sich sacht vor. »Es bedeutet«, sagte er, »dass es mir sehr lieb wäre, wenn du mich eine Weile allein lassen würdest. Wenn es dir nichts ausmacht?« Ich leistete seiner Bitte nun sowohl hastig als auch verständnisvoll Folge und ging meinerseits frühstücken.

Auf dem Rückweg vom Refektorium erspähte ich kurz darauf eine gepflegte Gestalt in der schwarzen Robe der Franziskaner, die im Innenhof auf den Kreuzgang zusteuerte. Ich beeilte mich, den Pater einzuholen.

»Vater!«, rief ich. Er wandte sich um und lächelte, als er mich sah.

»Guten Morgen«, begrüßte er mich. »Madame Fraser, ist das richtig? Und wie geht es Eurem Gemahl heute Morgen?«

»Besser«, sagte ich und hoffte, dass das stimmte. »Ich wollte mich noch einmal bei Euch bedanken. Ihr wart letzte Nacht fort, ehe ich Euch nach Eurem Namen fragen konnte.«

Klare haselgrüne Augen glitzerten mich an, als er sich mit der Hand über dem Herzen vor mir verneigte. »FranÇois Anselm Mericoeur d’Armagnac, Madame«, stellte er sich vor. »Das ist zumindest mein Geburtsname. Heute nur noch als Vater Anselm bekannt.«

»Anselm vom fröhlichen Herzen?«, fragte ich lächelnd. Er zuckte mit den Schultern.

»Ich gebe mir Mühe«, antwortete er und verzog ironisch den Mund.

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